Konzert in Dachau:Kodálys verflixte Sonate

Das Duo László Fenyő und Julia Okruashvili spielt im Schloss Werke, die man nicht oft zu hören bekommt

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Das Violoncello ist in der Barockmusik vor allem als Instrument des Basso continuo unentbehrlich. Es gibt aber auch Cello-Konzerte (etwa von Vivaldi) und Sonaten (Vivaldi, Marcello, Bach) für Violoncello und Cembalo. Bei den Wiener Klassikern taucht das Violoncello als Soloinstrument relativ selten auf. Joseph Haydn hat zwei Konzerte für Violoncello und Orchester geschrieben, Mozart nichts, Beethoven zwischen 1796 und 1815 Variationen und fünf Sonaten für Violoncello und Klavier.

Schlosskonzert

Julia Okruashvili ist Preisträgerin zahlreicher Klavierwettbewerbe.

(Foto: oh)

Unter diesen fünf Sonaten nehmen die beiden als Opus 102 herausgegebenen Stücke eine besondere Stellung ein. Es sind die einzigen größeren Werke des Jahres 1815 und markieren den Beginn von Beethovens Spätstil. Diese Sonaten sind nicht gerade beliebt, sie gelten als undankbar für das Instrument und problematisch in der Gestaltung. Sie sind also nicht leicht zu realisieren. Die erste Sonate in C-Dur mit dem ersten, gewichtigsten Allegro in a-Moll, ist als Ganzes ungewöhnlicher als die zweite: die beiden Allegrosätze werden durch langsame, fast improvisatorisch freie Sätze eingeleitet. Im Adagio blüht plötzlich eine kurze, wunderschöne Melodie auf, den letzten Satz bindet die Wiederkehr der ersten Einleitung an das erste Allegro. Es ist eine "Sonata quasi una fantasia",

László Fenyö

László Fenyö zählt zu den führenden Cellisten seiner Generation.

(Foto: oh)

Beethoven schrieb über diese Sonate (in deutschen Schriftzügen): "Freje Sonate für Klavier und Violonschell . . ." Sie eröffnet das Dachauer Schlosskonzert vom kommenden Samstag, 25. November, um 20 Uhr. Darauf folgen die Fantasiestücke op. 73 für Klarinette und Klavier von Robert Schumann, der es aber erlaubte, die Klarinettenstimme mit einer Violine oder einem Cello zu spielen.

Von der "Cello-Erlaubnis" wird bei diesem Duo-Abend für Violoncello und Klavier Gebrauch gemacht. Es spielen der Ungar László Fenyő, der spätestens seit dem Gewinn des Internationalen Pablo-Casals-Wettbewerbs 2004 in Kronberg zu den besten Cellisten seiner Generation zählt, und die gebürtige Moskowiterin Julia Okruashvili, mehrfache Preisträgerin von Klavierwettbewerben.

Für den Ungarn Zoltán Kodály war das Violoncello das Lieblingsinstrument, doch seine 1909/10 komponierte Sonate für Violoncello und Klavier op. 4 hat ein merkwürdiges Schicksal. Kodály hat sie, wie üblich, in drei Sätzen geschrieben, doch mit dem ersten Satz war er unzufrieden. Bei der Uraufführung im Jahr 1910 wurden nur der zweite und dritte Satz gespielt - von dem Cellisten Jenő Kerpely und Béla Bartók höchstselbst am Klavier. Auch später gelang es Kodály nicht, einen ihn befriedigenden ersten Satz nachzukomponieren. Also erklingt auch beim Dachauer Schlosskonzert Zoltán Kodálys Sonate nur mit einem langsamen und einem schnellen Satz. Ein sehr dankbares Stück ist die Sonate für Violoncello und Klavier op. 36 von Edvard Grieg. Er hat sie für seinen Bruder, der sehr gut Cello spielte, geschrieben. Freunde und Kenner von Edvard Griegs Musik dürften in dieser Sonate Stellen entdecken, die ihnen von anderen Werken Griegs her bekannt sind.

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