Lauterbach:Kleine Retrospektive

Lesezeit: 2 min

Heinz Eder zeigt Ausschnitte seines 50-jährigen Schaffens

Von Dorothea Friedrich, Lauterbach

"Schaug hi, wia de Zeit vageht", hat Heinz Eder seine große Ausstellung in der frisch restaurierten Alten Schule Lauterbach genannt. Noch bis zum kommenden Sonntag, 23. Oktober, zeigt er dort Werke aus 50 Jahren künstlerischen Schaffens und neue Arbeiten. Warum er die neue Alte Schule gewählt hat, erklärte die Vorsitzende des Fördervereins Alte Schule Lauterbach, Claudia Fleischer, bei der Vernissage: Eder habe sich von Anfang an für den Erhalt und die Umgestaltung des Gebäudes als Berater und "mit harter Knochenarbeit" eingesetzt, sagte sie.

Bekanntlich haben die Lauterbacher aus dem ursprünglich für den Abriss vorgesehenen Schulhaus in mehreren tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden ein echtes Schmuckstück geschaffen. Mit dieser Ausstellung zeigt es erstmals seine wahre Größe in baulicher und restauratorischer Hinsicht. Gewissermaßen eine Win-Win-Situation für die Lauterbacher und Heinz Eder.

Über zwei Etagen erstreckt sich die Ausstellung mit Zeichnungen, Gemälden, Skulpturen und Objekten. Kleine, feine Blätter in diversen Mappen sind ebenso Zeugnis künstlerischer Vielseitigkeit wie die "Urversion" des bekannten dreieinhalb Meter hohen Gockels, der das Denk-Haus in der Münchner Straße in Dachau dominiert. "Vielleicht findet er ja hier einen neuen Wohnort", meinte Laudator Klaus Münzenmaier. In seiner Rede ging er ausführlich auf Eders Schaffen ein - von dessen "narrativ-expressionistischen" Aktzeichnungen bis zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Natur. Eder erkenne die "faszinierenden, amorphen Formen, die einzigartige Oberfläche der Rinde, ihre Haut", sagte Münzenmaier über Eders Transformation von Bäumen und Ästen in "Lebewesen".

Es ist spannend, sich in diese Baumgestalten zu vertiefen. Es ist faszinierend, wie an einer Serie von Selbstbildnissen aus fünfzig Jahren Eders Entwicklung sichtbar wird. Vor den Zeichnungen und Objekten bildeten sich bei der Vernissage immer wieder lebhaft diskutierende Grüppchen. Auch Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann ließ sich einzelne Arbeiten erklären.

Was aber in dieser Ausstellung nur in Ansätzen greifbar wird, beispielsweise in einigen Requisiten für das Erfolgsmusical "Africa" des Ignaz-Taschner-Gymnasiums, ist Eders Engagement für Kinder und Jugendliche. Wie es dazu kam, erzählte der Künstler in einer kurzen Verschnaufpause: An seinen Zeichenkursen hätten seinerzeit auch Lehrerinnen und Lehrer teilgenommen. Die hätten ihn überredet, auch Kindern Zeichenkurse zu geben. "Ich konnte mir das damals nicht vorstellen", sagte Eder. Und machte in der Folgezeit unzählige Projekte und Zeichenstunden mit blinden, schwer körperbehinderten oder auffälligen Kindern, wie beispielsweise "Der Tanz der Farben".

Mehr als neun Jahre war er in der Landesschule für Körperbehinderte in München tätig. Diese Erfahrungen sieht Eder als Geschenk: "Die Kinder haben mir immer mehr die Farbe gegeben." Noch etwas hätten sie ihm gegeben: "So viel Nähe und Liebe". Seine Konsequenz daraus lautet: "Ich will keine Traurigkeit und keine Verletztheit mehr darstellen. Wenn man die Natur bloß anschaut sieht man überall Leben, auch in abgefallenen Ästen. Es ist Werden und Vergehen." Laudator Klaus Münzenmaier sagte: "Der Zeichner umarmt die Farben".

Die Ausstellung ist wochentags von 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 15 bis 20 Uhr in der Alten Schule Lauterbach, Am Kreuzweg 6, Bergkirchen-Lauterbach zu sehen.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: