Kultur Dachau:Mordslustiges Jubiläum

Zum 25-jährigen Bestehen setzt die Karlsfelder Muckerlbühne auf ein neues Konzept und inszeniert ein facettenreiches Kriminalstück zwischen Alptraum und Realität.

Martha Schlickenrieder

Die Muckerl-Bühne feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Vereinsjubiläum. Zu diesem Anlass haben sich die Laien-Schauspieler an ein besonders heikles Stück gewagt. Nichts für Zartbesaitete und herrlich makaber ist es, das "Delikate Verbrechen". Und was man davon lernt ist: "Morden ist irregeil."

Kultur Dachau: Die Gründungsmitglieder der Muckerlbühne Kathrin und Rudi Siegl in den Hauptrollen als verbrecherisches Ehepaar.

Die Gründungsmitglieder der Muckerlbühne Kathrin und Rudi Siegl in den Hauptrollen als verbrecherisches Ehepaar.

(Foto: joergensen.com)

Hugo und Lila sind ein ganz normales Ehepaar, etwas reicher vielleicht als die anderen und etwas exzentrischer. Und doch treten in ihrer Ehe Probleme auf, die man kennt: Das Paar langweilt sich ein wenig. Der Alltag ist recht routiniert. Ehefrau Lila, gespielt von Katrin Siegl, wünscht sich eine aufregende Abwechslung: Sie entscheidet sich für Mord. Unter ihren Bekannten ist das jetzt in Mode, jeden Tag steht eine neue Bluttat an einem wohlsituierten, älteren Ehepaar in der Zeitung. Doch an ihre eigenen Eltern will sich Lila noch nicht heranwagen. Nachdem sie schon an den Zierfischen, der Katze und Haushund Rex geübt hat, soll das nächste Opfer Efigénia (Sylvia Haas), die Haushälterin sein.

Rudi Siegl alias Ehemann Hugo muss zwar anfangs noch überzeugt werden, doch dann nimmt der teuflische Plan Formen an. Auf einem Ausflug an den Strand ermordet das Paar Efigénia kaltblütig. Sie wird nicht nur stranguliert und mit Steinen beworfen, sondern auch mit zwölf Schüssen endgültig niedergestreckt. Sie malen sich ein fast perfektes Alibi und einen Tatverdacht für die Polizei aus und warten gespannt auf ihr Verhör. Doch noch bevor es soweit kommt, steht Efigénia auf einmal wieder leibhaftig vor ihnen und trauen ihrem eigenen Verstand nicht mehr. Sie staunen umso mehr, als die Haushälterin schildert, was ihr zugestoßen ist: Die Hirngespinste des Paares sollen plötzlich Realität sein. "Eine von uns beiden ist verrückt", sagt die Haushälterin schließlich zu ihrer Herrin, und auch der Zuschauer weiß am Ende nicht mehr, was er nun glauben soll.

Der brasilianische Autor José Antonio de Souza legte mit "Delikate Verbrechen" zum ersten Mal eines seiner Theater auf deutsch vor. "Das ist einfach mal was ganz was anderes", sagt Katrin Siegl von der Karlsfelder Muckerl-Bühne."Es bietet sehr viele Möglichkeiten für uns Schauspieler. Man muss sich in so viele verschiedene Situationen reinversetzen und kann viele Facetten zeigen." Das Stück ist eine skurrile Mischung aus Komödie, Krimi und Psychodrama. Immer wieder ist man als Zuschauer ratlos und überrascht von der nächsten unverhofften Wendung. In dem unterhaltsamen Verwirrspiel verheddern sich Sprachwitz, Zynismus, Voyeurismus und eine gute Portion Situationskomik unentwegt ineinander.

Zum 25. Jubiläum haben wir uns für ein anderes Konzept entschieden", so Katrin Siegl. Bisher habe die Muckerl-Bühne zu großen Festlichkeiten immer aufwendige Stücke inszeniert, bei denen nahezu alle Schauspieler mitwirken konnten. Diesmal wollten sie aber die ganze Bandbreite ihres Könnens zeigen und stellten deshalb mehrere und ganz unterschiedliche Projekte auf die Beine, sagt Siegl. So auch das delikate Drei-Mann-Stück: "Etwas, was wir so noch nie gehabt haben."

Für das Jubiläumsjahr hat die Jugendgruppe eine ganz eigenständige Aufführung organisiert, die aber erst im Herbst stattfinden wird. Sie spielen das "Politisch korrekte Schneewittchen". Die Muckerl-Minis treten mit "Arielle die Meerjungfrau" in einer Fassung von Jan Bodinus auf. Die Geschichte der unglücklich verliebten Nixe ist spätestens seit Disney zwar den meisten bekannt, doch können die 14 kleinen Schauspieler in einer verkünstelten Inszenierung glänzen. Die Zuschauer, ob groß oder klein, dürfen zuerst mit Arielle hoffen und bangen, und am Ende gibt es eine fröhliche Party unter Wasser.Martha Schlickenrieder

Die nächsten Aufführungen von "Delikate Verbrechen" finden am 22., 23., 29. und 30. Juni jeweils 20 Uhr statt. Die Premiere von "Arielle" ist für Samstag, 23. Juni, geplant, weitere Aufführungen am 24. Juni, 1., 7. und 8. Juli, jeweils um 16 Uhr. Karten: www.muckerl-buehne.de oder Telefon 08131/8 63 54.

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