Landwirtschaft:Bauern und Banker

Die Dachauer Landwirte vereinbaren mit dem Landkreis Ökokonten, um Ausgleichsflächen auf Vorrat zu bilden.

Robert Stocker

Dieses Thema bringt die Landwirte schon seit langem auf die Barrikaden: Bei großen Baumaßnahmen der öffentlichen Hand müssen sie Ackerland abtreten, das als Ausgleichsfläche für die Umwelt dient. Jetzt wollen der Landkreis und der Bauernverband neue Wege gehen, von denen Natur und Landwirte gleichzeitig profitieren. Landkreis und Kreisverband des bayerischen Bauernverbandes haben am Montag im Landratsamt eine Vereinbarung über die Anlage von so genannten Ökokonten getroffen, die bei der Schaffung von Ausgleichsflächen verrechnet werden. In diesen Konten sind Waldflächen und Gewässerrandstreifen registriert, die ökologisch sinnvoll umgebaut werden.

Landwirtschaft: Die Dachauer Landwirte wollen Ökokonten schaffen. In diesen Konten sind Waldflächen und Gewässerrandstreifen registriert, die ökologisch sinnvoll umgebaut werden.

Die Dachauer Landwirte wollen Ökokonten schaffen. In diesen Konten sind Waldflächen und Gewässerrandstreifen registriert, die ökologisch sinnvoll umgebaut werden. 

(Foto: DAH)

Wir sind der erste Landkreis in Bayern, in dem eine solche Vereinbarung getroffen wird", freute sich Anton Kreitmair, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. "Wir schreiben bayernweit Geschichte." Mit der Vereinbarung sei für beide Seiten ein gutes Ergebnis erreicht. Kreitmair bedankte sich bei den Verantwortlichen des Landkreises, der den Vorstoß nicht abgeblockt habe. Landrat Hansjörg Christmann (CSU) sagte, Zweck der Vereinbarung sei es, langfristig sinnvolle Ausgleichsflächen zu schaffen. Der Wald liege dem Landkreis besonders am Herzen, weil der Landkreis Dachau mit einem Waldanteil von 13 bis 14 Prozent einer der waldärmsten Landkreise Süddeutschlands sei. Auch die Uferrandstreifen würden in Ökokonten aufgenommen, weil die Gewässer im Landkreis als Lebensraum und Vernetzungsachsen große ökologische Bedeutung hätten.

Ökokonten wurden bisher vorwiegend von Gemeinden geführt, um einen Vorrat an Flächen anzulegen, die als Ausgleich von künftigen Baumaßnahmen dienen, die Eingriffe in Natur und Landschaft darstellen. Die Untere Naturschutzbehörde steht Ökokonten sehr positiv gegenüber, weil durch die darin vorhandenen Flächen ein konzentrierter und besonders wirksamer Ausgleich erzielt werden könne. Zur Kompensation würden sich besonders Flächen eignen, die räumlich und funktional eng mit solchen Flächen verbunden sind, die von einem Eingriff in die Natur beeinträchtigt werden. Beim Waldumbau geht es darum, Nadelwälder sukzessive in stabile Laubwälder umzuwandeln. Uferstreifen, die bisher etwa als Grünland bewirtschaftet wurden, werden aus der intensiven Nutzung herausgenommen und dienen als Pufferzone zwischen Gewässer und Acker. Waldflächen werden allerdings nur dann in einem Ökokonto verrechnet, wenn sich der Anteil des Laubwaldes um mindestens zehn Prozentpunkte erhöht. Außerdem muss der Wald künftig naturnah bewirtschaftet werden. Uferstreifen, die als Ausgleichsfläche in Ökokonten anerkannt werden, müssen mindestens fünf Meter breit sein. Die Untere Naturschutzbehörde informiert das Landesamt für Umwelt über die Ausgleichsflächen, die in einem Ökokataster erfasst werden. Die Flächen werden auch ökologisch "verzinst", für den Wald gibt es ein Prozent pro Jahr, für Uferstreifen drei Prozent.

Roderich Zauscher, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, sieht die Vereinbarung eher skeptisch. Der Waldumbau sei nur dann sinnvoll, wenn es sich nicht um eine bloße Ersatzpflanzung von Laubbäumen handle. Die Pflanzung von Laubbäumen im Wald sei heute aus wirtschaftlichen Gründen ohnehin die Regel.

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