Kulturtage:Vom Experiment zur Institution

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Brigitte Seizer-Kotzian, Herbert Oberacher und ihre Idee der Indersdorfer Kulturtage

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Die Volkshochschule und der Heimatverein sind in Markt Indersdorf die wichtigsten Veranstalter kultureller Ereignisse. Der Kulturkreis reanimierte heuer die große Kunstausstellung in der Grund- und Mittelschule, der Heimatverein eröffnete vor einem Jahr das Augustiner Chorherren Museum im aufwendig sanierten Mesnerhaus und Schneiderturm. Hin und wieder gelingt es dem Kulturkreis oder dem Heimatverein, populäre Kleinkünstler in die Marktgemeinde zu holen - etwa den Kabarettisten und Strauß-Parodisten Helmut Schleich, der an diesem Samstag im Barocksaal des Klosters auftritt. Doch darüber hinaus?

Kulturelle Ereignisse seien in Indersdorf immer etwas ganz Besonderes und noch immer viel zu selten, teilen die Veranstalter der Indersdorfer Kulturtage auf ihrer Homepage mit. Für Brigitte Seizer-Kotzian war das der Anstoß, zusammen mit Herbert Oberacher die Kulturtage ins Leben zu rufen. "Auftritte von Tanzgruppen oder Bands gibt es in Indersdorf ja fast gar nicht", sagt Seizer-Kotzian, die am Marktplatz die Ballettschule Tanz Art betreibt.

Brigitte Seizer-Kotzian, Herbert Oberacher und Luisa Raukopf freuen sich auf die Kulturtage. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Im Jahr 2013 ging die Erstauflage der Indersdorfer Kulturtage in ihrem Ballettstudio über die Bühne. Der Schwerpunkt lag damals auf Tanz und Jazz. Für die Ballettschulchefin waren die ersten Kulturtage ein "durchschlagender Erfolg" - was die Reaktionen der Besucher betrifft. "Bei der Tango-Vorführung tanzten viele spontan mit", freut sich Seizer-Kotzian noch heute. "Wir hatten zum Teil ein treues Publikum, viele Besucher kamen mehrmals." Doch einige Veranstaltungen waren mit 25 Leuten eher spärlich besucht. Die Kosten der Kulturtage 2013 wurden nicht gedeckt. Einen etwaigen Gewinn wollen die Veranstalter ohnehin nicht für sich behalten. Das Geld würde an den Verein Himalaya-Projekt e.V. gespendet, der auch Patenkinder vermittelt. "Und er gibt den genauen Verwendungszweck für die Gelder an", sagt Seizer-Kotzian.

Von der Gemeinde werden die Veranstalter bisher nicht unterstützt. Trotzdem wollen sie das Experiment in diesem Jahr wiederholen. "Die Indersdorfer Geschäftsleute haben sich wieder toll verhalten", freut sich Seizer-Kotzian. Ihre Anzeigen ermöglichten es, die Druckkosten für einen Werbeflyer zu finanzieren. Heuer hoffen die Veranstalter, mit dem Programm auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Der Schwerpunkt liegt nicht auf Tanz und Jazz, sondern eher auf Rock- und Popmusik. "Wir wollen ein breiteres Publikum erreichen", sagt Seizer-Kotzian, das in der Regel nach München fährt, um Auftritte solcher Bands live zu erleben. "Den Anfahrtsweg wollen wir den Leuten ersparen."

Ciao Weiss-Blau sind bei den Kulturtagen zu sehen. (Foto: Matthias Robl)

Zum Auftakt der Indersdorfer Kulturtage 2015 tritt am Samstag, 31. Oktober, die Münchner Band Garden Gang in der Ballettschule Tanz Art auf. Sie spielt Rock'n'Roll, Sixties-Beat und New Wave und tourte schon mit bekannten Bands durch Großbritannien und Deutschland. Bei der Veranstaltung am Dienstag, 3. November, verschmelzen drei Kunstrichtungen ineinander: Malerei, Tanz und Fotografie. Zu sehen ist das Fotoprojekt "Together as one", das die Body-Art-Künstlerin Daniela Schatz, Tänzerin Luisa Raukopf und Fotografin Lisa-Marie Schmidt gestaltet haben. Lisa Raukopf und Schülerinnen der Balettschule untermalen die Ausstellung choreografisch.

Zur Tanzperformance und der Vernissage gibt es noch eine Lesung, die Wolfgang Möckl, Regisseur der Ludwig-Thoma-Gemeinde, zum Thema Tanz gestaltet. Dr. Woo's Rock'n'Roll Circus präsentiert am Mittwoch, 4. November, mit einer wilden Show die Geschichte der Rockmusik. Electro-Pop ist am Donnerstag, 5. November, bei den Kulturtagen zu hören. Dann tritt das Duo Junksista auf, das aus der exzentrischen Bassistin Diana und dem Gitarristen Boog besteht. Beim Auftritt des Hi-Fly Orchestra am Freitag, 6. November, sind auch jazzige Töne zu hören. Zum Repertoire des kleinen Orchesters gehören Latin und Soul, Boogaloo, Rhythm'n'Blues. Am Samstag, 7. November, tritt das Trio Ciao Weiß-Blau mit einem musikalischem Kabarett auf. Den Schlusspunkt setzt am Sonntag, 8. November, die Schauspielerin und Sängerin Veronika von Quast. Sie präsentiert ihr neues Programm "Wiener Couplets, bayerisch zubereitet".

Alle Veranstaltungen finden in der Ballettschule Tanz Art statt, Marktplatz 2, und beginnen um 20 Uhr. Karten: Luna Naturkost, Marktplatz 2, und Bücherladen Beck & Boy, Ludwig-Thoma-Straße 37.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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