Kunstkreis :In Gerties Küche

Kunstkreis : Die Werke des Künstlers Meinhart Meyer sind zum Großteil kritische, aber auch farbenfrohe, Auseinandersetzungen mit dem Thema Natur - und Kochen.

Die Werke des Künstlers Meinhart Meyer sind zum Großteil kritische, aber auch farbenfrohe, Auseinandersetzungen mit dem Thema Natur - und Kochen.

(Foto: Toni Heigl)

Meinhart Meyer widmet seiner Frau farbenfrohe Aquarelle und präsentiert diese jetzt in Karlsfeld

Von Jacqueline Lang, Karlsfeld

Am liebsten arbeitet Meinhart Meyer am Esstisch, während seine Frau in der Küche hantiert. An dem großen Küchentisch in seiner Münchner Wohnung kann er sich ungestört ausbreiten, während Gertie im Hintergrund mit Töpfen und Pfannen klappert, zu späterer Stunde riecht es dann immer vorzüglich nach Essen.

Meyer, der an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert und im Anschluss 35 Jahre lang als Kunsterzieher in Straubing gearbeitet hat, widmete seiner Gertie deshalb in seiner aktuellen Ausstellung "Objekt, Zeichnung, Malerei" auch drei der insgesamt 16 Werke. "In Gerties Küche", "Gerties Pizzen - Sedeci Stazione" und "Gerties Curry". Gerties Pizzen sind in Meyers Darstellung 16 Vierecke, jeweils ein wenig anders bemalt. Der Grund? In einer großen Familie, wie die der Meyers, hat jeder so seine ganz eigenen Wünsche, was den Belag anbelangt. Jedes Viereck symbolisiert deshalb ein individuell belegtes Pizzastück. Gleichzeitig ist das farbenfrohe Aquarell eine Hommage an die Kochkünste seiner Frau. Der Mann mit dem schneeweißen Haar und Schnurrbart beobachtet und bildet ab, was er sieht.

Auch seine restlichen Werke können als eine Auseinandersetzung mit seiner Umwelt verstanden werden, auch wenn sich die Bedeutung der einzelnen Werke dem Betrachter erst bei näherem Hinsehen erschließt. Das ist von Meyer aber bewusst so gewählt. Er will das Interesse wecken und ausgehend davon, auf einen Sachverhalt aufmerksam machen. Im Fall von seiner Installation "Wir sind auch gerne mal in einer Kunstausstellung" sieht man zunächst einige Baumskizzen und zwei Bretter, die auf Holzstühlen platziert sind. Trotz der weißen Farbe und den grauen Bleistiftstrichen erinnern die Bretter an Bäume. Meyer hat sich bewusst für ganz einfache Spanholzplatten aus dem Baumarkt entschieden. "Ich möchte die Erinnerung daran wecken, als die Platte noch ein Baum war", sagt der 69-jährige Künstler. Doch ihm geht es nicht um "eine romantische Naturidylle". Im Gegenteil: "Die Figuren werden es nie erreichen, in der Zukunft wieder renaturalisiert zu werden", sagt Meyer. Die Naturidee mit der Forderung auf Rückbesinnung ist zwar Teil der Installation, das Fazit bleibt jedoch skeptisch, ob dieses Ziel wirklich noch zu erreichen ist. Die mehrteilige Installation gibt es in seiner Ursprungsform bereits seit 2008, seitdem hat Meyer sein Werk jedoch immer weiterentwickelt, modifiziert. Die Installation "Wir sind auch gerne mal in einer Kunstausstellung", die die Blicke direkt beim Betreten der Karlsfelder "GalerieKunstwerkstatt" auf sich zieht, ist unverkäuflich.

Auch die teils aus Sperrholz, teils aus weißem Papier gefertigten kleineren Werke haben die Natur zum Thema. Die Rahmen muss man sich wegdenken, sie dienen nur für den Zeitraum der Ausstellung dem Schutz der Exponate. Im Gegensatz zu der großen Installation zeichnet Meyer hier aber nicht dezent nur mit Bleistift, sondern wählt bewusst starke Farben wie rot, gelb und blau in Kombination mit Deckweiß. "Ebenso wie in der Musik kann man auch mit Farben Klänge erzeugen", sagt der pensionierte Kunsterzieher, der jahrelang an einem musischen Gymnasium gelehrt hat. Die Farben stehen im Gegensatz zu den scharfen Kanten, der unruhigen Form. "Ich versuche einen Ausgleich zu schaffen", sagt Meyer. Ihm sei aber durchaus bewusst, dass der Harmoniebegriff kein stabiler sei. "Es ist eine Serie, bei der ich die Gratwanderung immer wieder aufs Neue probiere. Manchmal gelingt es, manchmal gelingt es nicht", sagt Meyer. Neben dem Karlsfelder Kunstkreis ist er noch in anderen Kunstgruppen aktiv. Immer ist es eine Abstraktion, einer Zerstückelung, die sich dem Betrachter erst bei näherer Betrachtung in seiner Gesamtheit erschließt.

Die Vernissage zur Ausstellung "Objekte, Zeichnung, Malerei" findet am Freitag, 26. Januar, statt. Beginn in der "GalerieKunstwerkstatt" Karlsfeld ist um 19 Uhr. Zu sehen sind die Werke bis 4. Februar, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

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