Teure Überraschung:Ladestationen sind geschlossen

Teure Überraschung: Außer Betrieb: Die Elektrotankstelle im Gewerbegebiet Gada ist still gelegt. Die Gemeinde Bergkirchen will ein neues Angebot schaffen.

Außer Betrieb: Die Elektrotankstelle im Gewerbegebiet Gada ist still gelegt. Die Gemeinde Bergkirchen will ein neues Angebot schaffen.

(Foto: Toni Heigl)

Die Elektrotankstelle im Gewerbegebiet Gada ist sehr beliebt. E-Mobile können dort kostenlos aufgeladen werden. Jetzt hat Bergkirchen den Hahn abgedreht, weil die Gemeinde vom Anbieter eine hohe Rechnung erhielt

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Der Mitfahrer-Parkplatz im Gewerbegebiet Gada gilt als Vorzeigemodell. Das Bundesverkehrsministerium hat die 2012 eröffnete Stellfläche als Musteranlage für ganz Deutschland finanziert, der Verkehrsclub ADAC das Gelände geplant. Tatsächlich bietet die beleuchtete Asphaltfläche dann auch einige Extras wie separate Motorradstellflächen, reservierte Behindertenparkplätze und zentrale Frauenstellflächen. Mit Blick in die Zukunft wurde auch eine Elektrotankstelle mit zwei Ladeplätzen installiert. Diese Stromtankstelle ist nun aber seit einigen Wochen außer Betrieb. "Wir haben die Sicherung herausgedreht", erklärt Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Auslöser für diese Sperrung waren Unstimmigkeiten mit dem Energiekonzern Eon über die Stromkosten. Jetzt plant die Gemeinde eine neue Ladesäule, die aktuellen technischen Anforderungen entspricht, aber den Autofahrern Strom nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellt. "Bis zum Sommer haben wir eine Lösung", verspricht Landmann.

Verärgerte Autofahrer

Beim Stichwort Elektrotankstelle schaut Bürgermeister Landmann ein wenig verdrießlich drein. Denn die 2012 freudig als innovatives Markenzeichen begrüßte Ladestation bringt der Gemeinde und ihrem Rathauschef derzeit einigen Ärger. "Beinah täglich gehen E-Mails oder Anrufe bei uns ein von verärgerten Autofahrern, die nun die E-Säule vermissen", erklärt Landmann. Doch die Gemeinde sah sich zum Handeln gezwungen. Denn im Herbst 2016 erhielt Bergkirchen eine Stromrechnung "über einen horrenden Betrag, Zigtausende Euro", wie Landmann betont. Im Rathaus war man überrascht. Denn die Ladesäule war 2012 vom Energiekonzern Eon installiert worden, die Wartung sollte die Gemeinde übernehmen. Der Aufwand für die Strom-Abrechnung erschien zu groß für die geringe Abnahme-Menge, die damals erwartet wurde, erinnert sich Landmann.

Es war nie abgerechnet worden

Tatsächlich war ein Abrechnungssystem für Kunden in diese Säulen nicht integriert, erklärt Maximilian Zängl, Pressesprecher des Netzbetreibers Bayernwerk. Die Gemeinde ging davon aus, dass der Energiekonzern Eon als Initiator dieses technischen Angebots auch die Stromkosten auf Dauer übernimmt. Vertraglich war es aber wohl anders vereinbart. Und weil die Ladesäule, an der Elektrofahrzeuge kostenlos aufgetankt werden konnten, offenbar enorm beliebt war, kam über die Zeit ein stattlicher Betrag zusammen. Die Summe war auch deshalb hoch, weil zuvor nie abgerechnet worden war. Ein Versäumnis, für das die Bayernwerke als Netzbetreiber die Verantwortung übernehmen, wie Sprecher Zängl unumwunden einräumt. Der Zähler der Bergkirchener Stromtankstelle wurde versehentlich nicht erfasst, deshalb auch nie Zählerstände ins Abrechnungssystem übertragen, sagt Zängl. Als der Fehler 2016 behoben wurde, erhielt Bergkirchen dann erstmals und für die Gemeinde überraschend eine Rechnung. Doch Bürgermeister Landmann sah seine Kommune nicht in der Pflicht. "Wir haben viel herumtelefoniert", so Landmann. Schließlich gab es eine Einigung: Die Gemeinde übernimmt pauschal 1000 Euro, den Rest trägt der Energieversorger.

Doch wie geht es weiter? Bergkirchen will Elektromobilität durchaus unterstützen. "Wenn es darum geht, die nötigen Strukturen aufzubauen, sind wir weiter dabei", betont Landmann. Aber die Gemeinde wird künftig Energie für Elektrofahrzeuge nicht kostenlos zur Verfügung stellen. "Die Kunden müssen ihren Strom schon selbst bezahlen." Weil die auf dem Mitfahrerparkplatz installierte Standard-Ladestation zudem nicht mehr dem neuesten technischen Standard entspricht, wird gleich ein neues Konzept erarbeitet. Spätestens bis zum Sommer soll dann eine Elektrotankstelle stehen, die nach dem Schnellladeprinzip arbeitet. Bis es soweit ist, müssen Fahrer von Elektrofahrzeugen auf andere Ladestationen ausweichen. Zum Beispiel in Dachau, wo es im Stadtgebiet fünf Tankmöglichkeiten gibt. Kostenlos, wie bisher in Bergkirchen, tankt man immerhin an vier dieser Elektroladesäulen.

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