Wer sich für eine Aufgabe begeistern kann, macht in der Regel einen guten Job. Das gilt nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch für Funktionäre im Sport. Es wäre noch untertrieben zu sagen, Michael Rauch sei vom Laufen begeistert. Der Vorsitzende der Sportgemeinschaft (SG) Indersdorf ist geradezu infiziert davon. Das Fieber brach 1979 bei ihm aus, als er seinen ersten Marathon lief. Seitdem ist Laufen ein Teil seines Lebens. Nicht nur auf der Straße oder in Wald und Flur, sondern auch in Besprechungszimmern. Er kommuniziert, plant und delegiert. Rauch gilt beim Leichtathletikverband als erfahrener Organisator von Großveranstaltungen. Nicht nur er, sondern sein ganzes Team. Im vergangenen Jahr holten sie die Deutschen Crossmeisterschaften nach Indersdorf. An diesem Samstag richtet die Sportgemeinschaft zum vierten Mal die Bayerischen Titelkämpfe aus.
Die Erfolgsgeschichte der SG Indersdorf begann mit einem Bruch. Nach einem Streit über die Höhe des Spartenbeitrags verließ die 1998 gegründete Leichtathletikabteilung den Hauptverein TSV Indersdorf. "Im Nachhinein betrachtet war die Abspaltung ein reiner Glücksgriff", blickt Michael Rauch zurück. Der Bruch erfolgte 2010; seit der Selbstständigkeit geht es mit der Abteilung bergauf. Schon zwei Jahre später stieg die Mitgliederzahl auf mehr als 200 an. Nicht nur die niedrigeren Beiträge machten die neue Sportgemeinschaft attraktiv, sondern auch das Vereinsprogramm. Dazu zählen der Indersdorfer Straßenlauf oder die Beteiligung am populären Lauf 10.
Gute Karten für eine zweite Bewerbung
Die erste Großveranstaltung, für die Rauch verantwortlich zeichnete, fand Mitte der Achtzigerjahre statt. Rauch organisierte die Bayerischen Leichtathletikmeisterschaften im Aichacher Stadion. Das Großereignis war ein Erfolg - der Organisator machte sich beim Verband einen Namen. Außerdem war er Laufwart für den Bezirk Oberbayern. Gute Voraussetzungen für die SG Indersdorf, mit den oberbayerischen Crossmeisterschaften 2011 die erste Großveranstaltung an Land zu ziehen. Ein Jahr später folgte die erste Bayerische Meisterschaft. 2015 landete die Sportgemeinschaft ihren bisher größten Coup: Sie holte die Deutschen Crossmeisterschaften nach Indersdorf. "Wir haben bei den Medien und beim Verband nur eine positive Resonanz erhalten", zieht Organisator Rauch Bilanz. "Insofern hätten wir gute Karten für eine zweite Bewerbung."
Ob es dazu kommt, ist noch ungewiss. Fest steht, dass solche Großveranstaltungen einen riesigen Aufwand erfordern. "Ich war ein halbes Jahr rund um die Uhr beschäftigt", sagt Rauch. Weit vor dem Ereignis gilt es viele Dinge mit dem Verband zu klären, der über alle Schritte informiert werden muss und dem Veranstalter viele Auflagen macht. So schreibt der deutsche Leichtathletikverband auch die Auswahl der Sponsoren vor. Am offiziellen Sponsor des Verbandes führt kein Weg vorbei. Die Folge ist Konkurrenzausschluss. Viele örtliche Unternehmen scheiden damit als Sponsoren aus. "Das erschwert die Finanzierung", sagt Rauch. Die Suche nach Förderern sei aufwendig, persönliche Kontakte seien sehr hilfreich. Der Verband entscheidet auch über die Platzierung der Werbebanner. Der Veranstalter muss alle Inserate absegnen lassen. Außerdem fordert der Verband Gebühren.
Mit Feuereifer dabei
Etwa 40 000 Euro haben die Deutschen Crossmeisterschaften gekostet. Trotzdem ist Rauch davon überzeugt, dass sie für die SG ein großer Gewinn waren. An diesem Samstag finden jetzt zum vierten Mal die Bayerischen Meisterschaften in Indersdorf statt. 570 Teilnehmer aus 130 Vereinen konkurrieren um den Titel in allen Altersklassen. Außerdem gibt es einen Hobbylauf. Der 1200 Meter lange Kurs erstreckt sich über das Sportgelände der Grund- und Mittelschule und angrenzende Feld- und Wiesenflächen. Sechs Mitarbeiter des Organisationsteams steckten am vergangenen Samstag die Strecke mit Pfosten ab. An diesem Samstagvormittag werden die Bänder gespannt. "Das Gelände ist ideal für uns", so Rauch. "Die Teilnehmer haben kurze Wege, Umkleideräume in der Halle und gute Parkmöglichkeiten." Und es hat keine steile Steigung, kostet aber Rauch zufolge trotzdem viel Kraft.
Das Kernteam für die Organisation besteht aus zehn bis 15 Leuten. Die erste Besprechung fand im Oktober 2015 statt. Für jeden Bereich gibt es einen Verantwortlichen. "Alle sind mit Feuereifer dabei und hoch motiviert", lobt Rauch seine Mitstreiter. Sie müssen auf alle Fragen eine Antwort haben, Freundlichkeit und Kompetenz vermitteln. Rauch: "Die Zufriedenheit aller Teilnehmer ist unser A und O." Start frei also für die Bayerischen Meisterschaften. Vermutlich werden es nicht die letzten in Indersdorf sein.