Kommentar:Schule für die Demokratie

Die Stadt Dachau hat seit 1998 einen Jugendrat, der sich für die Belange junger Menschen einsetzt. Dabei lernen Jugendliche politische Teilhabe und wie Kommunalpolitik funktioniert. Genau das ist auch das Ziel des Dachauer Jugendkreistags.

Von Robert Stocker

Das Wort von der Politikverdrossenheit ist in aller Munde. Viele Bürger fühlen sich offenbar von der Politik nicht mehr ernst genommen. "Die machen doch sowieso, was sie wollen", heißt es dann. Die Spitzenpolitiker da oben, die Bürger weit unten. Es hagelt Kritik an Entscheidungen, die der normale Wähler nicht mehr nachvollziehen kann. Auch der Umgangston in der Politik ist vielen Menschen ein Dorn im Auge. Da lässt nicht nur US-Präsident Trump schön grüßen. Auch der Asylstreit zwischen den Unionsparteien war ein Beispiel dafür. Frust macht sich an der Basis breit. Und der hat inzwischen nicht nur die Wähler erfasst, sondern auch gewählte Mandatsinhaber, wie der Bürgermeister in Hebertshausen zeigt. Richard Reischl hat in seinem "Brief an meine CSU" dafür deutliche Worte gefunden.

Dass der Bürger tatsächlich Politik mitgestalten kann, dafür ist Kommunalpolitik ein gutes Beispiel. Hier wird praxisbezogene Politik gemacht, eine Politik, deren Folgen der Bürger unmittelbar spürt. Er muss sich nur einbringen wollen, um mitzugestalten. Je früher, desto besser für ihn. Bürgerbeteiligung ist bei großen Projekten inzwischen Standard. Viele Gemeinden im Landkreis bieten Jungbürgerversammlungen an, auf denen junge Leute ihre Anliegen vorbringen können. Die Stadt Dachau hat seit 1998 einen Jugendrat, der sich für die Belange junger Menschen einsetzt. Dabei lernen Jugendliche die Grundpfeiler der Demokratie kennen, erfahren, wie politische Prozesse vor sich gehen und wie Kommunalpolitik funktioniert. Genau das ist auch das Ziel des Dachauer Jugendkreistags. Seminare und Vorträge können Jugendlichen durchaus politische Bildung vermitteln. Die aktive Arbeit in einem politischen Gremium eignet sich noch weit besser dafür. Wer hautnah miterlebt, wie eine Entscheidung zustande kommt, kann sie auch besser beurteilen.

Kreisrat Sebastian Leiß (Freie Wähler) ist über den Dachauer Jugendrat in die Kommunalpolitik eingestiegen. Einige Kollegen im Kreistag bedauerten das, meinte der Jungpolitiker im Kreisausschuss selbstironisch. Doch das steht wieder auf einem anderen Blatt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: