Kommentar:Gestörte Kommunikation

Der Landrat hätte die Helferkreise besser in die Formulierung der Hausordnung für die Flüchtlingsunterkünfte einbezogen. Sie zu verärgern, kann er sich nicht leisten

Von Anna-Sophia Lang

Hätte es eine Hausordnung für die Flüchtlingsunterkünfte im Landkreis von Anfang an gegeben, wäre der Sturm der Entrüstung wohl ausgeblieben. Hausordnungen gibt es überall, in Jugendherbergen, Mietwohnungen und Schwimmbädern. Meistens fallen sie überhaupt nicht auf. Auch in der Gemeinschaftsunterkunft in der Kufsteiner Straße gibt es schon seit Jahren eine, die man schon längst hätte übernehmen können. Jetzt tritt von einem auf den anderen Tag ein sechsseitiger Vorschriftenkatalog in Kraft, der teils abstruse Details regelt. Sogar der Landrat selbst sagt, mit gesundem Menschenverstand könne man das ein oder andere hinterfragen. Warum also in dieser Form und vor allem: Warum ausgerechnet jetzt? Da äußert der ein oder andere die Vermutung, dass der Zeitpunkt kein Zufall ist. Stefan Löwl hat schließlich schon vor Monaten gefordert, man müsse Sanktionen gegen Asylsuchende verhängen, die nicht putzen wollen. Nun hat er eine Vorlage in der Hand, die das ermöglicht.

Die Kritik der Helferkreise an der Hausordnung ist aber nur ein Symptom für einen viel tiefer liegenden Konflikt. In Wahrheit geht es um viel mehr als ein paar Regeln, es geht um den Einfluss des Landratsamts auf die Helferkreise. Der Landrat braucht sie. Ohne sie kann er die Menschen, die im Landkreis Schutz suchen, nicht betreuen. Gleichzeitig kann er die Freiwilligen nicht kontrollieren. Er kann ihnen keine Aufgaben zuteilen, sie nicht herbeirufen, wenn er sie braucht, und erst recht kann er ihnen nicht den Mund verbieten. Auch für die Vermittlung der Hausordnung an die Bewohner der Unterkünfte braucht er sie. Leider hat er sie nicht gefragt, was sie von dem Regelwerk halten, das seine Behörde da entwickelt hat. Das hätte er besser getan, denn jetzt muss er mit dem Zorn derjenigen umgehen, deren Hilfe er eigentlich braucht. Wenn passiert, was Peter Barth androht, dass nämlich das Landratsamt durch die immer weiter gehende Regulierung und Kontrolle in den Unterkünften die Helfer vergrault, steht Löwl irgendwann alleine da. Das kann er sich nicht leisten.

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