Landkreis Dachau:Erfinder aus Leidenschaft

Klaus Hager hat schon viele Apparate entwickelt, jetzt bietet er einen Ozongenerator für die Reinigung von Wasser und Ölen sowie zur Raumdesinfektion an.

Sophie Burfeind

Nicht selten kracht und explodiert es in Daniel Düsentriebs Werkstatt - die Erfindungen fliegen ihm nur so um die Ohren. Auch dem 66-jährigen Chemie-Ingenieur und Hobbyerfinder Klaus Hager, passiert das ab und zu. Er muss nur nur an ein Experiment mit Sprengstoff in seiner Jugend denken: "Da habe ich mich in die Luft gesprengt", sagt er. "Der Stoff war richtig gut, nur die Zündschnur ein bisschen kurz." Eine Woche lang habe er blind im Krankenhaus gelegen - danach war wieder alles gut. Aber zur Nachahmung empfiehlt er das Experiment nicht. Dieser Unfall konnte Klaus Hagers Erfinderdrang nicht bremsen, im Gegenteil: Er begann ein Chemiestudium in München, um sich das nötige Fachwissen für kommende Entwicklungen anzueignen.

Landkreis Dachau: Frische Luft aus dem Koffer: Der Chemiker und Ingenieur Klaus Hager hofft auf eine starke Nachfrage nach seinem Ozongenerator.

Frische Luft aus dem Koffer: Der Chemiker und Ingenieur Klaus Hager hofft auf eine starke Nachfrage nach seinem Ozongenerator.

(Foto: DAH)

Weil Klaus Hager jedoch "schon immer auswandern wollte", hielt es ihn nicht lange in Deutschland: Mit 28 Jahren zog er nach Südafrika. Dort absolvierte er eine Weiterbildung zum Ingenieur und befasste sich mit der Desinfektion von Wasser. Nebenbei betrieb er kurzzeitig eine kleine Goldmine. "Ich wollte weg vom Chlor, weil es nicht nur teuer, sondern auch giftig ist", erzählt er, "und habe dann Ozon als ideale Lösung zur Wasserdesinfektion entdeckt." Bekannt ist das Gas Ozon (O3), weil es die Menschen in der Ozonschicht vor den schädlichen Strahlen der Sonne schützt. Doch da es ein starkes Oxidationsmittel ist, reizt es die Atemwege. Außerdem tötet es wirkungsvoll Keime ab - diese werden oxidiert, also "kalt verbrannt." In vielen Trinkwasserwerken gehört die Ozonierung daher zu den zentralen Aufbereitungsmethoden. Auch in Schwimmbädern wird es häufig verwendet.

Mit der Entdeckung von Ozon als Mittel zur Keimabtötung war der Grundstein für Klaus Hagers wichtigste Erfindung gelegt: einen Ozongenerator. Zwei Arten dieser Geräte entwickelte er, eines für die Reinigung von Wasser und Ölen und eines zur Raumdesinfektion. Da er in Südafrika nicht alle nötigen Elektronikteile beschaffen konnte, musste er mit dem Bau der Geräte warten, bis er im Jahr 1990 wieder nach Dachau zurückkehrte. Dort vollendete er den Bau seiner Ozongeneratoren, die wie silberne Aktenkoffer aussehen. Die Geräte zur Raumluftdesinfektion funktionieren so: Der Sauerstoff aus der Luft wird mit elektrischer Energie in Ozon umgewandelt, der aus dem Koffer austritt. Binnen kürzester Zeit könne ein Zimmer bis in die kleinsten Ritzen von Keimen und Bakterien gereinigt werden. Danach rieche die Luft wie direkt nach einem Gewitter. Die Zukunft seines Ozongenerators sieht Hager im Einsatz in Krankenhäusern: "Alle suchen nach einer Lösung gegen multiresistente Keime in Krankenhäusern und um gegen Epidemien gewappnet zu sein, dabei gibt es eine einfache Möglichkeit: Ozon." Der Chemie-Ingenieur ist von seinem Konzept vollends überzeugt. Doch sonst wollte sich bisher noch niemand so recht für seine Geräte interessieren - außer Inhaber von Katzenpensionen - da Ozon nämlich nicht nur Keime abtötet, sondern sich auch zu gesundheitsschädlichen Stoffen verbinden kann, ist der Einsatz des Gases zur Raumluftdesinfektion umstritten. Seinen großen Einsatz hatte Hagers Ozongenerator dennoch - im September 1996, als in der Rothschwaige ein Mann gefunden wurde, der mehrere Monate tot in seiner Wohnung gelegen hatte: zur Beseitigung des Verwesungsgeruchs.

Auch einen Katalysator zur Umluftreinigung in Autos entwickelte Hager, das Patent verkaufte er an Volvo. Für jeden verkauften Wagen hätte er 50 Pfennig bekommen sollen - doch auf seinem Konto landete letztlich nur eine Mark. Der Konzern zahlte nicht. Aber wie Daniel Düsentrieb geht es dem Idealisten Hager nicht darum, mit seinen Erfindungen Geld zu verdienen, sondern um das wissenschaftliche Interesse und den Spaß am Experimentieren. "Wenn ich ein Problem sehe, versuche ich es zu lösen", erklärt er. Diese Leidenschaft hat ihn zu den ausgefallendsten Entwicklungen getrieben: Darunter eine "Rost-Weg-Tinktur", ein Metallsuchgerät, um vergrabene Gegenstände zu finden, eine Hobbyschnapsbrennerei, ein Destilliergerät zur Parfümherstellung, ein "Sauerstoffkonzentrator" zur Stärkung des Immunsystems und gegen Krebszellen - reiner Sauerstoff sei Gift für diese schädlichen Zellen -und ein Einbruchschutz, der mit Tränengas arbeitet. Hagers Einfallsreichtum kennt keine Grenzen: Gerade experimentiert er mit Brennstoffzellen in einem abgelegenen Labor in Thüringen: "Weil es noch nicht ganz ausgereift ist und auch mal brennen kann."

Bekannt geworden ist der Dachauer übrigens nicht wegen seiner Erfindungen, sondern durch Emil. Im Sommer 1967 war das 1,30 Meter große Krokodil im Karlsfelder See ertrunken. Es hatte Klaus Hager überall hin begleitet - sei es beim Autofahren oder Baden. Doch an jenem Tag hatte sich der nicht angeleinte, brave Emil plötzlich erschrocken und war ins Wasser gelaufen. Die Suche nach ihm blieb erfolglos - Emil wurde zur Legende. Seit diesem Tag hat Klaus Hager keine Krokodile mehr, nur noch eine Katze. Die ist wasserscheu.

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