Konzert:Atemlose Stille

Lesezeit: 2 min

Der Münchner Orpheus Chor fasziniert anlässlich seines Konzerts zum Advent beim Kulturkreis Röhrmoos das Publikum

Von Renate Zauscher, Röhrmoos

"Himmelsklänge": Der Titel für das Weihnachtskonzert, mit dem der Kulturkreis Röhrmoos sein Jahresprogramm 2016 am vergangenen Samstag beschloss, hätte besser nicht gewählt sein können. Es waren in der Tat "himmlische Klänge", mit denen der Orpheus Chor München und die Harfenistin Silke Aichhorn die Kirche Sankt Josef in Schönbrunn am Vorabend des vierten Advents erfüllten. Mit dem Orpheus Chor hatte der Kulturkreis ein Ensemble eingeladen, das weit über die Region hinaus wegen seiner Qualität und des hohen künstlerischen Anspruchs der von ihm umgesetzten Projekte bekannt ist.

Gerd Guglhör, Gründer und Leiter des Chors, unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater in München Chor- und Ensembleleitung. Der heute 60 Mitglieder umfassende Chor, von denen 40 beim Auftritt in Schönbrunn mit dabei waren, hat sich über die Jahre eine breites Repertoire erarbeitet und kooperiert eng mit dem Bayerischen Rundfunk, der viele seiner Programme aufgenommen hat. Mit Silke Aichhorn konnte der Kulturkreis eine kongeniale Harfenistin für sein Adventskonzert gewinnen. Der Vorsitzende des Kulturkreises, Michael Wockenfuß, stellte die Musikerin den vielen Zuhörern in der Schönbrunner Kirche als eine der besten Harfenistinnen Deutschlands vor. Sie ist als Solistin ebenso bekannt geworden wie durch die Zusammenarbeit mit anderen Musikern und mit Orchestern.

Der Orpheus Chor München bei seinem Adventskonzert in Sankt Josef in Schönbrunn. (Foto: Toni Heigl)

Nach Schönbrunn waren der Orpheus Chor und Silke Aichhorn mit einem sehr anspruchsvollen Programm gekommen. Den Auftakt bildete die für gemischten Chor arrangierte Komposition "A ceremony of carols" von Benjamin Britten, bei der Silke Aichhorn die instrumentale Begleitung übernahm. Mit einem großen Harfen-Solo, der "Phantasie" über ein Thema aus einer Haydn-Symphonie von Marcel Grandjany, bewies Aichhorn anschließend, dass die Harfe nicht nur ein Instrument der "himmlischen" Klänge ist sondern auch eine große Kirche wie Sankt Josef mühelos füllen kann. Im zweiten Programmteil trug Aichhorn eine "Ballade" von Alphonse Hasselmanns vor und als Zugabe nach Programmende schließlich noch ein altes Lied aus Irland, also aus jenem Land, das musikhistorisch als Heimat der Harfe gilt.

Wie souverän der Orpheus Chor mit gesanglich sehr anspruchsvollen Kompositionen umgehen kann, bewiesen die Sängerinnen und Sänger überzeugend bei der Präsentation zweier Werke von Sven David Sandström, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Chor-Komponisten. Seine Psalm-Vertonungen erforderten bis zu achtstimmiges Singen, bei dem sogar die Bässe noch dreigeteilt würden, sagt Gerd Guglhör. Dennoch gehörten die Kompositionen von Sandström zum festen Repertoire des Chors. Ihn selbst hätten sie seit Beginn seiner musikalischen Laufbahn begleitet.

Uralte Texte der christlichen Weihnachtslegende unterlegten Javier Busto und Francis Poulenc den Kompositionen, die Gerd Guglhör für das Konzertausgewählt hatte. Vom "magnum mysterium", dem Geheimnis der Geburt des göttlichen Kinds, wird hier gesungen. Jubelnde Weihnachtsfreude vermittelte schließlich das große "Gloria in excelsis" des estnischen Komponisten Urmas Sisask, das der Chor nicht nur mit großartiger Präzision sondern auch ansteckender musikalischer Leidenschaft vortrug. Wie sehr die "Himmelsklänge" die vielen Menschen in Sankt Josef bewegten, wurde spürbar in der atemlosen Stille während der Darbietungen und in ihrer Reaktion, als die letzten Töne verklungen waren: Das Publikum erhob sich von den Sitzen und spendete den Interpreten des "himmlischen" Konzerts langen Beifall.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: