Markt Indersdorf:Kurzer Draht ins Weltall

Schüler des Gymnasiums Markt Indersdorf nehmen per Funk Kontakt mit der Internationalen Raumstation auf. Fast 600 Menschen in der Schulaula verfolgen das Gespräch mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst.

Von Johannes Vogel

"Hier spricht Delta-November-Vier-Oscar-Delta zu Delta-Papa-Null-India-Sierra-Sierra. Können Sie mich hören? Over." Die Zuhörer halten den Atem an und blicken auf die große Leinwand. Kommt eine Antwort aus dem All? Schon durchbricht eine Stimme das Rauschen. Die Menge bricht in wilden Applaus aus. Soeben haben die Schüler des Gymnasiums Markt Indersdorf mit der Internationalen Raumstation Funkkontakt aufgenommen. Zehn Minuten lang können sie jetzt dem deutschen Astronauten Alexander Gerst ihre brennendsten Fragen zum Leben im All stellen - und fast 600 Menschen hören in der Aula der Schule oder über Stream im Internet live mit.

Das Gespräch mit Gerst ist der Höhepunkt eines zweijährigen Projekts am Gymnasium, zu dem Dutzende Schüler mit viel Enthusiasmus und großem Einsatz beigetragen haben. Doch der knapp zehnminütige Kontakt ist nicht das Einzige, was den Besuchern am Samstagnachmittag im Gymnasium geboten wird. Schüler aus der zehnten Klasse präsentieren ein vielfältiges Rahmenprogramm, das mit Präsentationen und Filmen viel Hintergrundwissen vermittelt. So erfährt man etwa, dass Gerst Geophysiker ist und schon bei Expeditionen in der Antarktis und auf neuseeländischen Vulkanen der Wissenschaft neue Erkenntnisse gebracht hat. Für das ISS-Programm hatte er sich neben tausenden Interessenten beworben. Als die Auswahl auf Alexander Gerst fiel, absolvierte er in mehreren Ländern einen Astronautenlehrgang. Jetzt ist er als 11. Deutscher überhaupt im All.

Dann ist die Geschichte der ISS an der Reihe. Seit 1998 in der Umlaufbahn, wurde sie durch Module verschiedener Staaten ergänzt. Wasser ist auf der Raumstation sehr knapp. Ein komplexes System bereitet das Brauchwasser auf und stellt es erneut als Nutzwasser zur Verfügung. Dazu wird sogar der Urin destilliert. Für die Wissenschaften bildet die Raumstation ein interessantes Forschungsumfeld in der Schwerelosigkeit. So stellt ein Schüler Experimente auf der ISS vor, die etwa den Einfluss auf die menschliche Gesundheit, die Entwicklung von Mikroorganismen und die Möglichkeit von 3D-Druck im Weltall untersuchen. Schließlich schalten die Moderatoren in einen Raum der Schule, in dem die Funkstation eingerichtet ist. Bequem verfolgen die Zuschauer in der Aula auf Großleinwand, wie das Funkteam die einzelnen Computer für Bahnverfolgung und Audioaufzeichnung sowie die Funkgeräte vorstellt. Die Moderatoren behalten immer die Uhr im Auge - schließlich müssen sie rechtzeitig zum Funkraum schalten. Gegen zwei Uhr ist es soweit. Die ISS meldet sich auf Anfrage sofort. Da der Funk eine reine Audioübertragung ist, sehen die Zuschauer in der Halle nur das Podium mit Mikrofon im Funkraum. Das Funkteam begrüßt Alexander Gerst und möchte den Schüler mit der ersten Frage ans Mikrofon bitten, da schwächelt die Verbindung. Funkstörung. Als Gerst wieder zu hören ist, kommen die Fragen. "Wie gehen Sie und Ihre Kollegen mit der Enge auf der Raumstation um?" - "Hier ist so viel Platz wie in einer Boeing 747", antwortet Gerst. Für weitere Fragen ist keine Zeit.

Schulleiter Thomas Höhenleitner ist mit dem Ablauf sehr zufrieden. Entscheidend sei, dass sich das Projekt "für die Schüler gelohnt" hat. Und das habe es auf jeden Fall - durch die praktische Beschäftigung mit der Technik, die der Unterricht so nicht bieten könne, die gemeinschaftliche Arbeit und die Erfolgserlebnisse. Der Physik- und Mathematiklehrer Manfred Dudda, der das zweijährige Projekt initiiert und geleitet hat, spricht von einem guten Abschluss. Allerdings bedauert er die Funkstörung sehr. Trotzdem war das Projekt wie auch die abschließende Veranstaltung aus Sicht aller Beteiligten und Besucher ein voller Erfolg. Das Gymnasium Markt Indersdorf hat etwas auf die Beine gestellt, wie es nur wenigen Schulen gelingt.

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