Kommentar:Verfehlte Bildungspolitik

Bevor der Landkreis Markt Indersdorf mit einer Fachoberschule versorgt, sollte er einen professionellen Versuch einer echten Bedarfsermittlung starten

Von Wolfgang Eitler

Die Konstellation ist ideal: Staatliche Realschule und Berufsschule sind im Dachauer Stadtteil Augustenfeld Nachbarn. Sie liegen verkehrsgünstig an der S 2 sowohl von Altomünster als auch von Petershausen. Beide bieten sämtliche Voraussetzungen, um eine moderne staatliche Fachoberschule anzugliedern. Aber es ist fraglich, ob dieses für den gesamten Landkreis entscheidende Schulprojekt jemals gelingen wird.

Vor drei Jahren ist der Landkreis an einer dilettantisch vorbereiteten Bedarfsumfrage gescheitert. Das bayerische Kultusministerium wollte den Bau einer Fach- und Berufsoberschule nicht genehmigen. Deswegen müssen Dachauer Schüler nach Fürstenfeldbruck, Unterschleißheim oder ins beschauliche Kloster Scheyern ausweichen.

Deswegen gibt es den auch für die wirtschaftliche Zukunft des Landkreises maßgeblichen technischen Zweig einer Fachoberschule nicht, obwohl Unternehmen der High-Tech- und Automobilbranche sich im Landkreis oder an seiner Grenze befinden. Was für ein Argument braucht das Kultusministerium noch, um eine staatliche Fachoberschule mit technischem, wirtschaftlichem und sozialem Zweig zu genehmigen?

Jetzt aber ist der Landkreis selbst dabei, diese Pläne zu vereitlen. Er hat dem Antrag der kirchlichen Realschule in Markt Indersdorf zugestimmt, die in den klösterlichen Räumen eine Fachoberschule für die Ausbildungsrichtungen Wirtschaft, Verwaltung und Sozialwesen starten will. Es klingt zwar gut, wenn von der Diözese als Schulträger beteuert wird, mittelfristig auch einen technischen Zweig aufbauen zu wollen. Gleichzeitig verweist sie auf die enormen Probleme angesichts eines Standorts ohne die entsprechenden Ausstattungen und auch Praktikumsplätze.

Bevor der Landkreis Markt Indersdorf mit einer Fachoberschule versorgt, sollte er einen professionellen Versuch einer echten Bedarfsermittlung starten. Aber bitte nicht zu einem Zeitpunkt, an dem sich die potenziellen Interessenten schon für eine Fachoberschule angemeldet haben müssen.

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