Landkreis Dachau:Im Bann der Biber

In Dachau wollen Kleingärtner verhindern, dass die Nagetiere am Schleißheimer Kanal erlegt werden - in Vierkirchen will Bürgermeister Eichinger erneut einen Abschuss beantragen.

Anna Schultes, Petra Neumaier und Robert Stocker

Der Umgang mit Bibern im Landkreis wird derzeit kontrovers diskutiert. Die Nager sind streng geschützt. Lassen sie sich allerdings an ungeeigneten Orten nieder, prüft die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Dachau, ob eine Abschussgenehmigung erteilt wird. Wie im Fall der Biberfamilie, die sich nahe der Bahnunterführung an der Schleißheimer Straße in Dachau angesiedelt hat. Die Behörde sorgt sich insbesondere um die Sicherheit von Fußgängern, Radfahrern und Teilnehmern des Straßenverkehrs, die durch umfallende Bäume verletzt werden könnten.

Landkreis Dachau: In Pasenbach bei Vierkirchen hat der Biber gemäß seiner Natur ein paar Baum gefällt und angenagt.

In Pasenbach bei Vierkirchen hat der Biber gemäß seiner Natur ein paar Baum gefällt und angenagt.

(Foto: DAH)

Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, aber die Tiere haben neben dem Bund Naturschutz (BN) weitere Befürworter gefunden: Der Verein Sonnengärtner Dachau, der in Zusammenarbeit mit der Stadt die an den Schleißheimer Kanal angrenzende Kleingartenanlage auf der Ostseite des Bahnhofs pflegt, stellt sich gegen einen Abschuss der Tiere. "Solange es andere Möglichkeiten gibt, sollte man diese ausschöpfen", sagt Dieter Leiß, Vorsitzender des Vereins. Leiß schlägt vor, alle großen Bäume vom Schleißheimer Kanal bis zur Pollnstraße mit Schutzgittern auszustatten. Auch wenn dies einen großen Aufwand bedeuten würde, "machbar ist das eigentlich schon".

An mehreren Stellen ist das bereits passiert. Außerdem wurden in dieser Woche zwei Abflussrohre mit Gittern versperrt, um das Revier der Bibereltern und der beiden Jungtiere zu begrenzen. Die Kleingärtner können sich nicht über die Tiere beklagen: "Bis dato leben wir seit drei Jahren gut mit ihnen", sagt Leiß. Deshalb wird sich der Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten weiterhin für die Biber einsetzen. Dennoch räumt der Vorsitzende der Kleingärtner ein: "Wenn ein immenser Schaden angerichtet wird, ist klar, dass man etwas machen muss."

Auch in Vierkirchen gibt es wieder Ärger mit dem Nagetier, das sich im Bereich des Pasen- und Ramelsbaches pudelwohl fühlt und dieses Revier immer wieder besetzt. Im Februar dieses Jahres war ein Pärchen der streng geschützten Nager über den Ramelsbach bis zum Naturbad vorgedrungen und hatte eine Reihe dicker Stämme angefressen. Die Tiere stauten den Ramelsbach auf und bauten in der Uferregion einen Fluchtgang zum angrenzenden Gemeindeweiher, der deshalb auszulaufen drohte. Die Wohnhöhlen der Biber reichten schon bis in die Mitte der Liegewiese des Naturbads. Filteranlagen und Folie des Biotops, in dem das Wasser des Bads gereinigt wird, waren nach Ansicht von Bürgermeister Heinz Eichinger in Gefahr. Weil die Gemeinde große Schäden befürchtete, beantragte sie eine Abschussgenehmigung, die sie von der Unteren Naturschutzbehörde schließlich erhielt.

Doch jetzt schlagen offenbar die Nachkommen der erlegten Nager zu. Eichinger ließ sogar das Weihnachtsessen des Kreistags sausen, um am Donnerstag in die Heimat zu eilen. Noch in der Gemeinderatssitzung am Abend war er von dem Bild, das sich ihm am Nachmittag geboten hatte, regelrecht schockiert: Bei der alten Kläranlage hatten Biber fast sämtliche Bäume entlang des Pasenbaches und des erst in diesem Jahr mühsam gegrabenen Kanals einfach umgelegt. Die meterhohen Bäume mit ihren dicken Stämmen lagen kreuz und quer über den zum Teil neuen Zäunen, einer landete auf dem Rodelberg. "Alles ist kaputt", stellte der Bürgermeister kopfschüttelnd fest. Zum Teil hatte der Biber die schweren Stämme sogar in die Ablaufrohre gestopft. "Wenn es nur ein bisschen geregnet hätte, dann hätte alles unter Wasser gestanden", mag sich Eichinger die Folgen gar nicht ausmalen. Dennoch kam er nicht umhin, den kleinen Tieren mit den gro- ßen Zähnen, die sich eigentlich in ihrer wohlverdienten Winterruhe befinden sollten, ob ihrer Kraft Respekt zu zollen. "Wie sie das schaffen, weiß ich nicht, aber kaum holen wir die Stämme aus den Rohren raus, sind sie am nächsten Tag wieder drin."

Wie dem auch sei: Mit Manschetten um die Stämme will die Gemeinde den Bibern das Leben schwer machen. Eine Methode, von der sich der Bürgermeister nicht viel Erfolg verspricht. Er will versuchen, erneut eine Abschussgenehmigung durchzusetzen. Der Protest der Naturschützer wird ihm sicher sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: