Kommentar:Längst überfällige Idee der CSU

Der Vorschlag für "Dachauer Tage für Menschenrechte" passt zum Grundanliegen der Erinnerungspolitik: junge Menschen einzubinden

Von Wolfgang Eitler

In dem berühmten Erich-Kästner-Zitat kommt es auf den Doppelpunkt an. Es gibt nichts Gutes/außer: Man tut es." Mit ihm bezieht sich der Schriftsteller auf Kant und dessen ebenfalls noch berühmteren Kategorischen Imperativs. Wegen der enormen Tragweite des Vorschlags von Dominik Härtl, dem Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Dachauer Stadtrat, sind solche großen Worte wie das von Erich Kästner angebracht. Härtl will die Verleihung des Zivilcourage-Preises, der alle zwei Jahre verliehen wird, um ein Programm erweitern, das den schwergewichtigen Titel "Dachauer Tage für Menschenrechte" trägt.

Unabhängig von der Bürde des Titels und dem damit einhergehenden Anspruch ist eine solche kulturelle und zeitgeschichtliche Reihe in Dachau überfällig. Sie könnte auch der Selbstreflexion der Stadt dienen, wie sie als Lernort ihre eigenen spezifischen Ansätze und Anregungen entwickeln kann. Vor einigen Jahren hatte eine hoffnungsvolle junge Fotografin ihre Bilder von Dachau entwickelt und im Josef-Effner-Gymnasium ausgestellt. Sie zeigten eine Stadt an ihren Rändern, in ihren Orten, die Zuflucht für junge Menschen sind. Wie schwer es ist, die eigenen Gefühle und eigenen Perspektiven des Gedenkens, allgemein der Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte zu formulieren, belegte kürzlich eine weitere Ausstellung von Abiturenten am selben Gymnasium.

Eine programmatische Reihe, wie Dominik Härtl sie anscheinend vorschwebt, wäre also sehr gut geeignet, diesen Fragen des Gedenkens der Zukunft sowie der emotionalen und intellektuellen Aneignung der Geschichte anzunehmen. Sie ist auch überfällig. Bedauerlicherweise beeinträchtigt der CSU-Politiker seinen Vorschlag dadurch, dass er erst in zwei Jahren bei der nächsten Vergabe des Dachauer Zivilcouragepreises verwirklicht werden soll.

Dabei wäre jetzt die beste Gelegenheit, damit anzufangen; auch wenn das Programm kleiner als geplant ausfällt. Im Herbst findet das zeitgeschichtliche Symposium unter der Leitung der Historikerin Sybille Steinbacher statt, das sich mit Dachau und seiner Nachkriegszeit befasst. Deshalb die Frage an Dominik Härtl: Wann, wenn nicht jetzt: Sofort?

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