Landkreis Dachau:Vergebliche Appelle

Das Dachauer Landratsamt hat die Nase voll: Die Behörde hat den letzten Grüncontainer im Landkreis abgebaut - weil die Bürger offensichtlich keine Lust auf Mülltrennung hatten.

Gregor Schiegl

Statt Ästen und Zweigen landete Müll aller Art im Grüncontainer am Föhrenweg in Karlsfeld. Der etwas abgelegene Sammelplatz hat sich mehr und mehr zu einer wilden Mülldeponie entwickelt. "Wir kämpfen seit Jahren mit allen möglichen Tricks", sagte Peter Kistler, der zuständige Sachgebietsleiter im Landratsamt. Es habe Appelle gegeben und Mahnungen, sogar Bußgelder seien verhängt worden. Doch nichts davon habe geholfen. "Irgendwann muss man die Reißleine ziehen", sagte Kistler. Das hat die Behörde nun getan. Seit Dienstag gibt es den Grüncontainer nicht mehr. Damit verschwindet der letzte frei zugängliche Sammelbehälter für Gartenabfälle im Landkreis. Gartenbesitzer, die in Karlsfeld westlich der Bahn wohnen, müssen jetzt zum zwei Kilometer entfernten Recyclinghof in der Rothschwaige fahren.

Landkreis Dachau: Der letzte Grüncontainer im Landkreis Dachau - er stand am Föhrenweg in Karlsfeld - wurde abgebaut.

Der letzte Grüncontainer im Landkreis Dachau - er stand am Föhrenweg in Karlsfeld - wurde abgebaut.

(Foto: Toni Heigl)

Die Karlsfelder CSU-Gemeinderätin Anni Kolbinger reagierte "mit Entsetzten" auf die Nachricht des Landratsamts. Anwohner brächten ihre Gartenabfälle mit Schubkarren zum Grüncontainer; wegen des Neubaugebiets am Prinzenpark soll der Ortsteil in den kommenden Jahren um weitere 1500 Menschen wachsen - auch die bekämen ein Problem. Doch all ihre Überredungskünste waren vergeblich. "Wir können nicht auf Gemeindekosten einen privaten Wachdienst abstellen", erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU).

Der Grüncontainer am Föhrenweg entwickelte sich zu einer teuren Angelegenheit. Von 2007 bis 2010 liefen dem Landratsamt zufolge rund 12800 Euro für das Müllsortieren auf, "und darin sind noch nicht einmal die Kosten für die Entsorgung des Sperrmülls eingerechnet", sagte Kistler. Mindestens einmal die Woche ließ der Landkreis das Gelände säubern. Dabei sammelten die Mitarbeiter nicht selten gleich mehrere Kubikmeter Müll ein. Bezahlen müssen es am Ende alle, die Kosten werden auf die Gemeinschaft der Abfallgebührenzahler umgelegt. "Das ist nicht verhältnismäßig." Unterdessen warnte Bürgermeister Kolbe, dass die Nachlässigkeit der Bürger auch Wertstoffinseln im Gemeindegebiete in Frage stellten. Die Sammelstelle am Hallenbad werde regelmäßig "verwüstet". Solche Standorte zu schließen, sei "eine logische Konsequenz". Das überzeugte auch Anni Kolbinger: "Es ist schade", meinte sie, "aber irgendwie sind die Leute ja auch selbst schuld".

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