Kultur in Dachau:Nur noch alle zwei Jahre Amperitiv

Das beliebte Zeltfestival in Dachau findet nur noch im zweijährigen Rhythmus statt. Ein Grund dafür sind die Behörden.

Melanie Staudinger

Die Nachricht versteckt sich in einer Routineangelegenheit, von denen der Kulturausschuss des Stadtrats so einige in jeder Sitzung behandelt. Es geht um Zuschüsse. Das Kulturamt nennt den Tagesordnungspunkt schlicht "Projektantrag Echo e.V. auf Etatverschiebung Amperitiv und Kinderzirkustage".

Kultur in Dachau: Das Amperitiv auf der Ludwig-Thoma-Wiese in Dachau findet nur noch alle zwei Jahre statt.

Das Amperitiv auf der Ludwig-Thoma-Wiese in Dachau findet nur noch alle zwei Jahre statt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dahinter aber verbirgt sich ein Einschnitt in die Kulturszene Dachaus: Das Zeltfestival Amperitiv wird nur noch alle zwei Jahre im Wechsel mit den Kinderzirkustagen stattfinden. Das hat zwar den Nachteil, dass es das Zeltfest auf der Thoma-Wiese nicht mehr jährlich im Herbst geben wird. Gleichzeitig biete dieser Plan aber auch einige Vorteile, wie Echo-Chef Karl-Michael Brand sagt.

Die Verschiebung habe eine Reihe von Gründen: Zum einen seien "wertvolle ehrenamtliche Strukturen" weggefallen. Der einstige Mitveranstalter Tollhaus e.V. beteiligt sich seit 2009 nicht mehr, weil er sich lieber auf mehrere kleine Projekte konzentrieren wollte. Anfang 2010 starb Organisator Sepp Meißner, dessen Arbeit so leicht nicht zu ersetzen ist. Und seit diesem Jahr fällt aus Alters- und Gesundheitsgründen auch noch das Küchenteam des Traunreuter Wilhelm-Löhe-Heims aus.

Zusätzlich seien die Auflagen in den Bereichen Gastronomie, Feuerpolizei und Erste Hilfe gestiegen. Das bringe zusätzliche Kosten für die notwendigen Anträge und die Infrastruktur mit sich. "Das Festival, das seit 2007 kostendeckend arbeitet, hat deshalb trotz eines erfolgreichen Verlaufs wieder ein erhebliches Defizit verzeichnet", sagt Brand.

Einsparungsmöglichkeiten sehe er derzeit nicht. "Das ginge nur auf Kosten der Programmqualität und das wäre nicht sinnvoll", erklärt der Echo-Chef. So bleibe nur ein Ausweg: Die Einnahmen müssten abgesichert werden, unter anderem durch mehr Sponsoring. Dazu aber bräuchten die Organisatoren Zeit, was wiederum für einen zweijährigen Rhythmus spreche.

Schluss mit dem Mauerblümchendasein

Als weiteres Argument führt Brand an, dass das Amperitiv regelmäßig terminlich mit der Dachauer Informations- und Verkaufsausstellung (Diva) kollidiere. Dies werde jetzt verhindert. Ein anderer Vorteil ist laut Brand, dass es einfacher ist, alle zwei Jahre ehrenamtliche Helfer für Aktionen zu gewinnen. Dafür könne das Amperitiv auch länger dauern, was kaum zusätzliche Kosten, aber eine bessere Auslastung bringe. Der Kulturausschuss des Stadtrats folgt dieser Argumentation einstimmig.

Er stellt sogar in Aussicht, dass das Amperitiv 2012 mehr Zuschüsse bekommt, da dieses Jahr Geld gespart werde. "Einen Versuch ist es wert", sagt Bündnis-Stadträtin Sabine Geißler. Kulturreferent Dominik Härtl (CSU) hält den Vorschlag für sehr sinnvoll. Es sei ein Gewinn für die Veranstaltung, wenn sie nur alle zwei Jahre, dafür aber länger stattfinden würde.

Was Brand besonders freut: Die Kinderzirkustage, "eine Herzensangelegenheit", bekämen nun die Chance auf mehr Aufmerksamkeit. Er veranstaltet sie künftig im Amperitiv-Lückenjahr - heuer vom 25. bis 28. Mai. "Sie können jetzt so ausgestattet werden, dass sie ihr bisheriges Mauerblümchendasein neben der großen Schwester Amperitiv ein wenig aufgeben können", sagt Brand.

Die Kinderzirkustage ziehen vom Thoma-Haus in der Altstadt hinunter auf die Thoma-Wiese. Brand plant dort eine "richtige kleine Zirkusstadt" mit drei Veranstaltungszelten, einem Elterncafé und einer Außenbühne. Dafür bekommt er von der Stadt einen Zuschuss von knapp 5000 Euro.

Noch hat Brand gut zwei Monate Zeit für die Organisation. Das Programm steht in großen Teilen. Vormittags wird es Workshops für Schulklassen geben. Am Nachmittag bietet er ein offenes Mitmachprogramm, Präsentationen verschiedener Kinder- und Jugendzirkusgruppen und die Jahresabschlussvorstellung der Zirkusschule Dachau am Donnerstag, 26. Mai, an. Am Freitag, 27. Mai, organisiert Brand eine Abendgala im Zirkuszelt mit dem vom Amperitiv bekannten Jugendvarieté Variabell. "Mit unserer Projektrochade gelingt es, zwei arrivierte Dachauer Veranstaltungen noch einmal aufzuwerten und am Gesamtzuschussvolumen sogar noch ein wenig Geld einzusparen", sagt Brand.

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