Umspannwerk Neuried:Anwohner fühlen sich im Stich gelassen

Umspannwerk Neuried: Quelle: SZ-Karte

Quelle: SZ-Karte

  • Bau des Umspannwerks ist erforderlich, um den überschüssigen Strom aus dem Versorgungsgebiet Markt Indersdorf abzuleiten.
  • Interessengemeinschaft wirft Bürgermeister Franz Obesser vor, sich nicht an der Suche nach einem geeigneten Grundstück beteiligt zu haben.
  • Erst nach langem Ringen kam es zu einer Einigung mit dem Bayernwerk.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Die Anwohner sehen das geplante Umspannwerk bei Neuried und das Verhalten der Gemeinde bei dem Projekt nach wie vor kritisch. Sie widersprechen der Darstellung der Kommune, der Widerstand der Anlieger habe sich gelegt, weil für das Umspannwerk ein Standort gefunden wurde, mit dem alle Beteiligten leben könnten. Das Grundstück gehörte einem Anlieger und liegt weiter von der nächsten Wohnbebauung entfernt als ein ursprünglich vom Bayernwerk favorisiertes Areal. Zu dieser Lösung, schreibt die Interessengemeinschaft Neurieder Bürger in einer Stellungnahme, habe die Gemeinde aber nichts beigetragen. "Die lokale Politik schmückt sich mit fremden Federn", kritisieren die Anwohner des geplanten Umspannwerks.

Die Interessengemeinschaft wirft Bürgermeister Franz Obesser vor, sich an der Suche nach einem geeigneten Grundstück nicht beteiligt zu haben. Auf einer Bürgerversammlung habe er aber seine Hilfe zugesagt. Stattdessen habe sich die Interessengemeinschaft intensiv mit dem Bayernwerk auseinandergesetzt, um eine passende Lösung zu finden. Wie der Grundstücksbesitzer der SZ erklärte, waren die Verhandlungen mit dem Stromkonzern äußerst hart. Erst nach langem Ringen kam es zu einer Einigung. "Leider ergriff weder der neue Gemeinderat noch der Bürgermeister die Chance, ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen", heißt es in dem Schreiben der Anlieger weiter. Bürgermeister und Verwaltung hätten sich immer auf ihre Neutralitätspflicht berufen, "um die Steuereinnahmen nicht zu gefährden, die letztendlich durch das Umspannwerk sprudeln".

Beherztes Eingreifen

Dass das Projekt jetzt nicht direkt neben den Wohnhäusern entsteht, sei nur dem beherzten Eingreifen der Neurieder zu verdanken. Zudem merken die Anlieger kritisch an, dass die Erdkabel zum Umspannwerk unmittelbar an den Häusern vorbeiführen werden. Als Grund dafür sieht die Interessengemeinschaft die Kosten: Für das Bayernwerk sei es günstiger, Wegerechte der Gemeinde geltend zu machen statt geeignete Flächen für die Verlegung der Kabel zu kaufen.

Die Neurieder Bürger fühlen sich nicht nur von der Gemeinde allein gelassen, sondern von Anfang an auch schlecht informiert. Die Pläne für das Umspannwerk seien der Gemeinde bereits seit Jahren bekannt. Doch erst durch den Protest der vergangenen Monate seien scheibchenweise Informationen geflossen.

Als das Bayernwerk vor mehr als einem Jahr nach einem Grundstück suchte, gingen die Bewohner der umliegenden Ortsteile auf die Barrikaden. Auf Druck der Anlieger organisierte die Gemeinde eine Informationsveranstaltung, bei der sich etwa hundert Bürger im Rathaus drängten. Dort machten sie ihrem Unmut über die Pläne Luft. Nur durch Zufall, kritisierten sie, hätten Anwohner von dem Projekt erfahren. Das Bayernwerk beteilige die Bürger nicht an der Standortsuche und wickle den Grundstückskauf unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Die Anwohner sahen ihre Lebensqualität bedroht, weil das Werk Lärm und elektrische Strahlung verursache.

Informationspolitik gegen die Bürger

Nach Ansicht der Interessengemeinschaft war die Informationspolitik gegen die Bürger gerichtet. Daraus wollen die Betroffenen Konsequenzen ziehen. "Wir werden uns politisch formieren und bei der nächsten Wahl mit den Missständen aufräumen", kündigen die Neurieder Bürger an. Der Slogan "Mit Herz und Weitblick. Für alle Bürger. Gemeinsam anpacken" dürfe nicht eine leere Phrase bleiben.

Der Bau des Umspannwerks ist erforderlich, um den überschüssigen Strom aus dem Versorgungsgebiet Markt Indersdorf abzuleiten. Dort sind mittlerweile 2500 Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien am Netz. Allein die Fotovoltaikanlagen in diesem Gebiet erzeugen jährlich 70 000 Kilowattstunden Strom. Das regionale Mittelspannungsnetz mit 20 000 Volt ist am Ende seiner Kapazität angelangt. Der überschüssige Strom wird transformiert und ins Umspannwerk Oberbachern weitergeleitet. Dort wird er ins Hochspannungsnetz eingespeist.

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