Kommentar:Unterwanderte Hilfe

Die Hilfe für Flüchtlinge und Asylbewerber ist an Grenzen gestoßen. Nicht weil die Helfer überlastet sind, sondern weil einige von ihnen nicht mehr unparteilich handeln

Von Viktoria Großmann

Nun hat die Hilfe also Grenzen. Doch das liegt zumindest bei der Dachauer Tafel und auch beim Bayerischen Roten Kreuz nicht daran, dass die Helfer überlastet wären oder die Mittel zu begrenzt. Es liegt daran, dass die Hilfe nicht unpolitisch ist. Die Helfer werden unterwandert und einige lassen sich offenbar instrumentalisieren. Das Rote Kreuz wie auch die Tafel unter dem CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath orientieren ihre Hilfe am politischen Programm der CSU. In deren Reihen überwiegt nicht der Stolz darauf, dass im Freistaat die Aufnahme der Flüchtlinge im Vergleich zu anderen Bundesländern vorbildlich abläuft und Bayern eigentlich wie kein anderer Landesteil beweist, dass die Zuwanderung zu schaffen ist. Es überwiegt stattdessen das Befeuern von Sorgen und Ängsten, das Fordern von Abschottung und die Aufrechnung der Kosten.

Solche Argumentationen kommen auch bei Helfern an, die etwa die von einigen Politikern vorgegebene Unterscheidung in gute und schlechte Flüchtlinge übernehmen. Die Unterscheidung also in Kriegsverfolgte und angeblich bloße "Wirtschaftsflüchtlinge". Nun ruft nicht nur die Dachauer Tafel, sondern das Bayerische Rote Kreuz einen Verteilungskampf aus, wo gar keiner stattfindet und spielt ganz im Sinne mancher CSU-Politiker Bedürftige gegen noch Bedürftigere aus. Doch Politiker, die versuchen, die Wohlfahrt nach ihren Vorstellungen zu lenken, und Verbände, die sich darauf einlassen, riskieren einen immensen Vertrauensverlust.

Die sogenannte Flüchtlingsfrage ist keine, auf die es eine einfache Antwort gibt. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit dieser Herausforderung umzugehen. Keine wird morgen helfen. Eine einfache Antwort hatten bisher nur die Helfer, sie lautete: Helfen, ohne Ansehen von Nationalität, Rasse, Religion, sozialer Stellung oder politischer Überzeugung, wie es in den Grundsätzen des internationalen Roten Kreuzes steht. Das nennt man unparteilich. Damit ist es offenbar vorbei.

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