Krimineller Handel mit Tieren:Todkranke Welpen aus dem Internet

Das Angebot klang nach einem Schnäppchen: 350 Euro für einen reinrassigen Labrador. Natürlich war an der Sache etwas faul.

Robert Stocker

Für die Händler ist es ein lukratives Geschäft, doch die Tiere und die Kunden sind die Verlierer: Der illegale Verkauf von Rassehunden aus dem Ausland nimmt zu. Die zwielichtigen Geschäftemacher bieten ihre lebende Ware nicht nur auf Märkten oder Autobahnraststätten, sondern immer häufiger auch im Internet an. Ein Beispiel dafür ist ein Fall in Vierkirchen, wo eine Frau acht Welpen im Internet zum Verkauf anpries, die im Keller ihrer Wohnung dahinvegetierten. Polizei und Veterinäramt machten nach Angaben einer Käuferin dem Leiden der Tiere ein Ende und stellten die kleinen Hunde sicher. Der Tierschutzverein brachte sie in die Tierklinik, wo sie untersucht und wieder hochgepäppelt werden. Gegen die illegale Händlerin läuft inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen mehrerer Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und Betrugsverdacht.

Krimineller Handel mit Tieren: Nach fünf Tagen in der Tierklinik ist "Emma" inzwischen gesund, aber die Behandlung des kranken Labrador-Welpen hat mehr als tausend Euro gekostet.

Nach fünf Tagen in der Tierklinik ist "Emma" inzwischen gesund, aber die Behandlung des kranken Labrador-Welpen hat mehr als tausend Euro gekostet.

(Foto: DAH)

Für das Vorgehen der Behörden gab unter anderem eine Familie aus dem Landkreis Freising den Anstoß. Die Familie, deren Identität der Redaktion der Dachauer SZ bekannt ist, die aber anonym bleiben will, stieß im Internet auf die Werbung der Vierkirchener Hundeverkäuferin. Dort wurde auch ein Labrador-Welpe zum Kauf angeboten. "Wir wollten einen Familienhund, und nach Vierkirchen ist es von unserem Ort aus nicht weit", erklärt die Ehefrau, warum das Angebot sie und ihren Mann interessierte. Sie hätten sich sofort in den Welpen verliebt, den sie auf den Namen "Emma" tauften. Als Kaufpreis zahlten sie 350 Euro - relativ wenig für einen angeblich gesunden Rassehund. Allerdings sei ihnen aufgefallen, dass die Wohnung nicht sauber war und es dort etwas seltsam roch. Was das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Im Keller waren noch andere Welpen untergebracht, die unter katastrophalen Umständen dort gehalten wurden.

Zwei Tage lang zeigte "Emma" keine Auffälligkeiten, bis sich das Tier plötzlich erbrechen musste. Dann litt der Welpe an Durchfall, der Hundekot war mit Blut durchsetzt. Das Ehepaar reagierte schnell und brachte den kleinen Labrador in die Tierklinik nach Ismaning. Dort erhielt er einige Spritzen, sein Zustand verbesserte sich. Doch am Abend wollte der Hund nichts mehr fressen. Das Ehepaar fuhr ihn erneut in die Tierklinik, wo eine Tierärztin eine beängstigende Diagnose stellte: Parvovirose, eine hochansteckende, akut verlaufende Infektionskrankheit, die gerade bei Jungtieren in vielen Fällen tödlich verläuft. Der Welpe musste fünf Tage in der Klinik bleiben und erhielt dort Infusionen. Als er wieder zu Hause war, durfte er wegen der Ansteckungsgefahr zwei Wochen lang nicht mit anderen Hunden in Berührung kommen. Mittlerweile scheint das Tier über dem Berg zu sein - doch die Behandlungskosten haben sich auf mehr als tausend Euro summiert. "Das hat uns alles sehr mitgenommen", sagt die Besitzerin von "Emma", die Veterinäramt und Tierschutzverein verständigte und Anzeige gegen die Verkäuferin erstattete.

Dort ist die Dame keine Unbekannte. Das Veterinäramt, das auch anonymen Anzeigen in jedem Fall nachgeht, bestätigt zwar das Ermittlungsverfahren gegen die Frau, will aber unter Verweis auf den Datenschutz keine nähere Auskunft geben. "Das ist alles noch im Fluss und streng vertraulich, aber der illegale Verkauf von Hunden aus dem Ausland ist wirklich ein Problem", sagt Veterinärin Betina Brühl. Auch der Tierschutzverein bestätigt, dass das Geschäft mit den kleinen Hunden floriert. "Damit wird viel Geld gemacht", sagt Vorsitzende Silvia Gruber. Oft seien die Tiere weder geimpft noch entwurmt, der Verkauf gehe häufig an Autobahnraststätten über die Bühne. Für einen angeblichen Rassehund würden 300 oder 400 Euro bezahlt, aber die Nachfolgekosten für eine tierärztliche Behandlung seien oft höher. Deshalb sei es wichtig, potenzielle Käufer über die Praktiken solcher Händler aufzuklären. Gruber: "Die Leute kommen billiger weg, wenn sie zu einem seriösen Züchter gehen."

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