Kommentar:Finanzpolitik in der Zwickmühle

Auch Haimhausen, eine der wirtschaftlich stärksten Gemeinden im Landkreis, muss sich finanziell nach der Decke strecken. Viele wichtige Projekte verzögern sich. Die Kommune muss entscheiden, in welchem Maß sie sich künftig entwickeln will

Von Rudi Kanamüller

So schnell kann sich das Blatt wenden: Haimhausen, eine der wohlhabendsten Kommunen des Landkreises Dachau, muss sich finanziell plötzlich nach der Decke strecken. Der Vorzeigekommune steht zwar - um ein bekanntes Bild zu bemühen - finanziell das Wasser bei weitem noch nicht bis zum Hals, aber allzu große Sprünge sind vermutlich in naher Zukunft nicht mehr drin. Keinen anderen Schluss lassen die Daten von Gemeindekämmerer Peter Haslbeck zum Etat für das Jahr 2015 zu.

Die Botschaft ist bei den Gemeinderäten angekommen. Sie hat Wirkung gezeigt: Freiwillig haben sie sich eine fiskalische Selbstbeschränkung auferlegt und weitere Konsequenzen gezogen. Neue kostentreibende Projekte sollen, bevor sie vorangebracht werden, auf ihre finanzielle Machbarkeit hin untersucht werden.

Die Gemeinde wird vermutlich Abschied nehmen müssen von Projekten, die durchaus wichtig wären und auch prägend. Beispielsweise werden der überfällige Neubau des Rathauses und die Erweiterung des Feuerwehrhauses nicht mehr möglich sein. Um die finanzielle Anspannung zu mildern, muss gleichzeitig nach neuen Einnahmequellen gesucht werden. Die klassischen Optionen sind hier neue Gewerbegebiete und der Ausbau bestehender. Gleichzeitig aber haben solche Maßnahmen zur Folge, dass der hausgemachte Druck auf die Gemeinde nach wiederum neuen Wohngebieten und neuen Infrastrukturmaßnahmen wächst.

Insofern bahnt sich in Haimhausen ein Zielkonflikt an, der die Debatten im ganzen Landkreis bestimmt. Wollen wir Wachstum oder Beschaulichkeit? Wie ist beides möglich? Die Kommunalpolitik befindet sich in einer Art Zwickmühle. Am Beispiel Haimhausen: Selbstverständlich muss die Gemeinde sparen, gleichzeitig wäre sie schlecht beraten, Investitionen in Zukunftsprojekte langfristig zu verschieben, wenn nicht zu vermeiden. So würde sie heimische Betriebe nicht mehr fördern können. Insofern geht es Kämmerer Haslbeck und dem Gemeinderat nicht anders wie den Kollegen in der großen Politik: Wie findet man die richtige Balance?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: