Kulturschranne Dachau:Kuschelige Hölle

Die schwedische Gruppe "Hellsongs" verzückt das Dachauer Publikum mit ihren sanften Versionen von Heavy-Metal-Songs. Einzige Disharmonie: das T-Shirt von Sänger Kalle Karlsson.

Sophie Burfeind

Ruhig, leise und gefühlvoll, manchmal auch etwas rockiger und fetziger sind die Lieder - nie aber laut und dröhnend. Längst schon sind die Hellsongs mit Kalle Karlsson, der Sängerin My Engström Renman und dem Pianisten David Bäck nicht mehr nur in Schweden bekannt - auch in Deutschland erfreuen sie sich einer großen Beliebtheit. Zuletzt spielten sie in Rostock, Würzburg und Ende April im Ampere in München. Auf großen Bühnen sind sie normalerweise zu sehen. Dennoch ließen sie es sich nicht nehmen, der Einladung des Prittlstock-Veranstalters Peter Lenk zu folgen und ihre Deutschlandtournee mit einem Konzert in der Kulturschranne abzuschließen.

hellsongs

"Hellsongs" servieren Heavy Metal ganz leicht.

(Foto: privat)

Dass nach jedem Lied laut gejubelt, geklatscht und gepfiffen wird, dass der ganze Saal begeistert mitsingt und mitklatscht, ist im doch eher gesetzten Ambiente der Kulturschranne keine Selbstverständlichkeit. Den Hellsongs aber gelingt es, das Publikum mitzureißen. Bei Hellsongs mag man intuitiv an lauten Heavy-Metal, schrillen Gesang und dröhnende Gitarren denken. Doch der Name trügt. Das Trio um den Gitarristen und Sänger Kalle Karlsson aus Göteborg spielt zwar Coverversionen bekannter Heavy-Metal- und Hardrock-Bands, aber im sanften Popmusik- oder Folkrockgewand.

Dieses letzte Konzert in Deutschland, am Abend vor der Heimreise nach Schweden, bildete zugleich einen fulminanten Abschluss der diesjährigen Prittlstock-Konzertreihe. Viele der etwa 100 anwesenden Gäste waren eigens aus München und dem Umland für das Konzert angereist. Wie im Fluge vergeht dann auch der Auftritt der Band, deren Coverversionen von bekannten Songs wie "Seek and Destroy" von Metallica, "Youth gone wild" von Skid Row oder "Skeletons of Society" von Slayer sich als absolut hörenswert erweisen. Besonders die Liedtexte erlangen in ihren Fassungen einen ganz neuen Stellenwert.

Aber auch sehenswert sind My Engström und Kalle Karlsson in ihren ausgefallenen Outfits allemal: Sie in einem schwarzen Satinkleid mit bunten Rosen, einer türkis-glänzenden Leggins, roten Glitzerturnschuhe und einer Kette mit hellgrünen Filzkatzen. Er hingegen in hautenger, schwarzer Röhrenjeans - wie es sich für einen schwedischen Rockstar gehört - einem schwarzem Jackett mit roten Nähten und einer dunkelblauen Rose in den langen blonden Haaren. Die pinken Fingernägel überraschen, das T-Shirt jedoch, auf dem Hitler als Ronald Mc Donald abgebildet ist, bleibt äußerst fragwürdig.

Ich mag weder Hitler noch Mc Donalds , und als ich das T-Shirt gesehen habe, musste ich es sofort kaufen", erklärt Kalle Karlsson auf eine Nachfrage am Ende des Konzerts. Er habe es mindestens schon bei 300 Auftritten getragen und sehe es nicht als Problem an. Das T-Shirt kann allerdings als Teil von Karlssons amüsanten, deutsch-englischen Moderationen gegen nationalistische Bewegungen gesehen werden. Er spricht sich nach dem Konzert für einen stärkeren kulturellen Austausch zwischen Schweden und Deutschen aus. Ob es dennoch angemessen ist, ein solch persiflierendes T-Shirt gerade beim Auftritt in Dachau zu tragen, bleibt trotz der Musik fraglich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: