Linie A:Bitte umsteigen

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Der Ausbau der Linie A soll die Bahn für Pendler attraktiver machen. Doch der geplante Einsatz veralteter Triebwagen führt dazu, dass nicht alle Züge direkt nach München weiterfahren.

Robert Stocker

Der alte S-Bahnzug vom Typ ET 420 wird bald wieder im Dachauer Bahnhof zu sehen sein - als S 22 aus Altomünster. "Diese Fahrzeuge sind gut gepflegt, sie funktionierten zuverlässig und werden vor dem Einsatz in München runderneuert werden", beruhigt das Wirtschaftsministerium. (Foto: DAH)

Der Ausbau der Linie A zu einer elektrifizierten Strecke gehört zu den wichtigsten Nahverkehrsprojekten im Landkreis. Die Kommunalpolitiker setzen darauf, dass eine leistungsfähigere Zugverbindung durch den nordwestlichen Landkreis zu einer spürbaren Verkehrsentlastung auf den Straßen führt. Pendler sollen verstärkt vom Auto auf den Zug umsteigen und die Direktverbindung von Altomünster nach München nutzen. Doch die könnte bei der Inbetriebnahme einen großen Haken haben: Nach der derzeitigen Planung werden die Fahrgäste in den Hauptverkehrszeiten nach wie vor in Dachau umsteigen müssen. Und zwar immer dann, wenn die Züge im Halbstundentakt fahren.

Grund dafür ist das Problem der Bahn, dass für die neue Linie A, die nach dem Ausbau S22 heißen soll, zu wenig Triebwagen zur Verfügung stehen. Für den halbstündigen Fahrtakt im Berufsverkehr benötigt die Bahn Verstärkerzüge. Und das werden nach derzeitigem Stand alte S-Bahnen vom Typ ET 420 sein, die von Stuttgart nach München geholt werden sollen. Diese Züge wurden Anfang der neunziger Jahre gebaut und entsprechen nicht dem technischen Standard der Baureihe ET 423, die derzeit im gesamten MVV-Netz eingesetzt wird. Das hat gravierende Folgen: S-Bahnen vom Typ 420 können aus technischen Gründen nicht auf der Stammstrecke fahren. Die Verstärkerzüge auf der neuen Linie S 22 bleiben also in Dachau stehen und die Fahrgäste müssen in die S 2 Richtung Erding umsteigen. Ein Umstand, der die Attraktivität der ausgebauten Linie A schmälert.

"Züge der Baureihe ET 420 dürfen nicht in den Tunnel fahren", bestätigt Fritz Czeschka. Der Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den Freistaat den Nahverkehr auf der Schiene organisiert, sieht aber keine Chance, neue Züge der Reihe ET 423 für den Betrieb der ausgebauten Linie A zu ordern. "Das kommt derzeit nicht in Frage", betont der Chef der BEG. Zwar werde es stündlich eine durchgehende Verbindung nach München geben, doch für einen halbstündigen Takt, der an den Zehn-Minuten-Rhythmus der S 2 anschließt, reiche das vorhandene Zugmaterial nicht aus. Als Verstärkerzüge für den Halbstundentakt seien deshalb Züge der völlig veralteten Baureihe ET 420 im Gespräch, die in Stuttgart ausrangiert werden. In Stuttgart wären allerdings auch S-Bahnen der moderneren Baureihe ET 430 verfügbar, aber diese dürfen nach Czeschkas Angaben nicht mehr weiter entwickelt werden, weil sie EU-Vorschriften - etwa hinsichtlich der Behindertenfreundlichkeit - nicht entsprechen. "Man hätte dann wieder ein Sonderfahrzeug", sagt Czeschka. Noch sei das alles nicht in trockenen Tüchern. "Es ist noch nicht das letzte Okay dahinter, es sind noch ein paar Fragen offen." Aber dies sei der aktuelle Planungsstand.

Dass für den Betrieb der neuen Linie A auch alte ET 420-Triebwagen eingesetzt werden sollen, ist Bürgermeister-Sprecher Konrad Wagner neu. "Das wussten wir nicht", sagt der Gemeindechef von Altomünster, der Endstation der Linie A. Klar sei ihm jedoch gewesen, dass der angekündigte halbstündige Takt nicht den ganzen Tag über, sondern nur im Berufsverkehr läuft. "Wir haben darauf bestanden, dass möglichst alle Züge nach München durchfahren", betont Altomünsters Bürgermeister. Doch die stündliche Direktverbindung in die Landeshauptstadt wäre schon eine wesentliche Verbesserung. "Das wäre schon ein Quantensprung im Vergleich zu heute. Bisher fahren nur zwei oder drei Züge täglich durch." Wagner vermutet, dass es die Bahn nicht mehr schafft, zur Inbetriebnahme der ausgebauten Linie A Züge der Baureihe ET 423 zu bestellen. Vielleicht stünden sie später zur Verfügung. Wagner: "Wir werden weiter verhandeln, dass alle Züge durchfahren."

© SZ vom 18.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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