Markt Indersdorf:Auf Kuschelkurs

Bauernversammlung

Ministerin Ulrike Scharf spricht auf dem Kreisbauerntag.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Umweltministerin Scharf freundet sich mit Landwirten an

Von Anna-Sophia Lang, Markt Indersdorf

Landwirte und Umweltschützer sind nicht die besten Freunde. Insofern war es ungewöhnlich, dass der Bezirkspräsident des bayerischen Bauernverbands, Anton Kreitmair, zum Kreisbauerntag Ulrike Scharf eingeladen hatte, ihres Zeichens Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz. Weit weniger überraschte, dass sie nur Gutes über die Bauern im Landkreis zu sagen hatte. "Landwirte sind Ernährer Bayerns und die Statthalter unseres Lebensgefühls", sagte sie, "Bayern ist Bayern, weil es unsere Bauern gibt." Ein paar Tage ist es her, dass Kreitmair zusammen mit mehr als 2000 Landwirten in Augsburg demonstrierte, während dort die Umweltminister der Länder tagten. Das Motto der Demonstration: "Umweltschutz geht nur mit uns Bauern, nicht gegen uns". In Ried ging Ministerin Scharf auf Kuschelkurs. Zum Kreisbauerntag sei sie trotz der Ereignisse in Paris gerne gekommen, "aus innerer Überzeugung". Umweltschutz und Landwirtschaft müssten zusammenarbeiten, und "Zukunft braucht Kooperation". Sie lobte die Rolle, die Kreitmair in Augsburg gespielt hatte. Und versprach den Landwirten Unterstützung. Sie komme aus einem mittelständischen Betrieb und verstehe, dass Bauern Geld verdienen müssten. "Diesen Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie versuche ich jeden Tag umzusetzen", sagte sie. Die Staatsregierung stehe an der Seite der Bauern. Kreitmairs Fazit zu Scharfs Leistung als Ministerin lautete: "Umweltschutz muss sein, aber er darf nicht überzogen werden. Das verkörperst du."

Ebenso voll des Lobes war er für den Kreisverband. Der sei einer von nur sechs in Bayern, die es geschafft hätten, ihre Mitgliederzahl zu erhöhen. Doch er forderte von den versammelten Landwirten auch, sich über sie betreffenden Themen zu informieren und sich aktiv gestalterisch einzubringen, wo möglich. Kritik übte Kreitmair an geplanten Auflagen für Landwirte, etwa bei der Düngeverordnung. "Jede neue Regelung ist eine Erschwernis", sagte er. Was in Teilen der deutschen Landwirtschaft geschehe, sei "der helle Wahnsinn". Verärgert äußerte er sich über die bundesweite Berichterstattung zum Thema Tierhaltung in den vergangenen Monaten. Was in Reportagen gezeigt werde, entspreche nicht der Realität. Zuschauer, so Kreitmairs Urteil, wurden irregeführt. Ein Punkt, in dem Ulrike Scharf ihn unterstützte. Die Ministerin war im Zusammenhang mit dem Bayern-Ei Skandal unter Beschuss geraten.

Das anschließende Gespräch zeigte, dass es bei allem Lob auch Diskussionspotenzial zwischen Ministerin und Landwirten gibt, etwa bei Gewässerrandstreifen, Bibermanagement, Arten- und Gewässerschutz. Vor allem zu von Düngemitteln verursachten Nitratwerten im Grundwasser äußerte sich Scharf vorsichtig kritisch. Josef Riedlberger kritisierte, dass neue Verordnungen zunehmend kleine Betriebe träfen. "Ich gebe zu, dass es in der Umsetzung von Richtlinien manchmal zu Auswirkungen kommt, die nicht gut sind", antwortete Scharf. Am Ende fasst Wolfgang Offenbeck zusammen: "Nicht alle Probleme werden von der Landwirtschaft verursacht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: