Markt Indersdorf:Auf der Roseninsel

Lesezeit: 4 min

Im Bauerngarten von Maria Lachner in Albersbach leuchten tausende duftender Blüten in vielen Farben und Formen. Die Hausherrin pflegt eine intensive Leidenschaft für die edlen Gewächse. Am Sonntag ist das Paradies für Besucher geöffnet

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Auch Tiere lieben diesen Garten.

Üppig blühende rote Poliander-Rosen säumen die Einfahrt zum Hof der Lachners in Albersbach. Vor einigen Tagen haben die Hausherren in einem der beiden Beete eine kahle Stelle entdeckt. Blätter und Knospen sind abgefressen. "Da haben sich wohl Rehe darüber gemacht", vermutet Bäuerin Maria Lachner. Ihre duftenden Rosen sind nicht nur ein Augenschmaus, sondern schmecken offenbar auch noch gut. Jetzt hat sie eine Solarlampe ins Beet gesteckt, deren Licht die Tiere in der Nacht abschrecken soll. Eigentlich findet sie es nicht so schlimm, auch wenn es sich um ihre geliebten Rosen handelt. "Das nimmt man gern in Kauf, wenn man mitten in der Natur lebt und herrliche Sonnenuntergänge genießen kann", sagt die Hüterin des Blumenreiches.

Die Rosen. Der Bauerngarten der Lachners hat kein starres System, geplante Blickachsen oder geometrische Linien. Wenn es ein dominantes Merkmal in diesem Pflanzenparadies gibt, dann sind es die üppig wachsenden Rosenstöcke, die überall auf dem Hof in unterschiedlichen Farben blühen und einen herrlichen Duft entfalten. "Bei euch riecht es nicht nach Kuhstall, sondern nach Rosen", hat einmal ein Besucher zu Maria Lachner gesagt. Das Ehepaar betreibt Viehzucht und Ackerbau, dazu einen Hofladen mit Direktvermarktung. Die Landwirtschaft meistert Hausherr Hans Lachner mit Hilfe der Maschinen so gut wie allein. Seit er nicht mehr stellvertretender Gemeindechef, sondern nur noch dritter Bürgermeister von Markt Indersdorf ist, hat er mehr Zeit für Haus und Hof. Und für den Garten seiner Frau. "Den Hans habe ich auch schon angesteckt", schmunzelt seine Ehefrau. Dank der Organisation des Betriebes ist sie in der Landwirtschaft nicht so stark eingespannt. Der Hofladen, in dem sie frisches Fleisch, Eier und Geflügel verkauft, gehört schon eher zu ihrem Geschäft. So kann sie sich intensiver um ihre Pflanzen kümmern. Maria Lachner genießt diesen Freiraum. "Ich verbringe jede freie Minute im Garten."

Wenn sie durch ihr Blumenparadies schlendert, hat Maria Lachner immer zunächst die Rosen im Blick. Kein Wunder. Die edlen Gewächse sind ihre große Leidenschaft und schmücken fast jeden Winkel des Hofes. Mit 120 verschiedenen Sorten hat sie mittlerweile ihren Bauerngarten bestückt. Die Hausherrin pflanzt die Stöcke nicht nach einem bestimmten System, sondern da, "wo sie mir gefallen und der Standort passt". Mannshohe Mozart- und Westerlandrosen stehen solitär an verschiedenen Stellen und leuchten in den Farben Rosa und Orange. Als sie ihren Garten anlegte, pflanzte Maria Lachner zunächst viele Buchsbäumchen ein. Dann bekam sie immer wieder Rosenstöcke geschenkt, die ihre grüne Oase bereicherten. Im Laufe der Zeit entwickelte Maria Lachner eine intensive Leidenschaft für die Blumen. Sie zieht Wurzeltriebe in ihrem Gewächshaus zu Pflanzen heran und ist mittlerweile zu einer Rosenexpertin geworden. Besonders alte Sorten haben es ihr angetan, weil sie sich durch einen intensiven Duft auszeichnen. So wie die Sorten Louise Odier und Félicité Parmentier, gezüchtet im Jahr 1836, die Maria Lachner hinter der Hofkapelle angepflanzt hat. "Diese Rosen schaffen auch einen Bezug zur Vergangenheit, man fühlt sich in diese Zeit zurückversetzt." Das gilt auch für die Sorte Gloria Dei, die, wie sie sagt, in vielen Bauerngärten zu finden ist. "Sie wurden oft bei der Rückkehr der Männer aus dem Krieg gepflanzt." Erinnerungen verbindet Maria Lachner auch mit einem gewaltigen Rosenstock, der an der Südseite einer Halle wuchert und praktisch "von alleine wächst". Die Rose ist inzwischen 65 Jahre alt - sie wurde zur Hochzeit ihrer Schwiegereltern gepflanzt. Auch vier große Westerlandrosen haben ihre Geschichte. Sie wuchsen einst auf dem Gelände der alten Dachauer Landwirtschaftsschule, wo Maria ihren Hans kennenlernte. Als das Gebäude abgerissen wurde, gruben die Lachners mitten im Winter die Stöcke aus und brachten sie in ihrem Garten unter. Alle vier mittlerweile riesigen Rosen blühen jetzt prächtig neben dem Wohnhaus. Mit alten Sorten wie Veilchenblau aus dem Jahr 1909 hat Maria Lachner auch einen kleinen Hügel neben dem neuen Kuhstall bestückt. Der Hügel besteht aus einem Erdreich, der mit reichlich Kuhmist durchsetzt ist. "Die Erde hat noch Power für die nächsten 50 Jahre", ist sich die Herrin des Hauses sicher. Zwischen den Pflanzen liegt ein Stein, der mit dem Wort "Roseninsel" beschriftet ist. Maria Lachner hat ihn aus dem Zillertal mitgebracht. "Man braucht ein bisschen Romantik, um in der Waage zu bleiben", erklärt sie den Namen des Blumenbeets.

Zum Reich von Maria Lachner gehören natürlich nicht nur die herrlichen Rosen. In einem Bauerngarten bauen die Besitzer immer auch Nutzpflanzen an, die in der Küche verarbeitet werden. Die Rosenexpertin ist zudem eine begeisterte Köchin. Die Produkte des Gartens kommen bei ihr frisch auf den Tisch. Im Schatten einer hundertjährigen Linde liegt ein Kräuterbeet, daneben ein Gewächshaus, in dem die Hausherrin Tomaten und Gurken zieht. In einem Hochbeet erntet sie frischen Salat verschiedener Sorten. Ehemann Hans destilliert aus den Früchten der Obstbäume Schnaps, Sohn Michael stellt aus den Trauben von zwei großen Weinstöcken Grappa her.

Die Gartenarbeit ist für Maria Lachner wie eine Therapie. "Man muss es sich daheim so schön wie möglich machen, besonders als Landwirt. Das bedeutet Lebensqualität." Denn Stress gebe es in dieser schnelllebigen Zeit genug. Sie glaubt, dass das immer mehr Menschen erkennen. Manchmal fahren Ausflügler langsam am Hof vorbei, um einen Blick auf die prächtigen Rosen zu werfen. Am Sonntag haben sie dazu reichlich Gelegenheit.

Der "Tag der offenen Gartentür" findet an diesem Sonntag von 10 bis 17 Uhr auf dem Hof der Familie Lachner in Albersbach statt. Maria und Hans Lachner beantworten Fragen. Besucher erhalten Kaffee und Kuchen, gestiftet von der Backstube Strobl in Langenpettenbach.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: