Markt Indersdorf:Ringen um ein Jahrhundertprojekt

Die Vereine TSV Indersdorf und TaF Glonntal wollen auch nach dem Ausstieg des SV Niederroth einen Kunstrasenplatz für die Fußballer bauen. Den Löwenanteil der Kosten müsste die Gemeinde tragen

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Das Plädoyer von Manfred Weisenburger war leidenschaftlich. "Mir hüpft vor Freude das Herz im Leib, wenn ich die fast 300 Kinder und Jugendlichen beim Fußballspielen auf dem Sportgelände sehe", erklärte der langjährige Jugendfunktionär des Bayerischen Fußballverbandes. Mit diesen Worten unterstrich Weisenburger bei einer Informationsveranstaltung im Sportheim auch die Bedeutung eines Kunstrasenplatzes, der auf dem Hauptplatz des TSV Indersdorf entstehen soll. Er zog einen Vergleich zur Jugendfreizeitanlage, die unlängst neben dem Sportgelände eröffnet wurde. Die Gemeinde machte dafür 410 000 Euro locker - in etwa die Summe, die sie auch für das Kunstrasenprojekt beisteuern müsste. Und die Fußballer, sagte Weisenburger, würden im Gegensatz zu den Nutzern des Freizeitgeländes einen erheblichen eigenen Beitrag leisten und für die Erhaltung und Pflege des Platzes selbst aufkommen. Dass TSV-Ehrenmitglied Manfred Weisenburger den Bau eines Kunstrasenplatzes vehement unterstützt, ist nicht weiter verwunderlich. Doch er traf damit nicht nur den Nerv der Vereinsfunktionäre, sondern auch der etwa 150 Besucher des Infoabends, vorwiegend Aktive und Eltern der Jugendfußballer. TSV-Vorsitzender Bernhard Wetzstein ließ keinen Zweifel daran, dass die 22 Fußballmannschaften dringend einen Kunstrasenplatz bräuchten. Die Fußballabteilung des TSV Indersdorf hat derzeit 548 Mitglieder, etwa 280 Kinder und Jugendliche sind beim TSV und bei TaF Glonntal aktiv. "Wir haben bereits jetzt eine ruinöse Übernutzung unserer Sportflächen, immer wieder schlimm Verletzte und vor allem keine Wachstumsmöglichkeiten mehr", begründete Wetzstein den Bedarf des Projekts. Und durch die Ausweisung von neuem Bauland zögen gerade junge Familien mit Kindern zu, von denen viele Sport treiben wollen. Nach der bisherigen Kalkulation kostet der Kunstrasenplatz 650 000 Euro. Davon müsste die Gemeinde 390 000 Euro zahlen, 130 000 Euro beträgt der Vereinsanteil, ebenfalls 130 000 Euro sind als Zuschuss des Bayerischen Landessportverbands eingeplant. Ihren Eigenanteil wollen die Vereine über etwas höhere Spartenbeiträge finanzieren. "Für Kinder würde der Jahresbeitrag nur um 1,66 Euro steigen", sagt TaF Glonntal-Vorsitzender Siegfried Frost.

Beim Kunstrasenprojekt saßen zunächst alle drei Indersdorfer Sportvereine, der TSV Indersdorf, TaF Glonntal und der SV Niederroth im Boot. Doch der ist mittlerweile ausgestiegen, weil der Kunstrasenplatz jetzt auf dem Hauptplatz des Indersdorfer Sportgeländes entstehen soll. Und das liegt in einem Hochwassergebiet. SVN-Vorsitzender Andreas Leuze hält das für keine gute Entscheidung. Ihm ist das Risiko zu groß, viel Geld in einen problematischen Standort zu stecken. TSV-Vorsitzender Wetzstein und TaF Glonntal-Chef Frost sehen das freilich etwas anders. Der Hauptplatz sei vom Hochwasser nicht betroffen, das habe sich auch beim Jahrhundert-Hochwasser 2013 gezeigt. Frost: "Das sagt auch das Wasserwirtschaftsamt." Für den Standort TSV-Gelände spricht aus seiner Sicht auch, dass er nahe bei den Schulen liegt. "Gymnasium, Real- und Mittelschule beteiligen sich nur dann, wenn der Platz fußläufig zu erreichen ist", sagt Frost. Genau aus diesem Grund sollte der Kunstrasenplatz ursprünglich auf dem Areal der Grund- und Mittelschule gebaut werden. Doch in der Nachbarschaft sind neue Baugebiete geplant. Die Gemeinde müsste in Lärmschutz investieren. Deshalb wurde dieser Standort verworfen. Auch das Gelände neben dem Niederrother Sportplatz war im Gespräch. Doch diese Lösung wäre zu teuer gewesen, weil zusätzliche Umkleidekabinen gebaut werden müssten.

Die Vereinsvorsitzenden haben einen Förderantrag an den Gemeinderat gestellt. In dem Schreiben erläutern sie die Bedeutung des "Jahrhundertprojekts", das nicht nur attraktive Sportmöglichkeiten schaffe, sondern auch die Motivation der ehrenamtlichen Betreuer erhöhe. In den vergangenen Wochen fanden Informationsgespräche mit Vertretern der Fraktionen statt. Am Montag waren CSU-Gemeinderäte im Sportheim zu Gast. Sie stimmen dem Projekt zwar grundsätzlich zu, verweisen aber auf die schwierige Finanzlage der Gemeinde. Eine Vorentscheidung fällt in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, in der über den Nachtragshaushalt beraten wird.

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