Kommentar:Ein Kurswechsel ist angesagt

Die Kommunalpolitik im Landkreis hat sich viel zu lange nicht um den sozialen Wohnungsbau gekümmert. Das rächt sich nun.

Von Helmut Zeller

Auf Dachau steuert eine humanitäre Katastrophe zu: 200 Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, droht Obdachlosigkeit. Das in einer Stadt, die trotz großer Probleme noch immer zu den finanziell am besten aufgestellten Kommunen Bayerns gehört. Zumindest kann Dachau sich nach wie vor ein reiches Kulturleben leisten oder auch ein Luxusprojekt wie ein neues Hallenbad. Die Stadt muss das Problem lösen, dazu ist sie verpflichtet. Aber es ist dem Oberbürgermeister hoch anzurechnen, dass er nicht darum herumlaviert, sondern es klar benennt und nach einer tragfähigen Lösung für die Zukunft sucht. Die kann nur heißen: Die Stadt muss selbst, was bisher vermieden wurde, neue Unterkünfte bauen. Der Appell an die Solidargemeinschaft wird, das muss man befürchten, zu keinem durchschlagenden Erfolg führen. Und um möglichen Ressentiments gleich zu entgegnen: Es sind nicht Flüchtlinge und Asylsuchende, die das Problem verursachen. Einmal lässt der Staat, der viel über Integration spricht, die Leute auf der Straße stehen. Vor allem aber liegt dem ganzen Problem die unerträgliche Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt zugrunde, die auch zunehmend viele Dachauer Familien in die Obdachlosigkeit treibt. Die Politik unternahm so gut wie nichts dagegen.

Die Versäumnisse der Politik treffen nun eine Kommune, die im Landkreis als fast einzige im sozialen Wohnungsbau engagiert war und ist. 1300 Wohnungen hat die Stadtbau bisher erstellt, ungefähr 100 kommen in nächster Zeit dazu. Aber auf der Warteliste stehen mit höchster Priorität bereits 400 Suchende. Die Obdachlosigkeit, von der die Schwächsten betroffen sind, ist eine Seite des drängenden Problems im Großraum München: Schon Normalverdiener können die enorm gestiegenen Miet- und Bodenpreise kaum stemmen. Altlandrat Hansjörg Christmann stellte fest, dass auch die Kommunalpolitik im Landkreis den sozialen Wohnungsbau aus dem Auge verloren hat. Damit und mit dem Thema Obdachlosigkeit werden sich auch die anderen Gemeinden rasch befassen müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: