Konzert:Eine Wohltat

Konzert: Zum Programm des Benefizkonzerts in Sankt Jakob gehörten Stücke der Barockkomponisten Johann Schelle und Carl Heinrich Graun.

Zum Programm des Benefizkonzerts in Sankt Jakob gehörten Stücke der Barockkomponisten Johann Schelle und Carl Heinrich Graun.

(Foto: Toni Heigl)

Organisator und musikalischer Leiter Jürgen Rothaug intoniert in Sankt Jakob mit mehreren Ensembles barocke Weihnachtsmusik - ein außergewöhnliches Benefizkonzert

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Was ein Benefizkonzert ist, weiß jeder. Ein Konzert nämlich, dessen Einnahmen einem wohltätigen Zweck zugute kommen. Dabei wird aber an die Ableitung vom lateinischen Wort benefacere - das bedeutet wohltun oder sogar beglücken - kaum noch gedacht.

Jürgen Rothaug, der Veranstalter, Organisator und musikalische Leiter eines Benefizkonzerts in der Dachauer Stadtkirche Sankt Jakob am vergangenen Sonntag zugunsten des Adventskalenders der Süddeutschen Zeitung betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung von "Wohltun" und nannte anrührende Beispiele für mögliche - oder aber leider versäumte - Wohltaten. So war dieses Konzert in der Sankt Jakob- Kirche mehr als das Weihnachtskonzert eines Kirchenchors oder einer anderen Chorgemeinschaft. Rothaug hatte für seine Wohltätigkeitsveranstaltung sein "Ensemble Cantori" mit sieben Frauen und fünf Männerstimmen, "Musici Cantori", das sind zwei Jugendliche, die bereits gut mit der Geige umgehen können, Eva Kausch an einem Orgel-Ersatz sowie das kleine Bläserensemble "Sonatori Bella Fontana" und eine Reihe von Vokal-Solisten aufgeboten. Lauter Italiener, möchte man meinen, doch es waren durchweg Menschen aus dem Dachauer Landkreis, die unter den heute modischen italienischen Bezeichnungen für musikalische Gruppierungen auftraten.

Das Programm wurde bis auf wenige kirchenlateinische Ausnahmen auf Deutsch vorgetragen. Es war in der Abfolge ein Weihnachtsoratorium, an dem mehrere Barockkomponisten beteiligt waren, und das war das eigentlich Außergewöhnliche an diesem Adventsprogramm. Man hörte also einen Tenor mit sehr schöner Stimme, der als Evangelist in einem Rezitativ verkündete: "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzet werde...", aber die Musik war nicht die aus dem Weihnachtsoratorium von Bach, die man als Besucher klassischer Konzerte im Ohr hat, sondern aus einem "Actus musicus auf Weih-Nachten" von Johann Schelle, einem Vorgänger Bachs als Thomaskantor in Leipzig. Das ebenfalls von Bach her bekannte Rezitativ "Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe" stammte nicht von Bach, sondern aus dem Weihnachtsoratorium des Berliner Barockkomponisten Carl Heinrich Graun.

So verlief das ganze Benefiz-Adventskonzert als eine Art "Weihnachtsoratorium" mit Rezitativen für den Fortgang der Handlung und Choreinlagen - vom gregorianischen Gesang über das schöne "Unser lieben Frauen Traum" von Max Reger bis zu Martin Luthers "Vom Himmel hoch", bei dem sich auch das Publikum gesanglich beteiligen durfte. Musikalischer Höhepunkt war dennoch die Echo-Arie aus Bachs Weihnachtsoratorium mit der ausgezeichneten Sopranistin Carina Ellerhoff und dem stimmlich sehr ähnlichen, also überzeugenden Echo aus dem Munde von Annette Thomas.

Als Zugabe wurde das Spiritual "I can tell the world" gesungen, und jetzt war Jürgen Rothaug ganz auf der Höhe der Zeit: Lauter "Musici", "Cantori" und "Sonatori", die aber für den wohltätigen Zweck englisch musizierten und sangen. Eine Wohltat für die Ohren der Zuhörer war dieses vorweihnachtliche Konzert unter der Leitung von Rothaug.

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