Augustiner-Chorherren-Museum:"Wir sind einzigartig in Deutschland"

Das Augustiner-Chorherren-Museum in Markt Indersdorf erhält den Bayerischen Museumspreis - auch ein Lohn für die ehrenamtliche Arbeit des Heimatvereins. Vorsitzender Anton Wagatha ist euphorisch.

Interview von Robert Stocker, Markt Indersdorf

In dem Projekt steckt viel Idealismus und harte Arbeit: Im Oktober 2014 eröffnete der Indersdorfer Heimatverein das Augustiner-Chorherren-Museum neben der Klosterkirche. Jahrelang sanierten ehrenamtliche Mitarbeiter das denkmalgeschützte Ensemble Mesnerhaus und Schneiderturm, feilten an einem Museumskonzept und trugen bemerkenswerte Exponate zusammen. Die Einrichtung ist das einzige Museum in Bayern, das sich in einer Dauerausstellung mit dem Leben und Wirken der Augustiner Chorherren beschäftigt. Die Arbeit des Heimatvereins wird jetzt belohnt. Die Versicherungskammer Kulturstiftung gab bekannt, dass das Haus den Bayerischen Museumspreis in der Kategorie ehrenamtlich geführte Museen erhält. Im Gespräch mit der Dachauer SZ erläutert Vereinsvorsitzender Anton Wagatha, welche Bedeutung und Folgen die Auszeichnung für das Museum hat und wie es sich weiterentwickeln könnte.

SZ: Herr Wagatha, haben Sie die Auszeichnung schon gebührend begossen?

Wagatha (lacht): Nein, noch nicht. Der Preis wird im November übergeben. Dann werden wir mit den Mitgliedern ausgiebig feiern. Die Verleihung findet im Barocksaal des Klosters statt, damit wir alle einladen können. Das ist ja eine Sache des gesamten Heimatvereins, nicht nur von ein paar Leuten.

Waren Sie von der Auszeichnung überrascht?

Ja, sehr. Am Montagabend voriger Woche hat Frau Pellengahr, die Leiterin der nichtstaatlichen Museen in Bayern angerufen, und gesagt, dass sie mir persönlich eine Nachricht übermitteln will. Ich fragte: Ja, was denn? Sie sagte, dass wir den Preis bekommen. Das ist ja nicht irgendeine Auszeichnung, sondern Deutschlands bedeutendster Museumspreis. Dabei geht es nicht um Museumsprofis, die vom Staat beschäftigt und unterhalten werden. Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Mit dieser überregionalen Auszeichnung werden die Mitarbeiter für ihre freiwillige Arbeit belohnt.

Augustiner-Chorherren-Museum: Im Oktober 2014 eröffnete der Indersdorfer Heimatverein das Augustiner-Chorherren-Museum neben der Klosterkirche.

Im Oktober 2014 eröffnete der Indersdorfer Heimatverein das Augustiner-Chorherren-Museum neben der Klosterkirche.

(Foto: Toni Heigl)

Welche Bedeutung hat der Preis für Verein und Museum? Glauben Sie, dass von der Auszeichnung neue Impulse ausgehen?

Ich hoffe es. Schließlich hat eine überregionale Institution, die Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, unser Projekt und unsere Arbeit gewürdigt.

Wird das Augustiner-Chorherren-Museum mit der Auszeichnung werben?

Natürlich werden wir damit werben. Der Preis wurde ja von einer neutralen Stelle vergeben, nicht vom Ort oder vom Landkreis. Ich selbst habe die Prüfungskommission durch das Museum geführt, die sich als solche nicht zu erkennen gab. Die Mitglieder waren inkognito hier. Ich wusste nicht, dass es die ausschlaggebende Führung für die Auszeichnung war, sonst wäre ich sehr nervös gewesen. Alle waren von der Ausstellung sehr angetan. Unser Museum ist einzigartig in Deutschland, und der Preis wird für ganz Bayern vergeben. Ganz wichtig ist mir die Würdigung der ehrenamtlichen Arbeit. Alle Mitarbeiter und Mitglieder können sehr stolz darauf sein.

Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert - ein warmer Geldregen für den Verein. Wie sieht es generell mit den Finanzen aus?

Die jährlichen Fixkosten kriegen wir in den Griff, die können wir über die ehrenamtliche Mitarbeit, die Mitgliedsbeiträge oder den Büchermarkt schultern. Aber wir haben an die 400 000 Euro Schulden, die wir unbedingt zurückzahlen wollen. Wir sind in Verhandlungen mit der Gemeinde Markt Indersdorf und dem Landkreis, damit sie uns dabei unterstützen. Wir wissen nicht, wie lange dieser niedrige Zinssatz bleibt. Der hohe Schuldenberg drückt noch auf uns. Doch die 10 000 Euro sind eine tolle Sache.

Augustiner-Chorherren-Museum: Anton Wagatha, Vorsitzender des Heimatvereins.

Anton Wagatha, Vorsitzender des Heimatvereins.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Glauben Sie, dass die Auszeichnung noch mehr Besucher anlockt?

Ich hoffe schon. Das ist schließlich ein bedeutender Preis. Wir werden damit in Flyern werben. Mit den Besucherzahlen sind wir aber zur Zeit sehr zufrieden.

Wird die Ausstellung um weitere Exponate erweitert?

Wir werden sicher immer wieder etwas Neues dazu bekommen, wenn es die finanzielle Situation erlaubt. Die Konzeption wird im Großen und Ganzen erhalten bleiben. Wir planen jedoch jedes Jahr eine neue Wechselausstellung. Die Schau "70 Jahre nach Kriegsende im Landkreis Dachau" ist bei den Besuchern sehr gut angekommen.

Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter hat angeregt, dass die Museen im Landkreis ein Netzwerk gründen und sich als Verbund präsentieren. Unterstützen Sie diese Idee?

Ja, da sind wir voll integriert. Die nächste Sitzung von Museumsleuten findet bei uns im Augustiner-Chorherren-Museum statt. Auch Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter ist dabei. Demnächst kommt ein Flyer zu diesem Thema heraus, den wir in den Museen auslegen werden. Wir arbeiten alle eng zusammen, denn die Museen können nur in Zusammenarbeit existieren. Ein Museumsführer für den Landkreis wäre ein Traum. Man muss nur daran denken, was wir allein in Indersdorf mit dem Augustiner-Chorherren-Museum, der Klosterkirche und dem Kreuzgang bieten können. Wenn jetzt noch die Umgehungsstraße kommt und die Klostergaststätte mit dem Biergarten wieder eröffnet wird, wäre die Situation perfekt. Die Kombination Kultur und Gastronomie ist sehr wichtig. Wir könnten bei den Führungen mit dem Wirt zusammenarbeiten. Unser Museum lockt Besucher an. Davon profitieren auch Indersdorfer Betriebe.

Wie werden die Besucher des Museums betreut?

Wir haben zehn feste Museumsführer, die jederzeit zur Verfügung stehen. Sie werden von Elly Ott, unserer wissenschaftlichen Begleiterin, ausgebildet. Sie sucht immer wieder Referenten für ein Fachgebiet. Auch Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter und Heimatforscher Werner Liebhart haben schon Vorträge für die Führer gehalten.

Das Augustiner-Chorherren-Museum in Markt Indersdorf, Marienplatz, ist bis Sommerferienbeginn zu den üblichen Zeiten, Freitag und Samstag von 13 bis 16 Uhr, Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Während der Sommerferien bleibt es nur am Sonntag geöffnet. Mitglieder des Heimatvereins Markt Indersdorf e.V. erhalten im Museum noch bis Ende Juli während der Öffnungszeiten bevorzugt Karten zu je 25 Euro pro Person (maximal zwei Karten pro Mitglied) für das Gastspiel des Kabarettisten Helmut Schleich, der am Samstag, 24. Oktober, im Barocksaal des Klosters auftritt. Anschließend gibt es Restkarten im freien Verkauf.

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