Handyverbot an Schulen:Richtig vorleben

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Jugendlichen werden Handys an der Schule verboten. Auch Erwachsenen würde eine Auszeit manchmal gut tun

Von Marie Groppenbächer

Öfter mal abschalten - das sollte nicht nur für Jugendliche Smartphone-Nutzer gelten, sondern auch für Erwachsene. Ob auf der Straße, im Café, im Bus oder in der Konferenz mit den Arbeitskollegen, die Leute starren in ihre Handybildschirme. Wir kommunizieren mit der ganzen Welt gleichzeitig. Schließlich sind wir doch alle Multitaskingtalente, zumindest glauben wir das. Schnell der Freundin einen Screenshot des Zitronenkuchenrezepts schicken, der Mama ein Foto von ihrem Enkel oder noch eben E-Mails checken. Und gleichzeitig dem Partner zuhören, der gerne einen Rat im Umgang mit seiner etwas komplizierten Verwandtschaft hätte. Problematisch wird es, wenn das reale Gegenüber bemerkt, dass es ständig unterbrochen wird. Mal stoppt das leise Vibrieren von Glas auf Holz, dann wieder die Bitte, Gesagtes noch einmal zu wiederholen. Die Konzentration ist dahin. Außerdem ist es doch eine Frage des Respekts, sich die Zeit zu nehmen und sich ausschließlich auf den Menschen zu konzentrieren, der leibhaftig vor einem sitzt. Auch aus Selbstrespekt könnte man den gestressten Gedanken hin und wieder eine Auszeit einräumen, einen Moment der Ruhe und Konzentration.

Bereits Grundschulkinder lernen, einander aussprechen zu lassen, sich nicht ins Wort zu fallen. Macht Sinn. Der Redner verliert nicht den Faden, der Zuhörer hört zu. Eigentlich ist der konditionierte Blick aufs Smartphone, weil das Signal für eine neue Kurzmitteilung Alarm schlägt, doch nichts anderes als jemandem ins Wort zu fallen. Der Ton unterbricht den Sprecher und die Aufmerksamkeit des Zuhörers ist dahin.

Handyverbot an Schulen hin oder her, wie sollen Kinder und Jugendliche einen richtigen Umgang mit Handys lernen, wenn die Erwachsenen nicht im Stande sind, es ihnen anständig vorzuleben? Und wenn die Selbstdisziplin nicht ausreicht, hilft vielleicht ein ganz persönliches Handyverbot, zum Beispiel am Esstisch in der Küche.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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