Markt Indersdorf:Wasser, stopp!

Seit 44 Jahren ist Heinrich Schmalenberg für die Feuerwehr im Landkreis aktiv, doch richtig brenzlig wurde es bei Einsätzen nie für ihn. Am Freitag wird der Kreisbrandrat mit einer großen Feier verabschiedet

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Der Job eines Feuerwehrmanns ist kein Zuckerschlecken - und er kann manchmal gefährlich sein. Seit 44 Jahren ist Heinrich Schmalenberg bei den Brandbekämpfern aktiv, bei vielen Einsätzen stand er an vorderster Front. Doch richtig brenzlig wurde es nie für ihn. "Ich selbst habe immer Glück gehabt", blickt der Indersdorfer auf seine lange Dienstzeit zurück. Das heißt: mit einer Ausnahme. Bei einem Einsatz am Indersdorfer Bahnhof, damals noch als "Schütze Arsch", wie der Kreisbrandrat sagt, zog er sich einen Bänderriss zu. Er trat auf einen Wasserschlauch und knickte um. Aber sonst kam er immer heil zurück.

Der Landkreis blieb in den vergangenen Jahren von größeren Katastrophen verschont. Auch die Hochwassereinsätze im Jahr 2013 waren nicht so dramatisch wie in diesem Juni in Niederbayern. Viele Einsätze haben Schmalenberg aber trotzdem geprägt. Schwere Verkehrsunfälle, denen auch Kinder zum Opfer fielen. Oder der Großbrand im Januar 2015 in einer Schreinerei in Taxa. Es herrschten winterliche Verhältnisse mit glatten Straßen. "Ich war froh, dass alle gut am Einsatzort ankamen", erinnert sich Schmalenberg. "Und beim Einsatz selbst ist Gott sei Dank auch nichts passiert."

Markt Indersdorf: Alles im Griff: Heinrich Schmalenberg (rechts) mit Konrad Thonhauser als Einsatzleiter beim Großbrand in der Dachauer Squash-Insel 2012.

Alles im Griff: Heinrich Schmalenberg (rechts) mit Konrad Thonhauser als Einsatzleiter beim Großbrand in der Dachauer Squash-Insel 2012.

(Foto: Toni Heigl)

Jetzt ist es für den 62-Jährigen Zeit, aus Sicht eines Feuerwehrmanns Bilanz zu ziehen. Zuletzt war er sechs Jahre lang Kreisbrandrat, bei weitem nicht das einzige Amt, das er inne hatte. Schmalenberg fing bei der Indersdorfer Feuerwehr an und wurde schließlich Ortskommandant. Von 1994 bis 2004 war er Kreisjugendwart und baute die Jugendarbeit der Feuerwehr auf. 2004 stieg er zum Kreisbrandinspektor auf. Damit war er auch Stellvertreter von Rudi Reimoser, den er 2010 als Kreisbrandrat ablöste. Die Kommandanten der 67 Ortsfeuerwehren stimmten mit überwältigender Mehrheit für ihn. An diesem Freitag, 15. Juli, tritt Schmalenberg seinerseits ab. Nicht nur die Weggefährten von der Feuerwehr werden ihm einen großen Bahnhof bereiten. Auch aus der Kommunalpolitik ist alles da, was Rang und Namen hat. Landrat, Bezirkstagspräsident, Landtagsabgeordnete und Bürgermeister. Vertreter der Regierung werden kommen, auch Mitarbeiter befreundeter Rettungsorganisationen wie BRK und THW sind eingeladen. Um 18 Uhr geht die Feier mit etwa 160 Gästen im Wirtshaussaal in Ried los. "Der Doll ist voll", sagt Schmalenberg. Was ihn bei der Feier erwartet, weiß er nicht genau. "Ich weiß nur, dass ich kommen muss."

Der Posten des Kreisbrandrats ist ein Ehrenamt, für den es eine Aufwandsentschädigung gibt. Doch er ist kein Job, den man einfach so im Vorbeigehen macht. Einmal im Monat steht eine Dienstversammlung mit den Kreisbrandinspektoren und Kreisbrandmeistern an, zweimal pro Jahr ein Treffen mit den Kommandanten der Ortsfeuerwehren. Auch auf Bezirks- und Landesebene gibt es Dienstversammlungen, bei denen Fachvorträge gehalten werden oder über gesetzliche Änderungen im Feuerwehrwesen gesprochen wird. Ein Kreisbrandrat organisiert auch Übungen und Schulungen. Und er muss große Einsätze koordinieren. Während der Amtszeit von Schmalenberg erhielten viele Ortsfeuerwehren eine neue Ausrüstung, auch der Digitalfunk wurde eingeführt. Der scheidende Kreisbrandrat brachte zudem ein wichtiges Projekt auf den Weg: den Bau eines zentralen Notfalllagers für Katastrophenfälle, in dem Pumpen oder Füllgeräte für Sandsäcke aufbewahrt werden. Der Landkreis hat das Grundstück bereits gekauft, die Planungen sind angelaufen.

Markt Indersdorf: "Ich habe gute Erfahrungen fürs Leben gemacht und tolle Leute kennengelernt", sagt Heinrich Schmalenberg.

"Ich habe gute Erfahrungen fürs Leben gemacht und tolle Leute kennengelernt", sagt Heinrich Schmalenberg.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Schmalenberg ist jetzt 62 Jahre alt, im September wird er 63. Für aktive Feuerwehrleute ist das die Altersgrenze. Auch wenn es diese Beschränkung nicht gäbe, hätte sich Schmalenberg für das Amt des Kreisbrandrats nicht mehr zur Verfügung gestellt. Die Zeit bei der Feuerwehr will er nicht missen. "Ich habe gute Erfahrungen fürs Leben gemacht und tolle Leute kennen gelernt", sagt Schmalenberg. Aber die Belastungen in Führungspositionen seien sehr groß. Bei so einem Ehrenamt muss auch der Arbeitgeber mitspielen, der den Mitarbeiter freistellen muss. Schmalenbergs Nachfolger Franz Bründler verbindet seinen Beruf mit dem Ehrenamt. "Meine Feuerwehr-Kumpel werden mir abgehen", sagt Schmalenberg. Aber ab und zu wird er sie wieder treffen.

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