Es ist eine harte Auseinandersetzung, die CSU und SPD um die Fachoberschulen im Landkreis führen. Der Streit lappt zum Teil ins Persönliche, wenn SPD-Bildungsexperte Martin Güll dem vormaligen Landrat Christmann vorwirft, sich nicht ausreichend für eine staatliche Fachoberschule eingesetzt zu haben. Die CSU reagierte erbost. Letztlich gipfelt der Streit in der Frage, was der Landkreis dringender braucht: eine weitere private Fachoberschule, die schnell realisiert werden kann, oder eine staatliche Einrichtung, die kostenfrei ist und überdies mit weiteren Fachrichtungen ein Angebot abdeckt, das es bisher im Landkreis nicht gibt.
Güll hat recht, wenn er feststellt, dass gerade die Fachrichtung Technik immer wichtiger wird. Unternehmen beklagen einen zunehmenden Fachkräftemangel, weil die Ausbildungskapazitäten in diesem Bereich nicht ausreichen. Fachoberschulen, die Fachpraktika in eigenen Werkstätten anbieten, können die Situation verbessern. Die Bedeutung eines technischen Zweiges an einer Fachoberschule ist natürlich allen Kommunalpolitikern klar. Deshalb hat der Landkreis versucht, eine entsprechende Einrichtung auch in Dachau zu schaffen. Alfred Herbst, zuständig für die Schulen im Landkreis, versichert glaubhaft, dass diese Bemühungen ernsthaft waren. Doch die Probeeinschreibung scheiterte, nicht zuletzt, weil die konkurrierenden Schulen sie offenbar unterliefen.
Jetzt zweifelt das Kultusministerium an einem Bedarf - dies zumindest ist der Kenntnisstand der Verwaltung. Warum Martin Güll zu einer anderen Einschätzung kommt, sollte mit den Verantwortlichen im Ministerium geklärt werden. Die Aussagen widersprechen sich diametral, wenn der SPD-Bildungsexperte versichert, dass nach Auskunft des Ministeriums eine staatliche FOS zeitnah realisiert werden kann. Eine seltsame Ungereimtheit. Vielleicht könnte eine zweite Probeeinschreibung Klarheit schaffen.