Künstleraustausch:Die anderen sind gar nicht so fremd

Künstleraustausch: Der künstlerische Austausch zwischen Oświęcim und Dachau ist eine Institution in Polen und bei den Kunstinteressierten sehr beliebt.

Der künstlerische Austausch zwischen Oświęcim und Dachau ist eine Institution in Polen und bei den Kunstinteressierten sehr beliebt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Künstler aus Dachau und Oświęcim stellen gemeinsam im Schafhof in Freising aus

Von Gregor Schiegl, Dachau

Kunst verbindet, und wie stark diese Kraft wirkt, über alle politischen Widerstände und Verwerfungen hinweg, zeigt beispielhaft der seit fast 30 Jahren währende Künstleraustausch zwischen Dachau und Oświęcim in Polen. In Dachau gründete sich damals die Gruppe D. Sie setzte sich für eine Jugendbegegnungsstätte ein, die Dachau als historischen Lernort etablieren sollte. Gerade in konservativen Kreisen galt die Idee als unerhört, es gab erbitterten Widerstand in der Dachauer Lokalpolitik. Derweil fand bereits die erste internationale Ausstellung in Oświęcim statt, maßgeblich getragen von der Freundschaft zwischen den Zeichnern Paweł Warchoł und Heiko Klohn. Persönlicher Kontakt und eine gemeinsame Passion, das ist der Schlüssel für dieses Stück gelebter Völkerverständigung.

Eike Berg, Leiter des Schafhofs in Freising, dem Europäischen Künstlerhaus des Bezirks Oberbayern, lobt das Projekt als "ausgesprochen vorbildlich", eben weil es nicht von oben aufgesetzt, sondern durch privates Engagement entstanden sei. Diese besondere Verbindung soll am Sonntag, 21. Mai, von 15 Uhr an im Schafhof vorgestellt und diskutiert werden. Allerdings könnte daraus weitaus mehr werden als nur ein interessanter Nachmittag für Freunde der Kunst und Kultur: Neben den beiden Dachauer Künstlern Florian Marschall und Heiko Klohn, Paweł Warchoł aus Oświęcim und dem Leiter Jugendbegegnungsstelle, Leszek Szuster, haben sich eine Reihe hochrangiger Politiker aus dem Landkreis angekündigt: Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) wird dabei sein, Bezirkstagspräsident Josef Mederer, auch Landrat Stefan Löwl (beide CSU) will kommen und sein polnischer Amtskollege Zbigniew Starzec (PiS). Der soll für den Termin in Freising extra seine Abreise nach Oświęcim verschoben haben. Beide Landkreise haben vor zwei Jahren einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. "Es könnte so eine Art informelles Arbeitstreffen werden", sagt Eike Berg.

Geplant ist eine Präsentation mit Bildern über die Geschichte des Künstleraustauschs. Anschließend soll eine Podiumsdiskussion über die Erfahrungen in der künstlerisch-kulturellen Zusammenarbeit stattfinden. "Es geht auch um die Fragen: Wie kann man diesen Austausch weiter entwickeln?" Dass in Europa wieder verstärkt nationalistische Töne zu hören sind, unterstreicht die Bedeutung des Projekts. "Es ist wichtig, dass der kulturelle Austausch gerade in so einer Zeit passiert", sagt Berg. Sich mit der Identität der anderen zu auseinanderzusetzen, zeige, dass der andere gar nicht so fremd sei, das schaffe Verständnis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: