Krankenhausversorgung:Helios treibt Zentralisierung voran

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Entgegen dem Kreistagsvotum wird die Küche für das Dachauer Krankenhaus aufgelöst. Auch Landrat Löwl kann die Verlagerung nicht verhindern, 40 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Das Essen liefert künftig das Klinikum Pasing.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Aufsichtsratssitzung der Helios-Amper-Klinikum AG hat am Montagabend dieser Woche mit einer empfindlichen Niederlage für den Landkreis als Juniorpartner des Unternehmens und für den Betriebsrat geendet: Entgegen dem Votum des Kreistags wird die Küche für das Dachauer Krankenhaus Mitte 2016 aufgelöst. 40 Mitarbeiter verlieren bis dahin ihre Anstellung. Landrat Stefan Löwl (CSU) plädierte vergeblich für deren Erhaltung. Das Essen kommt künftig aus dem Klinikum Pasing, das ebenfalls zum Helios-Konzern gehört. Außerdem bleibt die Nachfolge für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Bernward Schröter ungeklärt, der sich Ende 2014 von Helios getrennt hat.

Seit Herbst 2013 befindet sich die Küche des Dachauer Klinikums in einem Container, in dem teils unzumutbare Verhältnisse herrschen. Damals begann der Um- und Ausbau des Küchentrakts im Klinikum. Die Helios GmbH setzte ihn Anfang 2014 aus. Am vergangenen Montag sollte die definitive Entscheidung über die Zukunft der Küche fallen. Die beiden Optionen waren: Dachau wird ausgebaut und Pasing aufgelöst. Oder umgekehrt. Helios entschied sich für die zweite Variante, weil in Pasing erst eine neue Küche errichtet worden sei, die nur erweitert werden müsse. Den Einsparungseffekt bei den Baukosten beziffert das Unternehmen auf drei Millionen Euro. Dazu kämen die Personalkosten.

Im Gespräch mit der SZ skizzierte Löwl am Dienstag seine Position. Zunächst zeigte er sich erleichtert, dass nicht auch noch die Küche in Markt Indersdorf aufgelöst wird. Denn die dortige Geriatrie müsse die Patienten "wesentlich länger und damit individueller versorgen" als ein Akut-Krankenhaus. Problematisch an der Auslagerung sind aus seiner Sicht die Kündigungen. "Ich bedauere das sehr."

Außerdem habe es der Aufsichtsrat versäumt, auf der Sitzung am Montagabend festzulegen, was mit den frei gewordenen Flächen im Klinikum passieren soll. Es seien zwar Vorschläge unterbreitet worden, auch solche, die neue qualifizierte Arbeitsplätze in Aussicht stellten, aber beschlossen worden sei nichts. "Deshalb habe ich mich bei meiner Entscheidung sehr schwer getan." Löwl wollte aus Gründen der Verschwiegenheit nicht darlegen, wie er abgestimmt hatte. Der Vorstand der Amperkliniken erklärte am Dienstag offiziell, dass sich die Mehrheit der Aufsichtsräte für den Helios-Vorschlag ausgesprochen habe. Mehr könne und dürfe aus einer nicht öffentlichen Sitzung eines Aufsichtsrats nicht bekannt gegeben werden.

Gekocht wird für das Klinikum in Dachau in Containern auf Stelzen, die Vibrationen nicht dämpfen, sondern verstärken. Und das seit Herbst 2013. (Foto: Toni Heigl)

Die Frage der SZ, ob die Verlagerung der Küche ein massiver Einschnitt in die Selbstständigkeit des Dachauer Klinikum darstelle, verneinte Landrat Löwl. Er verwies darauf, dass diese Abteilung schon in der Vergangenheit an Fremdunternehmen vergeben und dann wieder zurückgeholt worden war. "Es gibt andere Entscheidungen", sagte Löwl, an denen sich seiner Ansicht nach der neue Stil der Unternehmensführung unter der Helios GmbH darstellen lässt. Die Tochter des internationalen Gesundheitskonzerns Fresenius AG übernahm die Mehrheit der Anteile von 94,9 Prozent im Jahr 2014 von der Rhönklinikum AG. Bis dahin sei Dachau eine Art Vorzeigeprojekt gewesen, "ein Führungsklinikum" mit "innovativen Ansätzen". "Jetzt wird Dachau in das zentrale System von Helios eingebunden."

Wie Helios mitteilt, wird das Cook-and-Freeze-Prinzip eingeführt. Das bedeutet, dass 390 000 Essen jährlich im gefrorenen Zustand in Dachau angeliefert werden. Pressesprecherin Beatrice Charrier betonte, dass bei diesem Verfahren sämtliche individuellen Wünsche und Diäten berücksichtigt werden könnten. Mittlerweile hätten an die 400 Kliniken in Deutschland dieses Prinzip übernommen. Helios kann sich vorstellen, dass auf den in "zentraler Lage im Klinikum" frei werdenden Flächen beispielsweise eine neue Abteilung zur Sterilisierung eingerichtet werden könnte. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würden mehrere Optionen geprüft.

Der Betriebsrat bedauert die Entscheidung im Aufsichtsrat. Er will überprüfen lassen, ob die Vorschriften der Mitbestimmung eingehalten worden seien. Nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden Uwe Schmidt seien die Arbeitnehmervertreter erst sehr spät in die Beratungen über die Zukunft der Küche eingebunden worden sei. Insgesamt kritisierte er den "wenig menschenfreundlichen Umgang" im Klinikum. Die Einflussmöglichkeiten des Betriebsrat seien in diesem Fall beschränkt gewesen, sagte Schmidt weiter. Denn nur sieben Mitarbeiter in der Küche seien direkt beim Klinikum angestellt. Die anderen 40 gehörten der ausgelagerten Tochtergesellschaft Klinikservice Gesellschaft Dachau oder direkt Helios an.

© SZ vom 18.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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