Maibaumdiebstahl:100 Liter Freibier als Auslöse

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Wie ein Radiosender den Maibaum in Zwiesel stiehlt und Randelsrieder Burschen ihm dabei in die Quere kommen. Jetzt bedankt sich sogar der Bürgermeister aus dem Bayerischen Wald bei dem Verein - und lädt ihn zur Maifeier ein

Von Christiane Bracht, Altomünster

Den Randelsrieder Burschen ist ein ganz besonderer Coup gelungen: Sie haben die Diebe bestohlen. "Des war woi nix", ließen sie den Radiosender Antenne Bayern noch in der Nacht zum Samstag wissen. Antenne Bayern hatte in der Nacht davor in alter bayerischer Tradition den Maibaum von Zwiesel geklaut. Beim Sender rieb man sich schon die Hände, hatte siegessicher sogar ein Videoclip von der Tat ins Internet gestellt und freute sich bereits auf die Auslöse der Stadt und das Maifest im Bayerischen Wald.

Als Andreas Stichlmair, der Vorstand des Vereins, beim Moderator anrief, um zu verhandeln, wollte dieser gar nicht glauben, was er da hörte. "Er hielt es für einen Gag", sagt Stichlmair und lacht immer noch, wenn er daran denkt. Erst als der Moderator einen Blick auf die Facebook-Seite des Senders warf, und die Beweisfotos der Burschen fand, wurde ihm langsam klar, dass der gestohlene Maibaum weg war. "Lieber Leiki, bevor du am Montag um kurz nach sieben mit Zwiesel verhandelst, miaßn mia uns erstmoi einig wean!!! PS: da Bam is JETZT in sichere Händ", las er.

Nächtliche Tour über die Landstraßen: Die Randelsrieder bringen ihre Beute in Sicherheit. (Foto: Burschenverein)

Die Randelsrieder hatten nicht nur Radio gehört, sondern sich auch den Videoclip genau angeschaut. "Ein Spezl von uns fährt jeden Tag Richtung Schrobenhausen. Er erkannte das Nummernschild und den Schriftzug auf dem Transporter von der Firma", erzählt Stichlmair. Die Mitarbeiter des Radio-Senders hatten sich also nicht selbst die Hände schmutzig gemacht, sondern eine Firma beauftragt, die den Maibaum wegbrachte. Mit den Burschen aus dem Dachauer Land hatten sie nicht gerechnet. Antenne Bayern fühlte sich sogar so sicher, dass niemand den Baum bewachte. Die Burschen erkannten das beim Ausspähen schnell. In der Nacht zum Samstag rückten sie in Schrobenhausen mit 35 Mann an, Zugfahrzeug und Nachläufer, schlichen sich in den Lagerraum der Transportfirma und machten sich ans Werk.

"Es war ganz schön viel Arbeit. Der Baum war ziemlich eingebaut", erinnert sich Stichlmair. Wo genau die Schwierigkeiten lagen und wie die Randelsrieder es geschafft haben, dazu schweigt der Vorstand, auch wenn er gern von der Heldentat erzählt. "Betriebsgeheimnis", sagt er nur. Der Burschenverein ist schließlich schon berühmt für seine Maibaumklaus. "Wir sind absolute Vollprofis", stellt Stichlmair sofort klar. Der Baum aus Zwiesel war bereits der 35., den die Burschen "in Sicherheit gebracht" haben. Das ist Rekord im Landkreis Dachau, zumal die Randelsrieder erst seit 2001 aktiv sind. In der vergangenen Woche waren sie sogar sehr aktiv. Neben dem Antenne-Bayern-Baum haben sie letzte Woche auch noch den Stamm aus Osterzhausen im Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg erbeutet. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch fand der Diebstahl dieses Maibaums statt, kaum drei Nächte später war ihre Muskelkraft wieder gefordert. Die vielen verdeckten Hinweise haben die Aktiven einfach zu sehr gelockt. Außerdem hatten sie eine Mordsgaudi.

Siegessicher: Die Armmuskulatur dürfte manchem noch wehtun von den Mühen der Nacht, aber jetzt hat die Freude über den gelungenen Coup Vorrang (Foto: Burschenverein)

Und die Belohnung kann sich sehen lassen: Antenne Bayern hat ihnen 100 Liter Freibier versprochen und nicht nur das. Am 30. April werden die Burschen und ihre Madeln in Randelsried mit dem Bus abgeholt und nach Zwiesel gebracht, damit sie dort in den Mai tanzen können. Volle Verpflegung ist gewährleistet. "Und wenn's nicht reicht, wird die Stadt sicher einspringen", da ist sich Stichlmair sicher. Denn zu seinem Erstaunen hat sich der Bürgermeister von Zwiesel schon bald nach dem Diebstahl gemeldet und gratuliert. "Er war sehr begeistert und hat es lustig gefunden, dass wir die Diebe beklaut haben", sagt Stichlmair.

Gut, dass die Randelsrieder heuer nicht selbst einen Maibaum hochhieven müssen. "Erst nächstes Jahr wieder."

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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