Konzertkritik:Volle Wucht

Die Bigband Dachau der Knabenkapelle stellt ihre neue CD vor. Im Konzert treibt sie die Melange aus Jazz, Pop und Disco auf die Spitze. Das Publikum jubelt den Musikern zu und den beiden Dirigenten, Jörg Hartl und Tom Jahn

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Weiße Turnschuhe mit farbig blinkenden LED-Sohlen, schon mal Leute mit derartiger Bekleidung im Bus oder im Supermarkt herumlaufen sehen? Unwahrscheinlich. So etwas trägt man nämlich nicht - Fünfjährige und queere Großstadtkids mal außen vor gelassen. Es sei denn, man ist Leiter der Bigband Dachau, die aus der Knabenkapelle hervorgegangen ist, und spielt zusammen mit den mehr als 20 Musikern der Band ein Konzert im Ludwig-Thoma-Haus. Da kann man nicht einfach so mit stinknormalen Schuhen auf die Bühne treten. Das würde sofort negativ auffallen, zwischen den vielen bunt glitzernden Kostümen, riesigen Disco-Brillen und Lichterketten.

Schon die erste Nummer knallt

Die Bigband stimmt ihr erstes Lied an, Tom Jahn springt mit blau blinkenden Schuhen auf die Bühne, und es sind noch keine fünf Takte gespielt, da fängt das Publikum schon an, zu jubeln und zu tanzen. Die Band und ihre beiden Leiter Jörg Hartl und Tom Jahn haben in den vergangenen Jahren viele Fans gewonnen, das wird hier mehr als deutlich. Die Musiker beginnen das Konzert sofort mit voller Kraft und hohem Tempo, schon die erste Nummer knallt. Dass der Sound so viel Wucht hat, liegt auch an der Besetzung, vor allem an den beiden Schlagzeugern, die zentral auf der Bühne platziert sind. Ein Drummer allein würde dieser Bigband nicht genügen, die ihre klangliche Einzigartigkeit auch aus der übrigen Rhythmusgruppe, dem großen Bläsersatz und den Synthesizern und Keyboards gewinnt.

Das Ludwig-Thoma-Haus in der Dachauer Altstadt ist randvoll, auch die Plätze auf dem Balkon sind alle besetzt. Die Musiker der Bigband stellen an diesem Abend ihre neue CD vor, die sie im vergangenen Jahr im Studio aufgenommen haben. Seit dem Samstag, 16. April, ist das Album erhältlich. Und doch ist diese Bigband eine Band, die man live erleben sollte.

Die Leute tanzen, klatschen und singen mit

Dass die Gruppe Jazz mit elektronischen Beats und Disco-Sound verbindet, klingt erst mal altbacken. Die Fusion ist aber alles andere als überholt oder rückwärtsgewandt. Der Auftritt der Band ist ansteckend, Dirigent Jahn hat großes Talent darin, das Publikum zu animieren. Die Leute tanzen, klatschen und singen mit. "Jetzt ist das Pflichtprogramm vorbei, jetzt können wir die Hemden ausziehen", ruft Jahn nach einiger Zeit ins Publikum. Das ist das Signal für die Bläser: Sie springen von der Bühne, tanzen Polonaise, und mischen das Publikum ordentlich auf.

Die Party ist nach dem Auftritt noch lange nicht zu Ende

Ein Konzert der Bigband Dachau ist wie eine große Party. Die Musiker spielen Hits aus verschiedenen Bereichen, von alten Klassikern, bei denen meist JJ Jones mit Gesang unterstützt, bis hin zu Hiphop-Nummern, bei denen Sängerin Franziska Wirthmüller zeigt, dass sie auch rappen kann. Und das alles auf einem musikalisch anspruchsvollen Niveau: Zu den Höhepunkten des Abends zählen vor allem auch die virtuosen Gitarren-, Keyboard- und Trompeten-Soli. So viel Dynamik und Intensität auf eine CD zu pressen ist eine echte Herausforderung. Tom Jahn, Jörg Hartl und die Musiker der Bigband Dachau haben es dennoch gemacht. Und mit ihrem Release-Konzert im Thoma-Haus erinnern sie wieder einmal daran, was Jazz eigentlich ist: nämlich Tanzmusik.

Eine Überraschung hat die Bigband zum Schluss noch parat: Die Band Ströme, bestehend aus den drei Musikern Mario Schönhofer, Tobi Weber und Korbi Weber von LaBrassBanda, runden den bunten Abend ab, und garantieren, dass die Party nach dem Auftritt der Bigband noch lange nicht zu Ende ist.

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