Kommentar:Endlich den Konter setzen

Die Gemeinde Karlsfeld braucht mehr Einnahmen. Nur ein neues Gewerbegebiet auszuweisen, reicht allerdings nicht

Von Gregor Schiegl

Es ist schon eine verrückte Welt. In Berlin feiert man sich, wenn man es in Zeiten guter Konjunktur ausnahmsweise mal schafft, nicht mehr auszugeben als einzunehmen. In Karlsfeld spricht man schon von einem blauen Auge, wenn man noch einmal ohne Kreditaufnahme über die Runden kommt. Die mittelfristige Verschuldung von 30 Millionen Euro, auf die die Gemeinde jetzt zusteuert, ist - um im Bild zu bleiben - schon fast ein K.-o.-Schlag. Dabei leistet sich die Gemeinde kaum etwas, das nicht von Gesetzes wegen vorgeschrieben wäre wie sichere Straßen, Schulen, Kindergärten und Krippen.

Die Sparpotenziale sind aufgebraucht. Soll die Schuldenlast nicht die letzte Handlungsmacht der Gemeinde erdrücken, braucht sie unbedingt mehr Einnahmen. Über Abgaben ist das nicht zu bewerkstelligen, schon jetzt können sich viele das Leben in Karlsfeld kaum leisten. Naheliegend ist daher die Forderung von CSU und SPD ein neues Gewerbegebiet auszuweisen. Der Ansatz ist richtig, weil finanziell unvermeidlich. Aber er ist unzureichend. Die Investoren und Bauträger, die mit ihren Projekten im heiß begehrten Wohnort Karlsfeld ihre Gewinne abschöpfen, lassen die Gemeinde auf den Lasten sitzen, nämlich den Kosten für den Ausbau der Infrastruktur: mehr Kindergärten, mehr Krippen, größere Schulen.

Als noch die Eon-Millionen in Karlsfelds Kämmerei flossen, konnte sich die Gemeinde das leisten. Jetzt sollte sie dem Beispiel Münchens mit seinem Modell für soziale Bodennutzung folgen, wie es das Bündnis für Karlsfeld vorgeschlagen hat. Noch in diesem Jahr soll das Thema sozialer Wohnungsbau auf die Agenda. Es ist das mit Abstand wichtigste Thema in Karlsfeld. Soll es hier nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleiben, muss die Gemeinde endlich den Konter setzen und die Investoren mit in die Verantwortung nehmen.

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