Kompromiss in der Ortsmitte:"Dieses Kapitel ist jetzt geschlossen"

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Das Areal der Ortsmitte von Petershausen in einer düster anmutenden Stimmung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach jahrelanger vergeblicher Planung der Ortsmitte in Petershausen genehmigt der Bauausschuss jetzt enttäuscht das geänderte Konzept. Die umstrittene Lösung sieht nur eine Zufahrt zum Areal vor. Das wird nicht gut funktionieren, fürchten die Gemeinderäte

Von Petra Schafflik, Petershausen

Ein Dauerbrenner ist abgehakt: Nach Jahren intensiven Ringens um die Bebauung in der Ortsmitte, billigte der Bauausschuss des Gemeinderats jetzt die zuletzt vorgelegte Bauvoranfrage von Investor Martin Daurer. Einstimmig genehmigt wurde ein Konzept, das auf dem zentralen Grundstück in Petershausen zwei parallele, dreistöckige Baukörper vorsieht. Die einzige Zufahrt zum Areal wird gegenüber der Bahnhofstraße liegen.

Eine umstrittene Lösung, denn diese Erschließung wird nicht gut funktionieren, fürchten die Gemeinderäte. Dennoch mochte sich niemand der Empfehlung des Dachauer Landratsamts widersetzen, das diese Planung befürwortet. Vielmehr waren die Gemeinderäte bestrebt, dem jahrelangen Hin und Her ein Ende zu bereiten. Tatsächlich macht der Beschluss nun den Weg frei für eine Bebauung des mittlerweile verwilderten Grundstücks mitten im Dorf, das Bürger schon als "Biotop" verspotten. Auch wenn die nun verabschiedete Planung nicht mehr den ursprünglichen Zielen entspricht, herrschte Aufatmen im Rat. "Dieses Kapitel ist nun geschlossen", sagte Bürgermeister Marcel Fath (FW) erleichtert.

Ein wenig Resignation schwang spürbar mit, als im Petershausener Bauausschuss das Thema Ortsmitte aufgerufen wurde. Unzählige Male hat sich der Gemeinderat in den vergangenen Jahren mit diesem Projekt beschäftigt. Eine ehrgeizige und umfassende Bauleitplanung konnte nach vielen hitzigen Debatten und Widerstand aus der Bürgerschaft nicht erfolgreich abgeschlossen werden, ein erstes Konzept des Investors lehnte danach das Landratsamt ab. Und auch den jetzt vorliegenden Plan hatte der Gemeinderat im vorigen Jahr erst einmal verworfen. Die Zufahrt sollte nach den damaligen Vorstellungen "rechts rein, rechts raus" zur Indersdorfer Straße erfolgen. Nicht akzeptabel, befand der Gemeinderat.

Tatsächlich war die extrem schwierige Verkehrserschließung des Grundstücks von Anfang an eine der großen Streitfragen, bereits im Bebauungsplanverfahren und auch beim ersten Entwurf des Investors gab es darüber Debatten. Nun lag dem Gremium der 2016 abgelehnte Plan erneut vor. Allerdings mit neuer Zufahrtsvariante. Das staatliche Straßenbauamt hat eine aus Sicht der Behörde genehmigungsfähige Lösung entwickelt. Fahrzeuge sollen nun schräg gegenüber der Bahnhofsstraße einbiegen, ebenfalls mit der Vorgabe "rechts rein, rechts raus". Diese Lösung zu finden, war offenbar auch für die Experten nicht einfach.

"Meter für Meter wurde das gesamte Grundstück durchsondiert", erklärte Bürgermeister Fath. Dennoch bleiben im Rat massive Zweifel. Die vorgeschlagene Zufahrt liegt direkt in der lang gezogenen Kurve der viel befahrenen Indersdorfer-/Münchner Straße. Kritisch gesehen wird auch, dass Fahrzeuge nur jeweils rechts ein- und ausfahren dürfen. Ein Konzept, "das so in der Praxis nicht funktionieren wird", fürchtet Josef Gerer (CSU). Als "Fehlplanung" kritisierte Wolfgang Stadler (SPD) den Vorschlag des Straßenbauamtes. Autofahrer, die sich an die Vorgabe halten, müssen dann im Ort weite Umwege fahren, um ihr Ziel zu erreichen. Aus dem Grundstück heraus zum Bahnhof geht es über die Varenner Straße, Richtung Markt Indersdorf heißt es dreimal rechts über Münchner-, Rathaus- und Kirchstraße zu lenken - statt einfach direkt links in die Indersdorfer Straße einzubiegen. Ein Kreisverkehr an der Einmündung Bahnhofsstraße, wie ihn der unvollendete Bebauungsplan vorsah, hätte die Verkehrserschließung deutlich einfacher gemacht, ist SPD-Gemeinderat Stadler überzeugt. "Jetzt kreisen die Autos halt in größeren Kreisen durch den Ort."

Auch der Bürgermeister sieht das Problem und schlug vor, bei der geplanten Sanierung der Bahnhofsstraße diese zentrale Stelle im Dorf neu zu planen. "Wir können den Verkehr an dieser Kreuzung nicht so belassen." Doch auch abgesehen von der Zufahrt, löst der nun vorgelegte Bauplan keine Begeisterung im Gemeinderat aus. Zwar werden die dreigeschossigen Häuser nicht höher als der gegenüberliegende Pertrichhof. Dieses denkmalgeschützte Gebäude wird damit von den Neubauten nicht optisch bedrängt, wie es Kritiker bei der ursprünglich einmal vorgesehenen viergeschossigen Bauvariante befürchtet hatten. Aber es bleibt auch nichts übrig von den Ideen, mit denen der Petershausener Gemeinderat 2010 in das Bebauungsplanverfahren gestartet war. Erwünscht war für die Ortsmitte ein Gebäude, das einen öffentlichen Platz zum gegenüberliegenden Pertrichhof eröffnet und mit Läden oder Gewerbe ein lebendiges Zentrum schafft. Mit der nun geplanten zweireihigen Bebauung wird daraus nichts. Dennoch winkten die Mitglieder des Bauausschusses das Vorhaben nun einstimmig durch. "Wir müssen endlich einen Schlussstrich ziehen", sagte Gerer. Dagegen zu stimmen, bestätigte Stadler, "das bringt nichts mehr".

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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