Kulturkreiskneipe Haimhausen:Rigoletto spricht Dialekt

Oper auf Bayrisch

Günther Trinkl an der Drehorgel ersetzt das Orchester. Jeweils mehrere Rollen spielen Stephan Leitmeier, Heike Schiebel und Arno Sedlmeier in den bayerischen Versionen berühmter Opern von Mozart und Verdi.

(Foto: Privat)

Die Theatergruppe Haimhausen hat sich die "Opern auf bayrisch" von Paul Schallweg vorgenommen. In der Kulturkreiskneipe präsentieren sie am Wochenende ihre Interpretation mit Drehorgel

Von Magdalena Hinterbrandner, Haimhausen

"Wer a so redt wia eahm da Schnabe gwachsn ist, des is a aufrechter Baier." Die bayerische Mundart birgt so viel Potenzial in sich, Dinge charmant, direkt und ehrlich auszudrücken. In welchem anderen Dialekt beispielsweise klingt ein Liebesgeständnis sanfter als "i mog di" oder eine Zurechtweisung drohender als "du ge fei!"

Die Möglichkeiten des Bayerischen hat der Münchner Schriftsteller Paul Schallweg schon zu seiner Zeit genutzt und Erzählungen in den bayerischen Dialekt übertragen. Aber nicht irgendwelche Geschichten: Paul Schallweg (1914-1998) schrieb Libretti berühmter Opern für die heimatliebenden Bayern zu Erzählungen im Dialekt um. Nicht nur das, auch die Szenerie der Opern wurde ins Bayernland verlegt. "Der fliagade Holländer" erlebt dann seine Abenteuer am Starnberger See. Und Mozarts Don Giovanni wird zum Graf Hallodri von Lengrias. Ein Hallodri war er ja wirklich, der Giovanni. Und aufgepasst - Verdis Rigoletto wird zum "Graf von Dachau".

Die "Opern auf bayrisch" von Paul Schallweg werden seit 1985 von den drei bekannten bayerischen Schauspielern Gerd Anthoff, Conny Glogger und Michael Lerchenberg mit einem Musikensemble von Musikern aus dem Münchner Orchester vorgetragen. Regelmäßig tritt die Gruppe bis heute am Münchner Prinzregententheater oder Gärtnerplatztheater auf.

Aber nicht nur da! Stephan Leitmeier von der Theatergruppe der Kulturkreiskneipe Haimhausen hat sich zum Spaß gedacht: Das können wir auch. Und aus diesem Gedanken entwickelte sich tatsächlich ein konkretes Projekt. "Wir sind ein sehr umtriebiger Verein und machen alle zwei Jahre ein großes Theater. Dazwischen wollten wir halt immer noch was kleines machen", erzählt das Vorstandsmitglied der Theatergruppe Haimhausen, Andreas Schiebel. Das diesjährige kleine Projekt: Opern auf bayrisch. Die Theatergruppe ist ziemlich groß, trotzdem stand schnell fest, wer für diese besondere Art des Schauspiels in Frage kommt. "Die Frage war natürlich: Wer kann bayerisch? Da sind dann schon mal ganz viele rausgefallen" so Schiebel. Somit stand die Besetzung relativ schnell fest. Heike Schiebel, Stephan Leitmeier und Arno Sedlmeier, der Chef der Haimhauser Dorfmusik, werden auf der Bühne stehen und die bayerischen Versionen von der Zauberflöte, Don Giovanni und Carmen vortragen. Wer nun denkt, hier wird einfach vorgelesen, hat sich aber getäuscht. "Jeder verkörpert pro Oper mindestens zwei bis drei Akteure", sagt Schiebel. Dabei gehe es auch mal lebhaft auf der Bühne zu. Und die Kostüme? Natürlich wie es sich gehört: Die Männer in Lederhose, die Dame im Dirndl.

Was bei einer Oper nicht fehlen darf, wird auch in Haimhausen nicht fehlen. Die Musik wird zwar nicht wie im Original von einem ganze Musikensemble gespielt, dafür aber haben sich die Haimhauser etwas ganz besonderes einfallen lassen. "Wir haben einen Drehorgelspieler aus dem Landkreis gefunden, der die musikalische Gestaltung übernimmt. Da kommen dann Teile der Melodien aus den Opern vor, aber auch moderne Lieder", erklärt Schiebel. Musikalisch ist man nämlich relativ frei und kann individuelle Ideen einfließen lassen.

Bei dem Libretto der bayerischen Opern sieht das anders aus. Der Sohn des 1998 verstorbenen Verfassers Paul Schallweg, Martin Schallweg, hat ein Auge auf die Aufführungen der Werke seines Vaters geworfen. "An den Text muss man sich halten. Aber man kann das ja unterschiedlich vortragen" sagt Schiebel.

Die Aufführung der bayerischen Opern der Theatergruppe Haimhausen ist schon ausverkauft. Trotzdem will man das natürlich wiederholen, wenn es beim Publikum ankommt. Das ist nicht so einfach, denn Martin Schallweg, der die Rechte für die Aufführungen vergibt, möchte eine Inflation vermeiden. In einem bestimmten Radius dürfen die bayerischen Opern deshalb nicht allzu oft und gleichzeitig aufgeführt werden. Eine Wiederaufnahme kann Schiebel deshalb nicht versprechen. Aber hoffen kann man natürlich. Und wie sagt man in Bayern so schön: Schau ma moi, dann seng mas scho.

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