Kreisausschuss:Landratsamt verbietet Glyphosat

Auf Flächen, die dem Landkreis gehören, soll das Unkrautvernichtungsmittel nicht mehr eingesetzt werden. Die Stadt Dachau und einige Gemeinden haben solche Beschlüsse schon länger gefasst

Von Petra Schafflik, Dachau

Auch wenn die Meinungen zum Pflanzenschutzmittel Glyphosat auseinandergehen, wird der Landkreis jetzt auf Antrag der ÖDP-Fraktion klar Position beziehen. Auf kreiseigenen Flächen wird das umstrittene Spritzmittel schon bisher nicht eingesetzt. Künftig sollen nun auch Landwirte, die Grundstücke des Landkreises in Pacht bewirtschaften, auf das potenziell krebserregende Mittel verzichten. Das wird in den entsprechenden Verträgen neu festgelegt, entschieden Umwelt- und Kreisausschuss. Damit gehe der Kreis bei einem "so aufgeregten Thema" vorbildhaft voran, erklärte Landrat Stefan Löwl (CSU). Allerdings ist auf Flächen, auch verpachteten, der Stadt Dachau der Einsatz von Glyphosat und Neonicotinoiden schon seit einem Jahr verboten und auch einige Landkreisgemeinden haben bereits ähnliche Vorgaben beschlossen.

Gleichzeitig machte Löwl deutlich, dass er das Thema gelassen sieht: Der Stoff sei für den Menschen "so gefährlich wie Kaffee, nämlich potenziell krebserregend". Tatsächlich gilt das Unkrautvernichtungsmittel laut Weltgesundheitsorganisation WHO als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen". Die EU-Chemikalienagentur Echa hatte hingegen im März 2017 bekanntgegeben, dass sie Glyphosat als unbedenklich für Menschen einstuft. Allerdings sei es giftig für Tiere und Pflanzen, die in Gewässern leben und könne zu schweren Augenverletzungen führen. Die negativen Auswirkungen des Mittels auf Flora und Fauna erkennt auch Löwl an. Wegen dieser solle der Landkreis in seiner Vorbildfunktion einen Verzicht vorgeben.

Campact-Aktion gegen Glyphosat

Die neue Bundesumweltministerin Svenja Schulze von der SPD lehnt den Einsatz von Glyphosat ab. Noch ist es in der EU zugelassen.

(Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Nicht einigen konnten sich die Kreisräte darauf, auch Breitbandherbizide und Insektenvernichtungsmittel mit bienengefährlicher Einstufung zu verbieten. Großflächige Auswirkungen wird die neue Regelung nicht haben: Auf den vom Landkreis selbst gepflegten Arealen, etwa Grünflächen an Schulen oder Verwaltungsgebäuden, wird Glyphosat schon seit Jahren nicht verwendet. Bleiben sieben Grundstücke mit einer Gesamtfläche von vier Hektar, die an Landwirte zur Nutzung verpachtet sind. Dort wird künftig per Vertrag die Nutzung von Glyphosat untersagt.

Nicht notwendig ist offenbar die von der ÖDP auch geforderte öffentliche Überzeugungsarbeit zum Verzicht in Privatgärten. "Dort ist es sowieso verboten", informierte CSU-Kreisrat Josef Riedlberger, selbst Landwirt. Als Mann der Praxis plädierte Riedlberger in einer umfassenden Stellungnahme für eine differenzierte Betrachtung, denn es gebe keinen Stoff ohne Nebenwirkung. Von unterschiedlichen Interessensgruppen werde Glyphosat als unbedenklich oder krebserregend bezeichnet. "Beide haben recht", erklärte Riedlberger. Erst kürzlich erklärte der landwirtschaftliche Berater der SZ, es komme stets auf die Menge der eingesetzten Mittel an und plädierte dafür, etwa in schweren Fällen, wenn Ernteverlust drohe und alle verträglicheren Unkraut- oder Schädlingsbekämpfungsmittel versagt hätten, auch zu schwereren Chemikalien greifen zu dürfen.

Kreisausschuss: Wenn auf Feldern wie hier bei Prittlbach, an Wegesrändern oder auch auf Baustellen Mohn und andere Wildblumen und Gräser wachsen, dann ist das ein gutes Zeichen für die Artenvielfalt. Manchmal sollte der Mensch die Natur einfach in Ruhe lassen.

Wenn auf Feldern wie hier bei Prittlbach, an Wegesrändern oder auch auf Baustellen Mohn und andere Wildblumen und Gräser wachsen, dann ist das ein gutes Zeichen für die Artenvielfalt. Manchmal sollte der Mensch die Natur einfach in Ruhe lassen.

(Foto: Toni Heigl)

Heftiger Widerspruch kam im Kreisausschuss von Marese Hoffmann (Grüne). Es gehe nicht nur um die Auswirkungen auf den Menschen, sondern um alle Lebewesen. Im Gegensatz zum Menschen, hätten Bienen nicht die Wahl. "Bienen werden getötet." Kritik aus dem Gremium gab es am Vorschlag der Verwaltung, den verbindlichen Glyphosat-Verzicht für Pachtflächen auszuweiten auf Breitbandherbizide und bienenschädliche Insektenbekämpfungsmittel. Damit würde "fast jeder Pflanzenschutz ausgeschlossen", monierte CSU-Kreisrat Johann Mösl, selbst aktiver Landwirt. Jedes Pflanzenschutzmittel enthalte Breitbandwirkstoffe.

Als unklar formuliert kritisierte Wolfgang Offenbeck (CSU), ebenfalls Landwirt, den Vorschlag der Kreisverwaltung. Neo-nicotinoide seien seit kurzem sowieso verboten, müssten also nicht explizit untersagt werden. Dagegen würden die in der Sitzungsvorlage genannten Insektenschutzmittel der Kategorie B 1 auch im Biolandbau angewendet. "Eine giftfreie Landwirtschaft gibt es nicht", so Offenbeck. Das Gremium entschied schließlich, bei Pachtverträgen künftig ausschließlich den Glyphosat-Verzicht zu regeln. Ähnliche Regelungen haben bereits einige Kreisgemeinden getroffen. An die übrigen Kommunen wird der Landkreis appellieren, ebenfalls aus Vorsorgegründen auf den Einsatz von Glyphosat zu verzichten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: