Kommentar:Gute Bilanz und schlechtes Image

Das Dachauer Helios Amper-Klinikum leidet unter einem schlechten Ruf. Die Geschäftsführung muss die Pflege glaubwürdig reorganisieren.

Von Wolfgang Eitler

Das Helios-Klinikum braucht den Stimmungswechsel, um in der Konkurrenz mit München langfristig zu bestehen. Der Landkreis braucht ihn, um nicht als gesundheitspolitischer Versager zu gelten, der die einst kommunalen Krankenhäuser in Dachau und Markt Indersdorf in eine fatale Privatisierung trieb. Allerdings erreichen beide den Wandel nicht allein mit positiven Ertragsbilanzen. Denn die Geschäftsführung steht in der Öffentlichkeit zu stark unter dem Generalverdacht, wirtschaftliche Erfolge durch überlastetes Personal zu erreichen.

Sie schafft ihn nicht, indem Klinikärzte eine Sympathieoffensive bei niedergelassenen Kollegen starten. Außerdem stand die medizinische Qualität nie zur Disposition im Gegensatz zur Pflege und zur Sauberkeit. Es nutzt der Geschäftsführung nichts, auf den Unterschied zwischen einem schmutzigen Fußboden und den Grundlagen der Hygiene hinzuweisen. Da mag es noch so sinnfällig erscheinen, dass Bakterien nicht über Füße, sondern mittels ungewaschener Hände übertragen werden.

Der einzige Weg raus aus dem Imagedesaster der vergangenen Monate führt über eine positive Resonanz unter der Belegschaft. Der Durchbruch kann nur gelingen, wenn Geschäftsführung und Betriebsrat die Ergebnisse ihres Konzepts zur Reorganisation der gesamten Pflege glaubwürdig belegen können. Das einzige Forum dafür als kritische Instanz ist der Kreistag. Dort muss Helios überzeugen und bei Nachfragen bestehen.

Da die Kreisräte Realisten und keine Visionäre sind, werden sie von Helios kein neues Modell erwarten, wie ein Klinikum gleichzeitig human und profitabel sein kann. Dazu setzt die Gesundheitspolitik des Bundes den Kliniken zu sehr zu, mit dem Ziel, viele von Ihnen zur Schließung zu zwingen.

Wie massiv der Konflikt zwischen Kommunal- und Bundespolitik auch in Bayern ausgebrochen ist, zeigen die Bestrebungen der Dachauer Nachbarlandkreise, dass Kliniken kooperieren. Und mehr noch Bürgerbegehren, wie in Altötting, die verhindern wollen, dass Krankenhäuser aufgegeben werden.

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