KZ-Gedenkstätte:Wiedergefundene KZ-Tür aus Dachau soll ins Museum

KZ-Tür mit Aufschrift ´Arbeit macht frei" gestohlen

Besucher stehen im ehemaligen KZ Dachau vor dem Tor, in dem die sogenannte Schlupftür mit dem bekannten Schriftzug eingehängt ist - hier noch das Original.

(Foto: dpa)

Die Tür mit dem zynischen Schriftzug "Arbeit macht frei" war vor gut einem Monat in Norwegen gefunden worden. Damit sie nicht ein zweites Mal gestohlen wird, kommt sie nicht an den Originalplatz zurück.

Von Ingrid Fuchs

Nachts aus Dachau geraubt, in einem norwegischen Straßengraben wiedergefunden - und bald im Museum: Die Originaltür aus dem ehemaligen Konzentrationslager kommt wohl nicht wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz in Dachau. "Wir wollen uns die Tür kein zweites Mal stehlen lassen", sagt Karl Freller, Vorsitzender der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten. Zwar gebe es inzwischen mehr Videokameras und die Überwachung durch das Aufsichtspersonal sei auch verstärkt worden, aber Freller fürchtet das erhöhte Interesse an dem Relikt aus der Nazi-Zeit.

Es geht um jene Tür mit dem zynischen Schriftzug "Arbeit macht frei", mit dem die mehr als 200 000 KZ-Häftlinge zwischen 1933 und 1945 verhöhnt wurden. Es ist die Originaltür des ersten, von den Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslagers, der Schriftzug hingegen ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1965.

Die sogenannte Schlupftüre war im November 2014 mitten in der Nacht aus ihrer Verankerung in einem größeren Tor gehoben und gestohlen worden. Mehr als ein Jahr lang liefen alle Ermittlungen trotz einer ausgeschriebenen Belohung von 10 000 Euro erfolglos. Erst im vergangenen Dezember, gut zwei Jahre später, tauchte die mehr als hundert Kilogramm schwere Tür wieder auf: in der Nähe von Bergen, am Straßenrand liegend und rostend.

Wann die Tür wieder an die KZ-Gedenkstätte Dachau zurückgegeben wird, ist noch offen. Die zuständige Ansprechpartnerin im norwegischen Kulturministerium sei bis Mitte Januar im Urlaub, sagt Freller, erst danach könne man über den konkreten Zeitplan sprechen. Dafür sei man inzwischen so gut wie sicher, dass es sich bei dem Fundstück auch wirklich um die Originaltür handelt. "Ein Restaurator hat die Tür begutachtet, er hat die gleichen Kratzer und Abnutzungsspuren gefunden, wie sie auch am Original sind." Ziel sei es nun, die Tür am Befreiungstag des ehemaligen Konzentrationslagers, am 29. April, im Museum vor Ort präsentieren zu können.

Die Lücke, die der Diebstahl zurückgelassen hatte, wurde bereits im April 2015 gefüllt. Kunstschlosser Michael Poitner hielt sich bei seiner Nachbildung eng am Original. Diese Kopie soll nach Frellers Willen auch künftig in dem Tor bleiben. "Wir orientieren uns da am Vorgehen in Auschwitz", sagt der Sitftungsvorsitzende. Dort wurde der berüchtigte "Arbeit macht frei"-Schriftzug im Jahr 2009 gestohlen, er tauchte zwar ein Jahr später wieder auf, wird im ehemaligen KZ aber nach wie vor durch eine Kopie ersetzt.

Bevor die Orginaltür in Dachau im Museum ausgestellt werden kann, muss der Stiftungsrat Frellers Vorhaben noch zustimmen. Er habe aber vorab mit vielen Mitgliedern, unter anderem KZ-Gedenkstätten-Leiterin Gabriele Hammermann, gesprochen - fast alle hätten den Plan für gut befunden. Eine Sache belastet Freller aber nach wie vor: Von den Tätern fehlt noch immer jede Spur.

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