KVD-Galerie Dachau:Schöne, alte Malerwelt

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Elfriede Hofmann und John Dorer und ihr künstlerischer Ausgangspunkt

Von Christiane Bracht, Dachau

Sie wollen dem Computerzeitalter etwas entgegensetzen. Ständig schauen die Leute in Bildschirme, egal ob sie unterwegs sind, bei der Arbeit oder zu Hause. Alles wird gegoogelt: Nützliches und weniger Nützliches - Wörter, Wegbeschreibungen, Veranstaltungen, aber auch Bilder. Die Realität sehen viele gar nicht mehr. Das regt John Dorer und Elfriede Hofmann auf. Deshalb haben die beiden Dachauer Künstler "Das Original" zum Thema ihrer neuen Ausstellung gemacht, die derzeit in der KVD Galerie in der Kulturschranne zu sehen ist.

Elfriede Hofmann sagt von sich, dass sie den gegenständlichen Bezug zur Außenwelt in ihren neuen Bildern komplett aufgegeben hat. (Foto: Toni Heigl)

"Die Leute sagen, sie waren im Louvre, weil sie die bekanntesten Bilder im Internet angeschaut haben. Aber sie haben nichts gesehen", empört sich John Dorer. "Nur wer vor einem Gemälde oder einer Plastik steht, kann sie wirklich erfassen." Davon ist der Dachauer Maler überzeugt. Denn Wirkung und Farben verändern sich, je nach Tageszeit, auch ob man drei Meter zurücktritt oder direkt davorsteht. Selbst der Winkel, indem der Betrachter das Bild besichtigt, kann entscheidend sein, erklärt der 70-Jährige. In den vergangenen zwei Jahren haben Dorer und Hofmann Originale geschaffen, die man digital nur zum Teil entdecken kann.

John Dorer dagegen sucht noch die Balance aus eigenständiger Komposition und gleichzeitig realistischer Darstellungsweise. (Foto: Toni Heigl)

So hat Hofmann in ihre großformatigen Acrylbilder Collage-Elemente eingebaut. Diese sind aber so fein integriert, dass man sie nur bei genauer Betrachtung entdeckt und nur, wenn man recht nah vor dem Gemälde steht. Sie sollen den meist recht großen hellen Flächen Struktur geben, erklärt sie. Seit ihrer letzten Ausstellung in Karlsfeld hat die Dachauerin ihren Stil verändert, sich weiterentwickelt. Das erkennt man sofort, wenn man den Ausstellungsraum betritt. Bislang malte sie "ziemlich bunte" Bilder, in einigen waren auch noch gegenständliche Motive erkennbar, etwa ein Pferdekopf, ein angedeuteter Fisch oder auch mal eine Echse. Das ist nun anders: Ihre neuen Bilder haben sich völlig vom Gegenständlichen gelöst. Sie sind in hellen Farben gehalten. Auf den meist weißen Flächen bewegen sich, ja schweben kleine Quadrate oder Schlangen, auch winzige Rechtecke und Kreise in verschiedenen, meist pastelligen Farben. Viele der geometrischen Formen sind in einem sonnigen Orange gehalten. "Seit einem Jahr habe ich das Bedürfnis, leicht, luftig und hell zu malen", sagt Hofmann.

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(Foto: Toni Heigl)

Ein Künstlerpaar: Elfriede Hofmann...

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(Foto: Toni Heigl)

...und John Dorer. Sie stellen gemeinsam in der KVD-Galerie in Dachau aus.

"Alles bewegt sich nach oben, ist lebendig und energiegeladen." Genau das, kommt rüber, wenn man die Werke auf ihrer Seite der Ausstellung anschaut. Die 67-Jährige lässt sich gerne von Gedanken, Stimmungen und Emotionen leiten, wenn sie zum Pinsel greift. Die Titel sind entsprechend: "Energie" heißt eines, "Weg ins Licht" ein anderes. Inspiriert ist Hofmann aber auch von ihrem großen Vorbild Lyonel Feininger.

Ganz anders dagegen sind die Werke von Hofmanns Künstlerkollegen John Dorer. Seine Bilder wirken geerdet. Als vorherrschende Farbe hat Dorer in seinen Kompositionen blau gewählt. Blau, wie das Meer und der Süden. "Das inspiriert mich immer", sagt er lachend. Titel hat er seinen Bildern aber nicht gegeben. "Es soll sich jeder heraussuchen können, was er denken mag", sagt er. Beim Malen steht bei ihm die Farbe im Vordergrund. Meist hat er die Idee für eine Komposition im Kopf, bevor er mit der Arbeit beginnt. "Die Formen ergeben sich eher zufällig", erklärt der Dachauer. Aber er zeichnet meist gleich zu Anfang mit Bleistift eine Struktur auf die Leinwand und die bleibt. Erkennbar ist sie allerdings nur, wenn man ganz nah vor den Bildern steht. Aus der Ferne indes wirkt hauptsächlich die Farbe und die Form. Wer will, kann Gegenständliches in seinen Gemälden erkennen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Mal kann man Blumen erkennen, einen Felsen oder einen Auspuff. Eine dreiteilige Serie erinnert vielleicht an einen Zug von oben. Man kann aber auch abstrakter denken: Begriffe wie "aus dem Schema gefallen" oder "quer sein", kommen einem dann in den Sinn, wenn man eine Reihe von schwarzen Rechtecken betrachtet, in der eines davon schief steht. Ein anderes Bild erinnert aus einigem Abstand stark an die berühmten Seerosen von Claude Monet. "Das ist nicht beabsichtigt", sagt Dorer. Bei der Farbkombination habe man schnell diese Assoziation.

Dorer ist es wichtig, dass alles aus sich heraus stimmig ist. Deshalb entstehen seine Bilder nicht an einem Tag. Er stellt sie immer wieder in die Ecke, betrachtet sie, überlegt, ändert, übermalt, solange bis er zufrieden ist. Und das sieht man auch, je nach Blickwinkel. Man kann viel entdecken, sich mit seinen Werken beschäftigen. Das gleiche gilt übrigens auch für die Werke von Hofmann. "Ich mag es, wenn nicht gleich auf den ersten Blick alles zu erkennen ist", sagt Dorer. Der Kontrast zwischen hell und luftig auf der einen Seite des Ausstellungsraums und den großen blauen Gemälden mit durchaus gegenständlichen Formen auf der anderen, wirkt übrigens auch sehr stimmig - ganz nach Dorers Geschmack. Die Künstler werden vor allem an den Wochenenden dort sein und so den Besuchern Gelegenheit geben zu einem persönlichen Gespräch mit ihnen. Das gehört schließlich auch zur analogen Art, Kunst zu betrachten - und damit zum Titel "Das Original".

Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Juni in der KVD-Galerie zu sehen. Geöffnet ist jede Woche von Donnerstag bis Samstag jeweils von 16 bis 19 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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