Markt Indersdorf:Materialschlacht ums Rathaus

CSU und Freie Wähler führen in Markt Indersdorf einen aufwendigen Wahlkampf. Der Ortskern ist mit Plakaten zugepflastert, die Bürgermeisterkandidaten Obesser und Eschenbecher ziehen alle Register.

Von Robert Stocker

Markt Indersdorf: Obesser trifft Eschenbecher: CSU und Freie Wähler werben am Ortseingang von Markt Indersdorf für ihre Bürgermeisterkandidaten.

Obesser trifft Eschenbecher: CSU und Freie Wähler werben am Ortseingang von Markt Indersdorf für ihre Bürgermeisterkandidaten.

(Foto: DAH)

Zwischen den Wahlplakaten an der Dachauer Straße in Niederroth grinst auch Heidi Klum den Autofahrern entgegen. Das ehemalige Supermodel ist auf einer riesigen Reklametafel abgebildet. "Außenwerbung trifft jeden" lautet der Slogan, der Werbung im öffentlichen Raum empfiehlt. Dass die Wirkung von Plakaten ganz wesentlich von ihrem Standort abhängt, wissen natürlich auch die Wahlkämpfer. Sie rangeln um die besten Plätze für ihre Wahlwerbung. Hermann Eschenbecher hat da in Indersdorf ganze Arbeit geleistet. Die Großplakate des parteilosen Bürgermeisterkandidaten der Freien Wähler stehen durchwegs an prominenten Plätzen im Gemeindegebiet: an den Ortseingängen von Karpfhofen und Niederroth, am Kreisverkehr bei der Sparkasse oder an der Cyclostraße.

Seit einer Woche auch im Biergarten des Gasthofs Funk. Auf einer Fläche von 3,80 mal 1,80 Metern ist dort überlebensgroß das Konterfei des Kandidaten zu sehen, der Passanten und vorbeifahrenden Autolenkern verspricht, sich persönlich für sie einzusetzen. Eschenbecher und der Vorsitzende der Freien Wähler, Helmut Ebert, fragten bei dem Gastwirt nach, ob sie das Großplakat auf einem Grünstreifen seines Grundstücks aufstellen dürften. Im Laufe des Gesprächs bot das Gastwirt-Ehepaar den beiden an, die Riesentafel doch im Biergarten zu postieren. "Das ist natürlich ein genialer Platz", räumt Hermann Eschenbecher ein. Der Verkehr zu den S-Bahn-Stationen Röhrmoos und Vierkirchen führt direkt an dieser Stelle vorbei. "Wir wollten mit dem Plakat nicht provozieren und haben es deshalb nicht hoch gehängt und zurückversetzt", beschwichtigt der Kandidat der Freien Wähler. Doch der Gastwirt hat schon Ärger mit der CSU. Laut Helmut Ebert haben Mitglieder des Ortsvorstands auf einer Wahlveranstaltung damit gedroht, in der Metzgerei des Gastwirts nicht mehr einzukaufen. "Uns hat das nicht überrascht", sagt Ebert, "doch der Gastwirt nimmt's mit Humor."

Weniger verbissen reagiert Eschenbechers direkter Kontrahent Franz Obesser, der den Bürgermeistersessel für die CSU erringen will. "Ich sehe da keine Parteinahme, das ist durchaus legitim." Etwas mehr als 200 Wahlplakate haben die Freien Wähler in Indersdorf aufgestellt, "so viel wie noch nie", sagt Vorsitzender Ebert. "Wir haben gesehen, dass die anderen kräftig aufgerüstet haben, zum Beispiel auch die Um(welt)denker." Das gilt natürlich auch für die CSU, die den Freien Wählern nicht nachstehen wollte. Die Plakatdichte im Hauptort ist bemerkenswert. Mit den Standorten für die CSU-Großplakate ist auch Bürgermeisterkandidat Obesser durchaus zufrieden. Einige sind direkt neben den Plakaten Eschenbechers am Ortseingang von Karpfhofen oder in der Cyclostraße platziert. Anders als bei den Freien Wählern ist darauf nicht nur der Bürgermeisterkandidat zu sehen, sondern alle Listenbewerber. "Team. Besser. Obesser" heißt der Slogan. "Bei uns steht der Teamgeist im Vordergrund", erläutert Obesser das Konzept. Oder: Gemeinsam sind wir stärker.

Freie-Wähler-Kandidat Hermann Eschenbecher verteidigt dagegen den Fokus auf seine Person. "Wir haben gesagt, wir machen die Großplakate nur mit mir, weil dadurch der Wiedererkennungswert besser wird." Am Faschingssonntag, wenn der große Gaudiwurm durch den Hauptort zieht, sollen die Großplakate jedoch verschwinden. Auch jenes aus dem Biergarten der Gaststätte Funk. "Ich will Politik und Fasching trennen", begründet Eschenbecher diesen Plan. Außerdem befürchtet er wohl Randalierer. "Wir wollen keinen zu einem Blödsinn verleiten." Die Standorte für die Großplakate, deren Kosten er aus eigener Tasche zahlt, hat er schon im vergangenen Jahr eingetütet. Weil sie wegen ihrer Ausmaße auf Privatgrund stehen, fragte er schon vor Monaten die Eigentümer um Erlaubnis. "Jeder muss wissen, wo er seine Dinger hinstellt", sagt er.

13 Wahlkampfauftritte hat er noch vor sich, ebenso die Podiumsdiskussion mit den anderen Kandidaten Franz Obesser und Hubert Böck von der SPD. Derzeit werden die Flyer verteilt, die Hausbesuche in den Ortsteilen sind noch nicht beendet. Dass Eschenbecher alle Register zieht, hat natürlich auch mit dem Umstand zu tun, dass er ursprünglich für die CSU in den Ring steigen wollte. Doch seine Kandidatur stieß in Teilen der Partei auf Widerstand, weil er mit einer Tochter des Bauunternehmers Josef Schuster liiert ist. Kurz vor einer Kampfabstimmung mit Obesser trat er aus der CSU aus. Jetzt will Eschenbecher für die Freien Wähler das Rathaus erobern. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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