Konzertführer:Rares und Beliebtes

17th International Fryderyk Chopin Piano Competition

Solist bei der Sinfonietta Dachau: Honggi Kim aus Südkorea.

(Foto: dpa)

Die Sinfonietta Dachau und ihr Programm zum Herbstkonzert mit Beethoven und Mozart

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Mit einer großen Rarität auf dem Konzertpodium beginnt das Herbstkonzert der Sinfonietta Dachau am Samstag, 24. Oktober, im Festsaal des Schlosses. Es ist die Ouvertüre zur Oper "Sappho" von Jean Paul Martini. Hört oder liest man im musikalischen Bereich den Namen Martini, denkt man sofort an Padre Martini aus Bologna, seinerzeit (im 18. Jahrhundert) die höchste Instanz Italiens, ja Europas in musikalischen Fragen, der sich auch der junge Mozart stellte. Die oben genannte Oper "Sappho" stammt aber von Jean Paul Martini, einem Pfälzer namens Schwarzendorf, der sich in Nancy, wo er sich als Musiklehrer niederließ, den Namen Martini zulegte. Er hatte das Glück, bei einer Konkurrenz für einen Militärmarsch zu siegen und hohe Protektion zu gewinnen - bis die Französische Revolution von 1789 alle Aussichten vernichtete. Die Restauration erlaubte ihm 1814 nach Paris zurückzukehren, um dort seine Oper "Sappho" zur Aufführung zu bringen.

Das große Instrumentalkonzert dieses Abends ist das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 in G-Dur von Ludwig van Beethoven op. 58. Beethoven schrieb es 1805 bis 1806. Im März 1807 fand die Uraufführung in Wien, in einem der beiden ausschließlich den Werken Beethovens gewidmeten Konzerte des Fürsten Lobkowitz, statt. Beethoven selbst spielte den Solopart aus dem Manuskript, denn gedruckt erschien das Werk erst im August 1808. Gewidmet hat Beethoven sein 4. Klavierkonzert dem Erzherzog Rudolph von Österreich, der später (1819) Kardinal und Erzbischof von Olmütz und der wichtigste Widmungsträger Beethovenscher Werke bis hin zur "Missa solemnis" wurde.

Viele Freunde der klassischen Musik geben diesem 4. Konzert den Vorzug unter allen fünf Beethoven-Klavierkonzerten; denn ihm fehlt die sonst für Beethoven typische heroische Geste weitgehend. Dieses Konzert ist eher von Innigkeit und Versonnenheit geprägt. Der erste Satz beginnt mit einem fünftaktigen "piano" und "dolce" vorzutragenden Klaviersolo, auf das zunächst das Streichorchester im Pianissimo antwortet. Der für Beethoven außergewöhnliche, bei aller Virtuosität des Solisten zarte Ton wird beibehalten. Den zweiten Satz (Andante con moto) hat der Pianist durchgehend gedämpft und leise zu spielen. Auch der dritte Satz, ein lebhaftes Rondo, beginnt im Pianissimo, doch dieser Satz vermittelt Lebensfreude, er ist tänzerisch, beinahe wienerisch beschwingt.

Mozarts Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297 trägt den Beinamen "Pariser Sinfonie". Mozart schrieb sie 1778 in Paris, wo sie mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, die beiden Ecksätzen mit ihrem brillanten Passagenwerk gefielen sogar außerordentlich. Diese Sinfonie ist - nach Mozart-Biograph Hermann Abert - nach Form und Charakter großenteils ein Zugeständnis an das Pariser Publikum, von dessen Fähigkeiten Mozart bekanntlich recht gering dachte.

In einem Brief an seinen Vater bemerkt Mozart zu dieser Sinfonie: " . . . und dann habe ich ja den Premier Coup d'archet nicht verfehlt! - und das ist ja genug. da machen die ochsen hier ein weesen daraus." Auf das Pariser Publikum ist aber nicht allen der "Premier coup d'archet" (der Beginn einer Sinfonie mit einer kräftigen Passage, an der alle Streichinstrumente des Orchesters beteiligt sind) berechnet, sondern noch allerhand andere dynamische und orchestrale Reizmittel und besonders der äußerlich glänzende Ton des Werks.

Das Herbstkonzert wird geleitet von Viktor Bolarinwa. Als Solisten gewann die Sinfonietta den Pianisten Honggi Kim aus Südkorea. Er studierte an der Korea National University und der Musikhochschule in München. Karten bei Trachten Schiela in der Dachauer Altstadt oder per E-Mail an sinfoniettdachau@gmx.de.

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