Markt Indersdorf:Weitere Unterkünfte dringend gesucht

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Das Landratsamt rechnet damit, dass bis Ende des Jahres 1900 Asylbewerber im Landkreis Dachau leben werden. Seit Freitag dient die Indersdorfer Tennishalle erneut als Notunterkunft, doch die Plätze reichen nicht aus

Von Manuel Kronenberg, Markt Indersdorf

Das Landratsamt Dachau muss sich auf noch höhere Flüchtlingszahlen bis zum Jahresende einstellen als bisher angenommen. Die offizielle Prognose wurde erneut erhöht, nachdem erst kürzlich die geschätzte Zahl für die Bundesrepublik auf 800 000 Asylbewerber angepasst wurde. Nun informierte die Regierung von Oberbayern die Landräte über die neue Prognose. Demnach müssen im Landkreis Dachau voraussichtlich 1878 Asylbewerber untergebracht werden, wie Landrat Stefan Löwl (CSU) der SZ mitteilte. Seit Freitag dient die Indersdorfer Tennishalle erneut als Notunterkunft für bis zu 140 Flüchtlinge. Im Landratsamt sind unterdessen die Grenzen der Belastbarkeit erreicht. Es fehlt an Personal. Einige Mitarbeiter mussten ihre Urlaube stornieren, sagt Löwl.

Bisher war die Bezirksregierung offiziell noch von 1200 Menschen ausgegangen. Das Landratsamt hatte aber schon länger mit 1800 Flüchtlingen bis zum Jahresende gerechnet und entsprechend viele Unterkunftsplätze vorbereitet. Noch in diesem Jahr werden zwei Traglufthallen im Landkreis aufgestellt, in denen jeweils 300 Menschen ein Schlafplatz geboten werden kann. Die erste Halle wird in Karlsfeld an der Einsteinstraße östlich des Kreisverkehrs auf dem freien Feld im Gewerbegebiet errichtet. Am 21. September soll sie bezogen werden. Die zweite Halle wird Mitte Oktober in Bergkirchen aufgestellt. Anfang 2016 soll eine dritte Halle folgen. Allerdings sei in der neuen Prognose von 1878 Flüchtlingen die Fehlbelegung nicht mit einkalkuliert, erklärt Landrat Löwl. Das heißt, dass zusätzlich noch Menschen untergebracht werden müssen, die zwar Asyl erhalten und bleiben dürfen, die aber nicht aus der Unterkunft ausziehen können, weil sie keine Wohnung finden. Schon jetzt muss also von einer noch höheren Zahl ausgegangen werden. "Ich rechne damit, dass es knapp über 1900 Flüchtlinge sein werden", sagt Löwl. Das Landratsamt müsse deshalb prüfen, wo im Landkreis 100 bis 150 weitere Plätze für Asylbewerber eingerichtet werden können.

Ein Bett, medizinische Betreuung, Essen: Die Flüchtlinge sind in der Tennishalle mit dem Notwendigsten versorgt. Nun beginnt die Zeit des Wartens. (Foto: Toni Heigl)

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Bayern und insbesondere in München ankommen, ist in den vergangenen Tagen und Wochen weiterhin stark angestiegen. Deshalb unterrichtete die Regierung von Oberbayern das Landratsamt Dachau bereits am vergangenen Mittwoch, dass der Landkreis die Münchner Bayernkaserne bei der Erstaufnahme entlasten und kurzfristig zwischen 120 und 140 Asylbewerber aufnehmen müsse. Die Flüchtlinge wurden am Freitag mit drei Bussen in die Tennishalle im Indersdorfer Gewerbegebiet gebracht, die als Notunterkunft dient. Dort wurden sie registriert und einem Gesundheitscheck unterzogen. Etwa vier bis acht Wochen werden die Asylbewerber nun in Indersdorf bleiben. In diesen Wochen werden sie zu allen weiteren nötigen Untersuchungen geschickt. Ob Männer, Frauen oder Kinder kommen, aus welchen Herkunftsländern sie stammen, ob kranke oder besonders hilfsbedürftige Menschen dabei sind, erfahren die Mitarbeiter des Landratsamtes immer erst bei der Ankunft der Flüchtlinge. Die Tennishalle in Markt Indersdorf ist beinahe durchgehend in Benutzung. Entweder für regulär zugewiesene Flüchtlinge oder als Außenstelle der Bayernkaserne. Deshalb konnte sie auch nach dem erneuten Inkrafttreten des Notfallplans innerhalb eines Tages nutzbar gemacht werden, sagt Löwl. "Die Halle musste nur durchgeputzt werden." Der Landkreis ist verpflichtet, im Notfall Platz für 300 Asylbewerber bereitzustellen. Da in der Tennishalle in Markt Indersdorf nur 144 Betten stehen, wurden auch in der Berufsschulturnhalle Reserveplätze geschaffen. In dieser Halle sind momentan ebenfalls vorübergehend Asylbewerber untergebracht. Da die Berufsschulturnhalle aber nach den Sommerferien wieder für den Sport freigegeben werden soll, müsse sich das Landratsamt um eine weitere Halle umsehen, die in Zukunft als Notunterkunft dienen kann, erklärt Löwl. Welche das sein wird, soll im September entschieden werden.

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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