Lernen, mit Geld umzugehen:"Generation Nachsparer"

Die Caritas-Schuldnerberatung warnt junge Menschen vor Ratenkäufen, bei denen sich viele finanziell überschätzen

Von Maxi Köhler, Dachau

Hier ein neues Auto, da ein neuer Fernseher: die Ratenzahlung regelt's schon. Gerade junge Menschen fühlen sich von dem vermeintlich verlockenden Angebot, jetzt zu kaufen und dafür später über längere Zeit kleinere Beträge zu bezahlen, angesprochen. Plötzlich scheint die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, das neue Handy und das Traumauto realisierbar, auch mit nur einem kleinen Gehalt.

Doch genau da befindet sich die Falle der Wirtschaft, warnt Lena Wirthmüller, Leiterin der sozialen Dienste beim Caritasverband. "Jugendverschuldung ist ein immer größer werdendes Problem und kommt in allen Familien aller sozialen Schichten vor." Die Caritas im Landkreis reagiert darauf mit einem speziellen Beratungsprogramm für junge Menschen. Seit Januar gibt es bereits eine sogenannte "offene Jugendschuldnerberatung", zu der jeder junge Mensch unter 25 kommen kann. Sie findet jeden Freitag von 13 bis 15 Uhr in der Caritas Zentrale Dachau statt. Man habe diese Sprechstunde eingeführt, weil die Verzweiflung der jungen Menschen oft sehr groß war und eine schnelle Lösung her musste. "Auf einen Termin zur Schuldnerberatung muss man sonst mindestens drei Monate warten", so Wirthmüller. Für sie ist der beste Lösungsansatz überhaupt erst mal das Thema anzusprechen, einen kleinen Budget-Plan aufzustellen und den Auslöser zu identifizieren. "Wie man dann weiter verfährt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manche verkaufen ihr Auto, um Geld zu sparen - andere nehmen einen Nebenjob an."

Wirthmüller spricht von der "Generation Nachsparer", die nicht mehr sparen bevor sie etwas kaufen, sondern danach, wenn sie ihre Raten abbezahlen. "Egal ob man über viel Geld verfügt oder über kaum welches, wenn man mit Geld nicht umgehen kann, dann wird das irgendwann zum großen Problem." Über einen Kamm scheren möchte sie die gesamte Generation der unter 25-Jährigen aber auch nicht: "Natürlich wissen wir, dass es auch junge Menschen gibt, die vorbildlich vernünftig mit ihrem Geld umgehen."

Wirthmüller bemängelt aber, dass viele Firmen, die teure Produkte, wie beispielsweise Fernseher, verkaufen gar nicht mehr den vollen Preis ausschreiben würden, sondern nur noch den Preis der monatlichen Raten. Damit würden Wirtschaft und auch Politik, von der solche Angebote zugelassen werden, das Problem nur noch mehr befeuern. Das Problematische an der Ratenzahlung sei, dass immer mal wieder etwas Unvorhersehbares passieren könne und dann plötzlich die Möglichkeit, die Rate abzubezahlen, einfach nicht mehr gegeben sei.

Um aber erst gar nicht in die Schuldenfalle zu tappen, bietet die Caritas auch Präventionsveranstaltungen in allen Mittel-, Real- und Berufsschulen sowie in Gymnasien in Dachau an. Im Schuljahr 2015/16 wurden so insgesamt 1600 junge Leute im Landkreis Dachau erreicht. Und die Caritas setzt sogar noch viel früher an: Sehr beliebt seien Elternabende im Kindergarten und in den Grundschulen zum Thema Schuldenprävention. "Viele Kinder werden beeinflusst durch die Werbung und das Konsumverhalten der Eltern. Wir wollen den Eltern einfach die Augen öffnen und ihnen deutlich machen, wie wichtig es ist, dass sie ihren Kindern einen vernünftigen Umgang mit Geld und gute Werte vermitteln", erklärt Wirthmüller weiter.

Somit leistet die Caritas Dachau einen Beitrag zur Geld-Erziehung aller Generationen.

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