Konzert:Die Rakete zündet

Dead Lovers

Sängerin Lula changiert bei ihren Vocals mühelos zwischen Amy Winehouse und Beth Ditto.

(Foto: Toni Heigl)

"The Dead Lovers" und ihr lustiges Konzert im Café Gramsci

Von Andreas Förster, Dachau

Wenn es einen Preis für das witzigste Rock-Konzert des Jahres gäbe, The Dead Lovers hätten ihn verdient. Egal, was noch kommt. Die Kombination aus pulsierendem Rock'n'Roll, bayerischem Wortwitz und British Black Humour zündet wie eine Rakete. Lula, Sängerin, Fotografin, Musikmanagerin, Songwriterin und neuerdings auch Dead-Lovers-Drummerin, kommt vom Tegernsee und ist richtig g'schnappert. Wenn dann der Rotwein die Zunge zusätzlich lockert, etliche Freunde da sind und das Publikum voll mitgeht, dann ist die Gaudi garantiert. Und der Mann an ihrer Seite, Wayne Jackson, gibt dem Affen Zucker.

Das Schauspiel hat eine Art Jane-Austen-Dramaturgie: Was sich liebt, das neckt sich, mal auf Deutsch, mal auf Englisch, mal auf Denglisch, teilweise ganz schön bissig - es funktioniert und der Funke springt aufs Publikum über. Wie sehr die beiden in Wahrheit harmonieren, zeigen nicht zuletzt die verliebten Blicke, die Lula ihrem Mann immer wieder zuwirft, während sie trommelt. Beide geben sich während des Auftritts so offen und zugewandt, dass man sich wie zu Besuch bei ziemlich besten Freunden fühlt.

Wayne Jackson beeindruckt mit filigranem Fingerspiel auf der Vintage-E-Guitar und braucht sich dabei nicht verstecken hinter einem Billy Gibbons von ZZ Top, an dessen Riffs er sich gelegentlich orientiert. Jackson kommt aus Manchester und hat mit seiner früheren Band, The Dostoyevskys, Oasis supportet. Stimmlich liegt er irgendwo zwischen Chris Rea und Johnny Cash, live aber fehlt ihm im Gramsci etwas die Power. Das kann seine Frau locker ausgleichen. Sie bearbeitet ihr Schlagzeug wie ein alter Hase abwechselnd mit Sticks, Klöppel oder Besen, obwohl sie erst vor einem Jahr damit begonnen hat. Bei ihren Vocals changiert sie mühelos zwischen Amy Winehouse und Beth Ditto. Die hochgesteckten Haare, die schwarzen, sexy Klamotten und das kraftvoll treibende Drumming sind schon lange nicht mehr Tegernsee, sondern Berlin durch und durch.

Dort lebt und arbeitet das Kreativ-Duo, das bisher zwei CDs veröffentlicht hat: "Supernormal Superstar" vor drei Jahren und "Slow Black" im vergangenen Juni. Die Songs des ersten Albums klingen eher ungeschliffen rockig, manchmal bluesig. Das zweite Album ist stilistisch mehr in der County-Western-Music beheimatet, mit Tex-Mex-Einflüssen, eingängigen Melodiebögen und ausgefeilten zweistimmigen Vocals. Bewusst mit alten Instrumenten eingespielt, jedoch modern arrangiert. Nicht nur auf CD, auch live geht der Sound unter die Haut.

Im zweiten Set kippt die Stimmung dann etwas zu sehr ins kindisch Frivole, die eine oder andere Schmonzette hätte es nicht mehr gebraucht. Auch das zuvor präzise Timing des immer noch spielfreudigen Duos beginnt etwas aus dem Takt zu geraten. Der süffige Rotwein, zusammen mit einer leichten Grippe, lassen bei Lula die Konzentration schwinden. Dem Publikum ist es egal, es fordert Zugabe um Zugabe. Das Konzert endet mit einer gelungenen Cover-Version des 40 Jahre alten Hits der ehemaligen DDR-Rockband City, "Am Fenster". Fazit: Ein insgesamt sehr unterhaltsamer und lebendiger Auftritt von The Dead Lovers.

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