Landkreis Dachau:Hilfreiche Netzwerke

CSU-Landtagsabgeordneter Seidenath schlägt dem Kreistag ein landkreisweites Seniorenkompetenzzentrum mit Ehrenamtsbörse vor. Damit jegliche Konkurrenz unter den Wohlfahrtsorganisationen ausgeschlossen ist, soll es genossenschaftlich geführt werden.

Wolfgang Eitler

170 Bürger in Schwabhausen haben kürzlich in einer Umfrage der Gemeinde bekundet, dass sie auch tagsüber Zeit und Lust auf ehrenamtliche Tätigkeiten haben. Das Angebot ist sicher höher als der Bedarf in einer 5000-Einwohner-Gemeinde. Aber in Dachau würde sich die eine oder andere Familie freuen, wenn sie wüsste, wo sie eine Leih-Oma oder eine Hausaufgabenhilfe, vielleicht sogar einen ausgewiesenen Steuerfachmann finden könnte. Über eine Ehrenamtsbörse als Teil eines Seniorenkompetenzzentrums sollen solche Angebote und Wünsche gebündelt werden. Diesen Vorschlag unterbreitet der CSU-Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath am Freitag dem Kreisausschuss.

Den Vortrag im Gremium übernimmt Wolfgang Gartenlöhner, der im Landratsamt Dachau für Seniorenfragen zuständig ist. Seidenath selbst wird aus terminlichen Gründen nicht anwesend sein. Der SZ erzählt er die Genese dieser Idee, die aus Gesprächen in Bürgersprechstunden vor allem in Karlsfeld entstanden sei. "Ich habe dann den Kreis der Ansprechpartner Zug um Zug erweitert." Um festzustellen, "dass viele Türen schon weit offen sind". Bei der Caritas, bei der Arbeiterwohlfahrt, beim Roten Kreuz und vielen weiteren Organisationen, die in der Wohlfahrt beschäftigt sind.

Es kristallisierte sich schließlich die Idee eines Seniorenkompetenzzentrums heraus, dessen Kern eben eine landkreisweite Ehrenamtsbörse ist. Seidenath sagt: "Es gibt eine Vielzahl von Angeboten. Wir müssen sie transparent und bekannt machen." Um den Verdacht von vorneherein auszuräumen, hier würde eine neue politische Zentrale für Seniorenfragen geschaffen, betont Seidenath: "Ich will die Vielfalt nicht einschränken. Ich will sie nutzbar machen." Außerdem möchte er staatlich finanzierte Programme in den Landkreis holen, wie die vom bayerischen Sozialministerium geförderte Schulung von Seniorenbegleitern. Sie sollen in den Gemeinden dann Ideen für ältere Menschen entwickeln. 20 Personen aus dem Landkreis können mitmachen. Seidenath: "Ich habe alle Gemeinden angeschrieben, mit der Bitte jeweils einen Person zu benennen."

Am Freitag im Kreisausschuss wird es allerdings nicht nur darum gehen, Seidenaths Idee zu würdigen, sondern auch um finanzielle und programmatische Fragen. Denn der Landkreis verfügt über ein bayernweit prämiertes seniorenpolitische Gesamtprogramm, in das ein solches Zentrum passen muss. Wolfgang Gartenlöhner gibt im Gespräch mit der SZ den politischen Rahmen dieser Debatte vor. "Im professionellen Bereich sind wir im Landkreis gut aufgestellt." Damit meint er die Anzahl der Alten- und Pflegeheime, den Aufbau von Einrichtungen für Betreutes Wohnen bis hin zu einer erst kürzlich geschaffenen palliativen Ambulanz. "Wichtig und entscheidend wird nun der ehrenamtliche Bereich", sagt Gartenlöhner.

Diese Herausforderungen erläutert er an der medizinischen Versorgung des Landkreises für ältere Menschen. Fachärzte gibt es genügend. Sie konzentrieren sich aber auf Dachau und Karlsfeld. In Vierkirchen beispielsweise steht die Woche über ein Sportbus für Mannschaften verwaist herum. Gartenlöhner: "Wir brauchen Ehrenamtliche, die mit ihm zu den Fachärzten fahren." Deshalb ist er überzeugt, dass Seidenaths Idee in das Gesamtprogramm des Ausbaus der Ehrenamtlichkeit im Seniorenbereich passt. Seidenath will es ans Mehrgenerationenhaus der Arbeiterwohlfahrt anschließen, das bereits Angebote für die Kooperation von jungen und älteren Menschen entwickelt hat. Um alle Wohlfahrtsorganisationen mitzunehmen, um ja den Verdacht einer Konkurrenz auszuschließen, soll dieses Kompetenzzentrum genossenschaftlich geführt werden. Mit anderen Worten: Alle, auch Bürger des Landkreises, können sich beteiligen.

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